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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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haben.
    Jesse musterte General. »Er wird wohl gerade eben durchpassen.«
    »Dann komm, mein Junge«, drängte ich General und zog an den Zügeln. Er schnaubte, kam aber gehorsam mit.
    Wir hatten die Felsgasse etwa zur Hälfte durchquert, als General plötzlich durchdrehte. Seine Augen quollen hervor, seine Ohren zuckten nach vorn, er wieherte und bäumte sich auf. Das hätte mir fast den Arm abgerissen, bevor ich die Zügel loslassen konnte. Ich sprang nach vorn, um den tretenden Hufen zu entgehen. Noch immer auf den Hinterbeinen versuchte General, sich herumzudrehen. Einen Augenblick lang steckte er in der engen Gasse fest und stieß fürchterliche Laute aus. Die Gewehre
und die Satteltaschen rutschten ihm vom Rücken. Dann hatte er es geschafft, sich umzudrehen. Bevor ich etwas unternehmen konnte, galoppierte er den Weg zurück, den wir gekommen waren.
    Ich stürmte hinterher und rief seinen Namen. Aber General hörte nicht und galoppierte weiter. Ehe ich mich versah, verschwand er hinter einer Biegung. Ich blieb stehen, und während ich nach Luft rang, verhallte das Geklapper seiner Hufe in der Ferne.
    »Blöde Schindmähre«, murmelte ich, dabei hatte ich das Gefühl, jeden Augenblick in Tränen ausbrechen zu müssen. Doch ich hielt sie zurück und zwängte mich wieder in die Gasse.
    Wenigstens hatte uns General die Gewehre und die Satteltaschen gelassen. Nur das Wasser war weg. Jesse kniete am Boden und öffnete gerade eine der Taschen. Sie holte die Wasserflasche hervor, die glücklicherweise nicht entzweigegangen und noch etwa halbvoll war.
    »Er ist weg«, sagte ich.
    »Das müssen die Schlangen gewesen sein«, sagte Jesse. Sie steckte die Flasche zurück in die Tasche.
    »Wir müssen ihn finden.«
    Jesse schüttelte den Kopf. »Das wird so gut wie unmöglich sein. Bald wird es dunkel, und wer weiß, in welche Richtung er gerannt ist.«
    »Ich will ihn aber nicht verlieren«, sagte ich mit einem Kloß im Hals.
    »Ich weiß.« Sie sah selbst ziemlich niedergeschlagen aus. »Er ist ein guter alter Junge. Wir werden ihn wiederfinden.« Sie ging neben den Gewehren in die Hocke und fing an, sich mit den Knoten zu beschäftigen. »Doch im Augenblick dürfte es das Beste sein, uns dieser Posse anzuschließen.
Wir haben nicht viel Wasser. Morgen früh machen wir uns dann auf die Suche nach General.«
    »Ich wünschte, wir wären nie hergekommen«, sagte ich. »Wir haben unser Pferd und unser Wasser verloren. Wir sind von Klapperschlangen umzingelt. Wir haben uns verirrt. Vermutlich lauert Whittle hier irgendwo. Oder Apachen-Sam. Alles ist schiefgegangen.«
    »Tja, Trev«, sagte Jesse und sah zu mir hoch. »Man spielt die Karten aus, die man bekommen hat. Es ist nicht unbedingt das beste Blatt, aber wir haben nun mal kein anderes. Und jetzt komm, wir müssen die Posse finden.«

51
    Ein schrecklicher Fund
    Wir fanden die Posse kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Nach Generals panischer Flucht waren wir durch die Felsgasse gegangen und hatten einen freien Platz erreicht, der den Blick auf die Berggipfel freigab. Wir hielten darauf zu, umgingen ein paar Felsblöcke, stiegen einen Abhang hinauf und quetschten uns durch eine weitere enge Lücke.
    Dann hatten wir die Posse vor uns.
    Es waren etwa acht oder neun Mann und ebenso viele Pferde. Sie lagen über eine Lichtung vor dem Eingang zur Höhle verteilt.
    Ein Pferd lebte; es war an einem Stein festgebunden.
    Lebendig waren auch die Bussarde, die bei unserer Ankunft aufgeschreckt wegflatterten.
    Wir blieben reglos am Rand der Lichtung stehen.
    »Mein Gott«, flüsterte Jesse.
    Ich war wie vom Schlag gerührt. Doch ein Teil von mir blieb lebendig und sorgte dafür, dass ich in die Runde sah, um sicherzugehen, dass der Verantwortliche für das Massaker nicht in Sicht war.
    Das verschonte Pferd gehörte vermutlich dem Mörder. Also hielt er sich irgendwo in der Nähe auf. Das Pferd, ein heller Palomino, war gesattelt. Es sah in unsere Richtung und machte ein paar Schritte. Ich hörte den Klang der Hufe auf dem felsigen Boden. Demnach war es beschlagen.

    »Whittle«, flüsterte ich. »Ein Apache würde sein Pferd nicht beschlagen lassen.«
    »Es sei denn, er hätte es einem Weißen gestohlen«, erwiderte Jesse.
    Ich sah mir das Schlachtfeld an. Das Zwielicht war nicht dunkel genug, um viel davon zu verbergen.
    »Das war Whittle«, sagte ich.
    Ich wusste es, und dieses Wissen kam nicht allein von dem beschlagenen Pferd. Der Mörder hatte Männer und Pferde nicht einfach

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