Der Ripper - Roman
Sie müssen wissen, Mutter unterrichtet Geige. Sie hatte der einbeinigen Liz eine Stunde gegeben …« Und so weiter.
Da wir vermutlich den ganzen Tag unterwegs sein würden und Barney die Geschichte genoss, ließ ich mir Zeit. Ich erzählte meine Abenteuer in allen Einzelheiten, wobei ich manchmal die Dinge etwas beschönigte, manchmal unverschämt log. Aber schließlich kam ich zu der Stelle, an der wir uns entschieden hatten, nun doch nicht nach Tombstone zu reiten.
»Jesse hatte Angst, Sarah könnte dort sein. Sie kennen ja die Frauen.«
»Und ob.«
»Was mich nun anging, ich wollte lieber die Jagd nach Whittle aufgeben, als Jesse einem Risiko auszusetzen. Ich hatte gesehen, was er Mary und Trudy angetan hat. Ich konnte nicht zulassen, dass das Jesse passierte. Also hielt ich es für das Beste, Tombstone zu umgehen und Whittle einfach zu vergessen. Dieser Entschluss war sogar eine große Erleichterung. Aber dann sind Sie gestern Abend in unser Lager gekommen und haben von Apachen-Sam erzählt.«
»Es tut mir aufrichtig leid, dass ich den Mund aufgemacht habe.«
»Irgendwann hätten sich Whittles und unsere Wege vermutlich sowieso gekreuzt, selbst wenn wir Ihnen nicht begegnet wären. Es ist, als wäre alles vorherbestimmt.«
»Eines steht jedenfalls fest: Ihre Jesse, die will, dass Sie die Sache zu Ende bringen.«
»Sie hat mehr Schneid als Verstand.«
»Oh, ich schätze, sie weiß ganz genau, was sie tut.«
»Warum habt ihr so lange gebraucht?«, rief Jesse von ihrem Sitzplatz auf dem Felsen am Fuß des Dogtooth Mountain.
Es war später Nachmittag. Ich war die letzten paar Stunden zu Fuß gegangen, um Joey eine Verschnaufpause zu gönnen.
»Der Teufel soll dich holen, Jesse!«, brüllte ich.
Sie lächelte zu uns herunter. »Kein Grund, sich aufzuregen, Trevor. Howdy, Barney.«
»Howdy, Miss Jesse.«
»Hoffe, ihr Jungs habt euch nicht verausgabt.« Sie stand auf und drehte uns den Rücken zu. Dann verschwand sie einen Augenblick lang aus unserem Blickfeld und kam dann mit General im Schlepptau hinter dem Felsen hervor. Trotz ihrer munteren Begrüßung sah sie ziemlich verlegen aus. »Wirklich nett von Ihnen, dass Sie Trevor den Weg gezeigt haben«, sagte sie zu Barney.
»Schätze, ich hab ihm einiges an Stiefelsohle gespart.« Er lächelte mich an. »Jetzt können Sie sich bei mir bedanken. Ich habe Sie bei ihr abgeliefert.«
»Ich bin Ihnen auch sehr dankbar. Vielen Dank.«
»Nun, ich habe eine gute Geschichte zu hören bekommen. Passt auf euch auf, ja?« Er tippte an die Hutkrempe.
»Sie wollen doch wohl nicht weiter?«, fragte ich.
»Aber sicher. In meinen Plänen ist kein Platz für die Jagd nach Apachen-Sam oder Whittle. Ich habe es immer für wesentlich gesünder gehalten, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, statt nach ihnen zu suchen. Also Adios, junge Herrschaften. Versucht, am Leben zu bleiben.«
Er wendete Joey und trabte los.
»Nochmals vielen Dank!«, rief ich ihm hinterher.
Er schwenkte den Hut. Dann beschrieb der Pfad einen Bogen, und Barney verschwand hinter ein paar Felsen aus unserem Blickfeld.
Ich wandte mich Jesse zu.
»Jetzt sieh mich nicht so an«, sagte sie. »Ich habe getan, was ich tun musste. Mich wundert bloß, dass du nicht zuerst daran gedacht und mich zurückgelassen hast.«
»Der Gedanke ist mir gekommen«, gab ich zu. »Aber ich war klug genug, es mir zu verkneifen. Das war ganz schön niederträchtig und gemein.«
»Nun, auf jeden Fall hat es funktioniert. Wir sind beide hier. Wie hast du Barney dazu gebracht mitzukommen?«
»Er hat gern geholfen, nachdem ich ihm erklärte, was du getan hast. Er meinte, du wärst nicht ganz richtig im Kopf.«
»Ich wollte einfach nicht riskieren, dass du mich zurücklässt.«
»Ich hatte nicht vor, dich zurückzulassen.«
»Oh doch. Ich kenne dich, Trevor Bentley. Du hättest nie die Jagd nach Whittle aufgenommen, ohne mich vorher loszuwerden.« Sie stemmte die Hände in die Hüften und beugte sich vor, bis sich unsere Gesichter fast berührten. »Habe ich Recht oder nicht? Sag es.«
»Ich hätte mich nicht aus dem Staub gemacht und dich zurückgelassen.«
»Sag nicht, ich hätte dich allein zurückgelassen. Barney war bei dir.«
»Ich hätte dich auch nicht bei Barney gelassen. Ich hätte dich überhaupt nicht zurückgelassen. Wir sind Partner, weißt du noch? Partner bleiben zusammen.«
Sie nahm die Hände herunter und senkte den Kopf. »Nun, ich wusste ja, dass du nachkommen würdest«, sagte sie dann mit
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