Der Ripper - Roman
getötet. Er hatte mit ihnen gespielt.
Viele Opfer waren zerstückelt. Der Kopf eines Pferdes lag zwischen den Beinen eines nackten Toten, das Pferdemaul berührte seine Genitalien. Alle Männer waren nackt. Einigen war der Bauch aufgeschlitzt und ihre Gedärme überall verstreut worden. Zwei Tote waren so arrangiert, dass es aussah, als führten sie einen unnatürlichen Akt aus. Vier Köpfe waren abgetrennt und auf verschiedenen Felsen zur Schau gestellt. Einigen Leichen fehlten die Genitalien. Der abgetrennte Arm eines Opfers steckte im Hintern eines Pferdekadavers.
Die Kleidung und die Waffen der Toten waren nirgendwo zu sehen. Mit Ausnahme von vier Stiefeln. Die steckten an den Hufen eines toten Pferdes. Irgendwo lagen noch ein paar Sättel herum mitsamt Ausrüstung.
Die Greueltaten waren von einer unaussprechlichen Brutalität, verrieten aber einen abartigen Sinn für Humor.
Allein Whittle war zu solchen Taten fähig.
Hielt er sich in der Höhle auf? Oder schlich er in der Nähe herum und würde uns gleich angreifen?
»Lass uns in Deckung gehen«, flüsterte ich.
Wir duckten uns hinter einen niedrigen Felsblock. Jesse ließ die Satteltaschen von der Schulter rutschen. Sie nahm das Henry-Gewehr vom Rücken.
Wir legten an und zielten auf den Höhleneingang.
»Du hattest Recht mit den Ungeheuern«, flüsterte Jesse.
»Der Mann ist ein Dämon«, sagte ich.
»Aber wie hat er sie alle töten können?«
»Er ist ziemlich schlau. Außerdem hielten sie nach einem Indianer Ausschau. Vermutlich hat er sie irgendwie überrumpelt.«
»Wenn er nicht weiß, dass wir hier sind, könnten wir ihn erwischen, wenn er aufbricht.«
Ich nickte.
Bald darauf brach die Nacht über uns herein.
Die Dunkelheit war gnädig, denn sie hüllte den Schauplatz des Massakers ein. Wir konnten nur noch Umrisse erkennen, die schrecklichen Einzelheiten blieben verborgen. Die Bussarde waren nicht wiedergekommen. Whittles Pferd war hell genug, dass wir es im Auge behalten konnten. Die Höhlenöffnung war ein schwarzer Fleck auf der grauen Felswand.
Ich konnte mir nicht vorstellen, wie Whittle aus der Höhle zu seinem Pferd kommen wollte, ohne dass wir es sahen.
Wir mussten nur so lange warten, bis er sich zeigte.
Dann konnten wir ihn erschießen.
Nachdem die Sonne untergegangen war, wurde es empfindlich kühl. Bei den Pferdekadavern waren sicher eine Menge Bettrollen und Decken. Doch ich wäre lieber erfroren, als mir eine zu holen.
»Vielleicht ist er ja gar nicht in der Höhle«, flüsterte Jesse irgendwann. »Er könnte genauso gut lange vor unserer Ankunft fortgeritten sein.«
»Und warum steht da das Pferd?«
»Vielleicht hatte er keine Lust, es umzubringen.«
»Das könnte schon sein«, gab ich zu.
»Wir sollten einen Blick in die Höhle werfen.«
»Bist du noch bei Sinnen?«
»Ist immer noch besser als dieses Warten. Wenn er tatsächlich drinnen ist, wird er sich vor dem Morgen nicht zeigen. Hätte er heute Abend reiten wollen, wäre er schon lange weg.«
»Es gibt keinen Grund, warum wir nicht bis zum Morgen warten sollten«, sagte ich. »Mir ist jede Zeit recht. Tatsächlich wäre es beträchtlich einfacher, ihn bei Tageslicht zu erwischen.«
»Es wäre leichter , ihn im Schlaf zu überraschen.«
»Aber vielleicht schläft er ja gar nicht«, gab ich zu bedenken.
»Und vielleicht ist er auch gar nicht in der Höhle. Aber falls doch, wird er nicht die ganze Nacht wach bleiben. Wir sollten uns reinschleichen und sehen, ob wir ihn nicht schlafend erwischen. Wir können ihn mit Blei vollpumpen, bevor er überhaupt die Augen aufschlägt.«
Ich sah zu der dunklen Höhlenöffnung hinüber. Sie war recht schmal, kaum breiter als meine Schultern und zu niedrig, um aufrecht hindurchgehen zu können. Wir würden uns ducken und nacheinander hineinzwängen müssen.
Falls wir uns überhaupt dazu entschlossen.
Trotz Jesses Argumenten war ich nicht sonderlich versessen auf ein solches Unternehmen.
»Was meinst du?«, fragte Jesse.
»Ich sage, wir warten, dass er herauskommt. Wenn wir uns in die Höhle wagen, laufen wir vermutlich in den Tod.
Whittle könnte uns in diesem Augenblick beobachten. Vielleicht hofft er sogar, dass wir etwas Derartiges tun, damit er uns in die Hände bekommt und sein Messer was zu tun hat.«
Jesse sah mich an und schüttelte den Kopf. »Na ja«, sagte sie schließlich. »Also gut.«
»Ich sehe einfach keinen Grund, warum wir uns in Gefahr begeben sollten, wenn wir ihn einfach aus dem Hinterhalt
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