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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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aufeinander, dass sie einen dünnen Strich bildeten.
    »Ich wünschte mir, du wärst draußen geblieben«, flüsterte ich. »Du solltest solche Dinge nicht sehen müssen.«
    »Wo ist er?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht da hinten.« Ich richtete einen Colt auf das dunkle Loch, das am anderen Ende der Höhle noch tiefer in den Berg führte.
    Wir hielten darauf zu. Doch um dorthin zu gelangen, blieb uns keine andere Wahl, als uns einen Weg an den Leichen, den Stangen mit ihren grausigen Trophäen und den Fackeln vorbei zu suchen.

    Wir kamen zu einem großen Haufen aus Männer- und Frauenkleidung, in dem sich auch Revolvergürtel samt Revolver, Sättel und Hüte befanden - die irdischen Besitztümer der vielen Toten. Natürlich hatte ich ihn schon zuvor bemerkt, aber der grauenvolle Anblick von Whittles Opfern hatte mich so verstört, dass ich mir keine Gedanken darüber gemacht hatte.
    »Grundgütiger, du bist das!«
    Die fröhliche Stimme, die mir so vertraut war, obwohl ich sie viele Monate nicht gehört hatte, hallte durch die Höhle.
    »Trevor Wellington Bentley! Ist das denn die Möglichkeit? Und dann noch in Begleitung einer wunderschönen jungen Dame! Wie aufmerksam von dir, mir ein Geschenk mitzubringen!«
    Ich wirbelte herum, versuchte, ihn zu entdecken.
    Jesse tat es mir nach.
    »Legt eure Waffen nieder«, rief er und hörte sich dabei ziemlich selbstzufrieden an. »Ich würde euch nur ungern erschießen und mir den Spaß an der Sache nehmen.« Ein Schuss krachte.
    Die Kugel traf keinen von uns. Ich sah auch nicht, wo sie einschlug, da meine Augen nach dem Mündungsblitz Ausschau hielten.
    »Da!«, stieß Jesse hervor.
    »Ja, hier drüben«, sagte Whittle. »Und jetzt lasst die Waffen fallen.«
    Er stand vierzig Schritte entfernt, den Rücken zur Felswand, und verschwand fast völlig hinter der Frauenleiche, die er sich vor den Körper hielt. Die Tote war mir bereits vorhin aufgefallen. Ihre Augenhöhlen waren leer, Lippen und Brüste fehlten, der Torso war von der Kehle
bis zum Becken aufgeschlitzt. Ich hatte diese verstümmelte Scheußlichkeit gesehen und sofort die Augen abgewandt, ohne auch nur einen Augenblick lang den Verdacht zu hegen, Whittle könnte sich dahinter verbergen.
    Er hatte ihr einen Arm um die Taille gelegt, doch der andere ragte ausgestreckt über ihre Schulter. Ein Colt zeigte in unsere Richtung. Whittles Gesicht hinter dem Revolverarm war kaum auszumachen.
    »Was hast du mit ihr gemacht?«, fragte ich.
    »Wovon sprichst du?«
    »Ich spreche von der, die geschrien hat.«
    »Ach so, die. Wolltest ihr zu Hilfe eilen, was?«, sagte er und stieß einen Schrei aus. Er klang aufs Haar genau wie eine Frau, die schreckliche Schmerzen erleiden muss.
    »Aufhören!«, brüllte ich.
    Der Schrei endete in Gelächter.
    »Du wusstest, dass wir da draußen sind?«, fragte Jesse.
    »Oh, aber natürlich. Allerdings wusste ich natürlich nicht, dass einer der Eindringlinge mein alter Freund Trevor ist. Und wie ist dein Name, meine Liebe?«
    »Das geht dich einen Dreck an.«
    Whittle kicherte. »Ich werde ihn schon aus dir herausholen. Für den Moment genügt es, wenn ihr beiden eure Waffen fallen lasst.«
    Jesse sah mich an, dann richtete sie den Blick wieder auf Whittle.
    »Soll ich bis drei zählen?«, fragte er.
    »Drei«, schrie Jesse und eröffnete das Feuer.
    Ich folgte ihrem Beispiel.
    Seite an Seite schossen wir, was die Waffen hergaben. Ich benutzte beide Colts gleichzeitig. Unsere Sechsschüsser krachten, und Whittle erwiderte das Feuer. Doch als
Schütze taugte er offensichtlich nicht viel, denn keiner von uns ging zu Boden. Unsere Schüsse lagen da schon besser. Whittle wäre ein toter Mann gewesen, hätte die Leiche nicht die meisten unserer Kugeln abgefangen. Sie trafen ihre Brust und ihre Schultern und gruben Furchen in ihre Seiten. Aber ihren Körper durchschlugen sie nicht.
    Jesses Colt verstummte. Ich warf ihr einen schnellen Blick zu. Sie begann nachzuladen.
    Whittle schoss erneut, und die Kugel pfiff an meinem Ohr vorbei.
    Ich wandte ihm wieder meine volle Aufmerksamkeit zu, entschlossen, ihn zu töten, bevor meine Colts leergeschossen waren.
    Eigentlich war nur ein Stück von seinem Gesicht zu sehen, also zielte ich darauf. Er riss es genau in dem Augenblick beiseite, in dem ich abdrückte. Der Schuss zerschmetterte die Zähne der Leiche. Die nächste Kugel stieß ihren Kopf zurück, die unmittelbar folgende streifte ihren Hals. Whittle schrie auf. Ich spannte beide Hähne und riss

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