Der Ripper - Roman
die Weste fiel so tief hinunter, dass ihr Saum den Griff seines Sechsschüssers bedeckte. Die Hose klatschte um seine Beine wie ein paar Segel.
Selbst der dichte, dunkle Schnurrbart sah aus, als gehörte er ins Gesicht eines doppelt so großen Mannes.
»Vielen Dank«, sagt er mit einem Seufzer. »Ich heiße Dire. Barney Dire.« Er tippte an die Hutkrempe.
»Ich bin Trevor«, sagte ich. »Das ist Jesse.«
»Freue mich, eure Bekanntschaft zu machen, Leute.«
Er verbreitete eine ruhige, freundliche Ausstrahlung. In seinem Blick lag ein Hauch Humor, der mich an Jesse erinnerte. Obwohl es angebracht sein mochte, weiterhin auf der Hut zu bleiben, steckte ich den Colt weg.
»Ich fürchte, wir können Ihnen nichts zu essen anbieten«, sagte ich. »Wir haben eben alles aufgegessen.«
»Es sei denn, Sie mögen getrocknetes Maultierfleisch«, sagte Jesse.
Barney lachte und schüttelte den Kopf. »Nein, schätze, ich muss das Angebot ablehnen. Trotzdem vielen Dank. Hatte sowieso nur vor, mich einen Augenblick lang zu setzen und ein bisschen mit euch Leuten zu schwatzen. Joey, mein alter Gaul, redet nicht gern.«
»Allein zu reisen kann ganz schön einsam sein«, sagte ich.
»Tja, es gibt schlimmere Dinge als die Einsamkeit. Ich reite lieber allein, als irgendeinen Miesepeter am Hals zu haben. Oder ein Mädchen, wenn Sie entschuldigen, Miss Jesse.«
Ich warf Jesse einen Blick zu und sah, dass sie lächelte. »Was haben Sie gegen Mädchen?«, fragte sie.
»Tja, im Allgemeinen ist das ein trauriger Haufen. Immer nur herumkommandieren und jammern. Nicht, dass ich damit sagen will, dass Sie solch eine Plage sind.« Er blinzelte mir zu.
»Jesse ist in Ordnung«, sagte ich.
Sie lachte.
»Zuerst wollen sie, dass man sesshaft wird. Und dann darf man kein bisschen Spaß mehr haben. Sie machen gleich Ärger, wenn man mal einen trinkt oder plaudert, und sie behandeln deine Freunde wie Dreck. Ich glaube, wenn sie könnten, würden sie einen einsperren und nie mehr rauslassen.«
»Sie scheinen aber keine hohe Meinung von den Frauen zu haben«, warf ich ein.
»War zweimal mit solchen Kreaturen verheiratet. Waren beides prächtige Mädchen, bis wir den Bund fürs Leben geschlossen haben. Ehe ich mich versah, wollten sie mich ändern. Hatte ganz den Anschein, als würden sie perfekte Gefängniswärter abgeben.«
Jesse lachte.
»Das heißt nicht, dass ich Sie mit einbeziehe«, sagte Barney zu ihr.
»Vielen herzlichen Dank.«
»Wollen Sie Trevor heiraten?«
»Ich schätze mal, jetzt, wo Sie ihm solchen Unsinn ins Ohr gesetzt haben, wird er mich nicht mehr fragen.«
Das ließ Barney leise kichern. »Nun ja, ihr seid beide noch mächtig jung. Kaum älter als Kinder. Es gibt keinen Grund, warum man eine so knifflige Sache wie eine Ehe überstürzen sollte. Wie habt ihr beiden euch kennengelernt, wenn ich fragen darf?«
»Jesse wollte mein Pferd stehlen.«
»Schrei es doch gleich in die Welt hinaus!«, protestierte sie.
»Nun, du hast es doch nicht bekommen, oder?«
»Aber nur, weil ich es dir leichtgemacht habe.«
»Ich hatte dich vor der Mündung meines Colts!«
»Ich habe mein Messer nicht gezogen!«
»Immer mit der Ruhe, Leute«, sagte Barney. »Um Himmels willen, wir wollen doch hier kein Blutvergießen.«
»Er hat angefangen«, sagte Jesse.
»Habe ich nicht.«
»Hast du doch.«
»Das kommt davon, wenn ich meine Nase in Dinge stecke, die mich nichts angehen«, unterbrach Barney uns. »Es tut mir aufrichtig leid, dass ich gefragt habe. Jemand sollte sie mir abschneiden, damit ich aufhöre, sie hinzustecken, wo sie nicht hingehört. Obwohl mir bereits genug fehlt.« Er hielt die Hand hoch, um uns zu zeigen, welche Teile er meinte. »Die haben sie mir Vierundachtzig in Phoenix abgeschossen. Dabei hatte ich mich überhaupt nicht eingemischt. Trank gerade ein Bier, als ein paar Hitzköpfe am anderen Ende der Bar um sich schossen und ich eine verirrte Kugel abbekam. Riss mir sauber die Finger ab.«
»Ich hatte schon gedacht, eine Ihrer Frauen wäre mit dem Messer auf Sie losgegangen«, sagte Jesse.
»Nein, so war das nicht. Aber Sie haben gar nicht so weit danebengelegen. Meine erste Frau ist immer mit dem Messer auf mich losgegangen, wenn ich angeduselt nach Hause kam. Kann auch ein paar Narben vorzeigen, allerdings hat sie mir nichts abschneiden können. Ich bin klein, aber schnell.« Er hielt das, was von seiner Hand übrig geblieben war, näher ans Feuer und betrachtete sie. »Nein, nicht Aggie hat meine
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