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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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weiter.«
    »Ach nee, er ist schüchtern.«
    »Falsch. Ich habe es eilig«, erwiderte ich.
    »Jetzt sei artig. Angus und ich hatten fast einen ganzen Monat mehr kein Mädchen.«
    »Und das letzte war hässlich.«
    »Hässlich, aber willig.«
    Sie lachten.

    »Ich bin kein Mädchen«, sagte ich.
    Sie sahen sich an, dann lachten sie nur noch lauter.
    »Das ist egal«, sagte Angus, der mit dem Matschauge, schließlich. »Kapiert? Und jetzt steigst du von deinem Gaul und lässt schön die Hosen runter.«
    Ich rührte mich nicht.
    »Mach schon, was Angus gesagt hat!«, fauchte der andere.
    »Wenn ihr wollt, dass ich das tue«, sagte ich, »solltet ihr besser eure Schießeisen ziehen.«
    Plötzlich wurden sie ungewöhnlich ernst.
    »Versucht es doch, Jungs«, meinte ich. »Oder reitet weiter.«
    Sie musterten mich lange. Ich sah, wie ihre Blicke über meine Colts und die zerrissene, blutverschmierte Seite meines Hemdes glitten, sah, wie sie sich meine auf den Oberschenkeln ruhenden Hände und dann mein Gesicht anschauten. Für mein Gesicht ließen sie sich besonders viel Zeit.
    Dann sagte Angus: »Nichts für ungut, Mister. Wir haben nur Spaß gemacht.«
    Der andere nickte. »Wir müssen weiter. Adios .«
    Dann ritten sie an mir vorbei.
    Ich ließ General wenden, da ich keine Lust verspürte, mir eine Kugel in den Rücken schießen zu lassen.
    Angus und sein Freund ritten langsam weiter, ohne sich einmal umzudrehen. Dann gab Angus seinem Pferd plötzlich die Sporen. Sein Freund tat es ihm nach, und sie galoppierten davon.
    Ich ritt weiter und versuchte zu verstehen, was da gerade eigentlich passiert war. Die Art und Weise, wie die beiden Kerls nachgegeben hatten, war irgendwie merkwürdig.
Doch noch seltsamer empfand ich das Fehlen jeglicher Gefühle. Die Schurken hatten mir Gewalt antun wollen, aber ich hatte keinen Augenblick lang Angst gehabt. Ich war auch nicht erleichtert gewesen, als sie die Idee verwarfen und weiterritten.
    Nur eines war ganz klar gewesen: Ich hätte beide ohne mit der Wimper zu zucken erschossen.
    Natürlich wünschte ich mir das nicht.
    Es war mir einfach egal.
    Am späten Nachmittag tauchte ein Planwagen am Horizont auf. Er war wie ich in westlicher Richtung unterwegs, fuhr aber so langsam, dass ich ihn überholen würde.
    Die hintere Öffnung war von einer Decke versperrt, so dass ich nicht sehen konnte, wie viel oder was für Leute dort reisten.
    Wer auch immer in dem Wagen fuhr, ich wollte nichts mit ihm zu tun haben.
    Also trieb ich General an.
    Doch als wir uns auf gleicher Höhe befanden, sah ich, dass die Leinwand mit roten Flaschen bemalt war. Dazwischen standen die Worte:
    DR. JETHRO LAZARUS
LIEFERANT DES WELTBEKANNTEN
WUNDERELIXIERS
»Hilft gegen alle Leiden.«
    Da stand noch mehr, also zügelte ich General, bis er im Schritttempo ging.
    In der Nähe des Wagenhecks stand geschrieben, dass eine Flasche Wunderelixier »bloß einen Dollar« kostete. Ein Stück vor dem Kutschbock stand:
    DAS WUNDERELIXIER
GARANTIERT DIE HEILUNG BEI
Keuchhusten
Schlagfluss
Furunkel
Frauenbeschwerden
Arthritis
Klapperschlangenbissen
Wassersucht
Schwindel
Tod
    Ich fand die Liste durchaus amüsant, bis mein Blick auf die letzte Zeile fiel. Tod. Das nahm der Sache dann doch den Witz.
    Ich gab General die Sporen, in der Absicht, solchem Unsinn zu entfliehen.
    Als wir an dem Wagen vorbeikamen, warf ich einen Blick auf den Fahrer. Er saß ganz allein auf dem Kutschbock.
    »Hallo, junger Herr!«
    »Guten Tag«, sagte ich und ließ ihn hinter mir zurück.
    »Der Feige stirbt schon vielmals, eh er stirbt«, rief er mir hinterher.
    Nun, ich verstand zunächst nicht so richtig, was er damit gemeint hatte. Und es war nichts dagegen einzuwenden, dass er mich einen Feigling nannte, wenn es ihm Spaß machte. Doch als ich die Worte erkannte, zügelte ich General.
    Als der Wagen nahe genug herangepoltert war, erwiderte ich den Blick des alten Mannes und sagte: »Die Tapferen kosten einmal nur den Tod.«

    Er lächelte freundlich. »Ein Mann von Bildung. Höchst erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen. Dr. Jethro Lazarus.«
    »Trevor Bentley.«
    »Der zweifellos aus dem Land des unsterblichen Barden kommt.«
    »Stimmt«, sagte ich.
    »Hätten Sie Lust, mir auf dem Kutschbock Gesellschaft zu leisten?« Er klopfte auf den Sitz neben sich.
    Nun, er sah seltsam aus, aber durchaus harmlos, ein untersetzter Bursche mit roter Nase und weißem Bart, auf dem Kopf einen Bowler, in dessen Krempe zwei weiße Federn steckten, auf

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