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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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wissen.«
    Der von den Toten Auferstandene lächelte nicht länger. Aber er machte sich auch nicht aus dem Staub.
    »Am besten hauen Sie ab«, warnte ich ihn.
    Er blieb auf den Knien.

    Lazarus kroch rückwärts aus dem Wagen und zerrte eine Holzkiste mit sich. »Warum haben Sie ihm das gesagt?« Er hörte sich ein wenig verärgert an.
    »Keine Sorge. Er ist noch da.«
    Lazarus stieg aus dem Wagen. »Der Junge nimmt Sie auf den Arm«, rief er dem Mann zu.
    »Oh, das weiß ich doch, Jethro.«
    Dr. Jethro Lazarus verdrehte die Augen. Dann nahm er eine Flasche aus der Kiste, als wäre nichts geschehen. »Hier ist schon mal eine«, sagte er und gab sie mir.
    »Sie haben mir gesagt, dass Sie ihn wieder töten wollen«, sagte ich.
    »Das muss er doch nicht unbedingt mitbekommen.«
    »Es wird ihm nicht verborgen bleiben, wenn Sie anfangen, ihn zu erwürgen.«
    »Ich werde es schnell und schmerzlos machen.«
    »Ich sag Ihnen was, ich mache es auf eine noch schnellere Art.« Ich warf die Flasche von der rechten Hand in die linke und zog den Colt.
    »Nein!«, schrie Lazarus.
    »Nicht!«, brüllte sein Freund.
    Dann sprach mein Colt und ließ um ihn herum Staubfontänen aufwirbeln. Er sprang auf und rannte los.
    »Hiergeblieben!«, rief ich.
    Er erstarrte und hob die Hände.
    »Bitte! Nicht schießen!«
    »Kein Grund zur Panik«, sagte ich ihm und zielte sorgfältig auf seine Brust. »Dr. Lazarus wird Sie wiederbeleben.«
    Lazarus kicherte. »Ich glaube, man ist uns auf die Schliche gekommen.«
    »Er will mich erschießen!«

    Kopfschüttelnd steckte ich den Colt ins Holster zurück.
    Der Wiederauferstandene sah ziemlich erleichtert aus. Er kam zu uns zurück, wobei er mich nicht aus den Augen ließ. Unterwegs schob er die Hand in die Hosentasche und zog eine Art Nagetier am Schwanz heraus. Es sah so platt aus, als wäre jemand darauf getreten. Er warf es beiseite, und es landete im Sarg. »Wie hat er es rausgekriegt?«, fragte er Lazarus.
    »Du hast mich mit meinem Namen angeredet, Dummkopf.«
    »Das war nicht alles«, sagte ich ziemlich selbstzufrieden. Zum ersten Mal seit der Schießerei im Lager fühlte ich mich besser. Ich ertappte mich sogar dabei, dass ich lächelte. »Davon mal abgesehen, gelingt es euch beiden Schwindlern tatsächlich, jemanden reinzulegen?«
    »Meistens klappt’s«, sagte Lazarus.
    Sein Partner hatte uns erreicht. Selbst ohne das tote Vieh duftete er nicht gerade nach Rosen. »Ich bin Ely«, sagte er und streckte die Hand aus.
    Es war dieselbe Hand, mit der er sich des verwesten Kadavers entledigt hatte, deshalb schüttelte ich sie nicht und tippte stattdessen an die Hutkrempe. »Trevor Bentley.«
    »Ich bin froh, dass Sie mich nicht mit Blei gespickt haben. Wollen Sie ein Lakritz?« Er wühlte in der anderen Tasche herum und brachte eine Lakritzstange zum Vorschein.
    Sie ließ mich an Sarah denken, mit der ich diese Leckerei bei unseren Stadtbesuchen genossen hatte. Eine Spur von Traurigkeit überkam mich, bis mir klarwurde, dass Ely das Lakritz zum Zunge- und Lippenschwärzen gebraucht hatte.

    »Nein, vielen Dank«, sagte ich, da ich nichts wollte, was er in der Hand gehalten hatte. »Ich will meine Zunge nicht schwarz färben.«
    Das brachte sie zum Lachen. Ely biss ein Stück Lakritz ab und kaute darauf herum.
    »Das an Ihrem Hals ist doch Schuhcreme, oder?«, fragte ich.
    Lazarus klopfte mir auf die Schulter. »Sie sind zu gerissen für uns.«
    »Und wo kommt die Gesichtsfarbe her?«
    »Asche«, sagte Ely. Er machte einen Finger nass, ungeachtet der Tatsache, dass er damit den Kadaver aus der Tasche geholt hatte, und wischte sich über die Wange. Ein Streifen Grau verschwand. Darunter kam rosige Haut zum Vorschein. Ely grinste, als hätte er mir das Geheimnis des Universums offenbart.
    »Ihr beiden habt euch meinetwegen eine Menge Arbeit gemacht.«
    »Verkauf ist Verkauf«, sagte Lazarus. »Ich hoffe, Sie tragen uns nichts nach.«
    »Nun, es war eine interessante Vorstellung.«
    »Und«, erwiderte Lazarus, »wie viele Flaschen Wunderelixier möchten Sie denn nun haben?«
    Ich hielt die Flasche noch immer in der Hand. Ich schüttelte sie und sah zu, wie die rote Flüssigkeit in Bewegung geriet. »Was ist das eigentlich?«
    »Geheime Kräuter und Gewürze aus dem Fernen Osten, macht garantiert …«
    »Nun hören Sie schon mit dem Unsinn auf.«
    »Gin und Kirschsirup«, sagte Lazarus.
    »Tatsächlich?« Nun, ich glaubte ihm. Ich entkorkte meine Flasche, roch daran und nahm einen Schluck.

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