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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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leiser Stimme.
    »Ich will nicht, dass du dich hier an diesem Ort aufhältst.«
    »Das weiß ich.«
    »Aber nur, weil du mir so viel bedeutest.«
    »Ich weiß.«
    Ich nahm ihre Hände und drückte sie. Jesse hob den Kopf. In ihrem Blick lag ein ungewöhnlicher Ernst.
    »Ich will nicht, dass man dich umbringt, Jesse. Ich könnte es nicht ertragen.«
    Sie erwiderte den Händedruck. Ein angedeutetes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, und ein Funkeln ihres üblichen Übermutes erschien wieder in ihren Augen. »Ich bin nicht so leicht umzubringen«, sagte sie. »Und du auch nicht. Wir werden die Sache ungeschoren hinter uns bringen.«
    »Ich will es hoffen.«
    »Trevor Bentley, du machst dir immer viel zu viele Sorgen.«
    »Das hat mir McSween auch mal gesagt. Er ist tot.«
    Jesse beugte sich vor und küsste mich auf den Mund. »Komm schon«, sagte sie. »Wir müssen eine Höhle finden.«

50
    Gefahr im Tal der Ungeheuer
    Ich warf General die Satteltaschen über und tränkte ihn. Jesse und ich banden die Gewehre zusammen und schnallten sie auf seinem Rücken fest, damit wir sie nicht zu tragen brauchten. Dann führten wir ihn den Pfad entlang.
    Schließlich kamen wir zu einer Abzweigung, die zum Berg hinaufführte. Der Pfad war steil und schlängelte sich den steinigen Abhang hinauf.
    »Das muss der Weg zum Gipfel sein«, sagte Jesse.
    »Bist du sicher, dass du das tun willst?«
    Sie sparte sich jede Erwiderung, sondern grinste nur spöttisch. Dann begann sie mit dem Aufstieg.
    Ich folgte ihr und führte General am Zügel hinter mir her.
    Kurz darauf blieb Jesse stehen und zeigte auf einen Haufen Pferdedung. »Die Posse ist diesen Weg gekommen«, sagte sie.
    »War sie auf dem Weg nach unten oder nach oben?«, fragte ich.
    »Das ist ein Haufen Dung, Trev, kein Telegramm von Western Union.«
    »Warum soll er denn überhaupt von der Posse stammen?«
    »Er stammt von einem Pferd. Eine Posse besteht aus Reitern, oder?«
    »Bibelverkäufer reiten auch.«

    »Pass auf, was du sagst, oder ich werfe dir die Pferdeäpfel an den Kopf.«
    Wir setzten uns wieder in Bewegung; unterwegs stießen wir immer wieder auf Dunghaufen. Sie konnten natürlich nicht alle von demselben Pferd stammen, also hatte Jesse mit ihrer Vermutung wohl Recht gehabt.
    Ich hoffte inständig, dass die Pferde ihr Geschäft auf dem Weg nach unten gemacht hatten. Ich hoffte, dass die Posse an der Höhle Erfolg gehabt hatte und wieder abgerückt war, und dass sie sich um die Leichen der Frauen gekümmert hatte. Ich hoffte, dass die Männer auch Whittles Leiche mitgenommen hatten, oder Apachen-Sams, falls doch ein Indianer der Täter gewesen war. Ich hoffte, dass wir nur eine leere Höhle vorfinden würden.
    Den Büchern zufolge, die ich gelesen hatte, waren Höhlen angenehm kühle Orte, selbst wenn draußen mörderische Temperaturen herrschten. Ich hoffte, dass diese Beschreibungen der Wahrheit entsprachen.
    Obwohl die Sonne schon tiefer am Himmel stand, hatte sie nicht viel von ihrer Kraft verloren. Ich troff förmlich vor Schweiß. Jesses Hemd war durchgeschwitzt und klebte ihr auf der Haut. Wir rangen beide nach Luft, aber wir blieben nicht stehen. Eine Höhle wäre geradezu ideal, um uns abzukühlen.
    Wie dem auch sei, der Bergpfad schlängelte sich immer weiter in die Höhe, und wir folgten ihm.
    Schließlich kamen wir zu einer Art Plateau. Dort herrschte ein ordentlicher Wind, der sich mächtig gut anfühlte. Wir blieben stehen und sahen uns um.
    Vor uns fiel der Boden steil in ein sonnenloses, flaches Tal ab, das nur aus Felsen bestand; hier wuchsen weder Baum noch Strauch. Zwischen den hohen Felsblöcken,
Steinsäulen und Geröllhängen schlängelten sich schmale, unübersichtliche Pfade. Dort unten hätte sich ein ganzes Heer verstecken können.
    Es war niemand zu sehen. Kein Mann, kein Pferd.
    Im Sonnenlicht jenseits des Tals ragte der obere Teil des Berges in die Höhe. Er hatte nicht nur einen Gipfel, sondern gleich sieben oder acht. Zwei davon waren höher als die anderen und erinnerten von der Form her an die Reißzähne eines Hundes. Ich begriff, wie es zu dem Namen Dogtooth Mountain gekommen war.
    »Wo ist diese Höhle?«, fragte Jesse.
    »Ich schätze, irgendwo dort unten«, sagte ich und deutete mit dem Kopf auf das Tal.
    »Ein hässlicher Ort«, meinte sie.
    »Das Tal der Todesschatten.«
    »Hör mit solchen Sprüchen auf, Trevor.«
    »Sieht aus wie ein Ort, an dem Ungeheuer auf der Lauer liegen.«
    Jesse versetzte mir einen Ellbogenstoß.

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