Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
Wenn er nicht schwimmen konnte, hatte ich gesiegt.
    Ich lief auf einen Pier zu, an dem ein paar Boote festgemacht waren. Andere Boote trieben ein Stück vom Ufer entfernt. In der Ferne konnte ich die Tower Bridge sehen. Die Brücke verriet mir, wo ich mich ungefähr befand, aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Jetzt kam es nur noch darauf an, vor dem Ripper, der schnaufend und knurrend über die Holzbohlen stolperte, in den Fluss zu springen.
    Es herrschte Flut, also ging ich davon aus, nicht auf dem Uferschlick zu landen.
    Am Ende des Piers riss ich die Arme hoch und sprang, stieß mich so kräftig ab, wie ich nur konnte. Es schien, als flöge ich ewig durch die Luft. Dann tauchte ich in den Fluss ein. Er war nicht viel kälter als der Regen, und mir war von dem ganzen Laufen so heiß, dass es sich fast schon angenehm anfühlte. Ich blieb unter der Oberfläche und erkämpfte mir mithilfe kräftiger Beinarbeit den Weg durch die Strömung. Hinter mir ertönte kein Aufplatschen, allerdings war ich mir nicht sicher, ob ich das unter Wasser überhaupt gehört hätte.
    Vielleicht war mir der Ripper ja nicht ins Wasser gefolgt.
    Andererseits konnte er auch jede Sekunde nach meinem Fuß greifen.
    Ich schlug eine andere Richtung ein, um ihn loszuwerden.
    Die Atemluft wurde knapp, aber ich blieb unter Wasser, trat mit den Beinen und ruderte mit den Armen. Das Messer in meiner Rechten behinderte mich. Da es jedoch
durchaus möglich war, dass ich es erneut benutzen musste, hielt ich es fest. Meine Brust drohte zu explodieren, und so tauchte ich schließlich auf. Ich schnappte nach Luft und blickte mich um.
    Und sah den Ripper.
    Er war nicht mehr als ein Schatten in der Dunkelheit, der am Rand des Piers kauerte und fleißig mit etwas beschäftigt war, das ich nicht genau erkennen konnte. Doch dann wusste ich, was er vorhatte.
    Er band eines der Ruderboote los, die am Pier festgemacht waren.
    Er wollte mir nachrudern!
    Das war nicht fair. Doch ich verplemperte keine Zeit damit, ihn oder mein Los zu verfluchen. Ich schwang herum und wühlte mich weiter durch den Fluss.
    Mit dem nächsten Blick zurück sah ich ihn mit dem Boot näher kommen. Ich tauchte unter, änderte meinen Kurs und schwamm schließlich zu einer Schaluppe, die rechts von mir ankerte. Sie war dunkel und machte einen verlassenen Eindruck.
    Dort wollte ich mich dem Ripper stellen.
    Sein Boot war noch ein ordentliches Stück entfernt, als ich nach der Ankerkette griff. Wie ein Pirat klemmte ich mir das Messer zwischen die Zähne und kletterte zum Bug hoch. Das war nicht einfach, aber ich schaffte es. Ich zog mich über die Reling und landete mit Händen und Füßen auf dem Deck. Ich war so erschöpft, dass ich auf der Stelle zusammensacken und mich ausruhen wollte, aber dafür ließ mir der Ripper keine Zeit.
    Ich stolperte weiter und nahm das Messer aus dem Mund. Als ich mich umwandte, um nach dem Ripper Ausschau zu halten, stürzte sich ein Schatten auf mich.

    Mir blieb keine Zeit, ihn anzusprechen, ihn um Hilfe zu bitten oder gar mich zu ducken.
    Der Bursche zog mir eins mit dem Knüppel über.
    Einen Augenblick lang war die Nacht richtig hell. Dann berührten meine Knie die Decksplanken. Danach spürte ich nichts mehr.

7
    Auf der Themse, an Bord der True D. Light
    Als ich erwachte und die Augen aufschlug, fand ich mich mit so vielen Überraschungen konfrontiert, dass es mir die Sprache verschlug - zuallererst natürlich, weil ich meine Tage des Erwachens und Augenaufschlagens für gezählt gewähnt hatte.
    Es war Tag; durch die Bullaugen der schmalen Kabine, in der ich lag, sickerte graues Licht.
    Unter mir war eine Matratze; ein paar Decken hüllten mich ein.
    An Händen und Fußgelenken fühlte ich Fesseln.
    Nach der Art zu schließen, wie alles schaukelte, lag der Gedanke auf der Hand, dass ich mich an Bord eines Schiffes befand, möglicherweise sogar desselben Schiffs, das ich in der Hoffnung bestiegen hatte, mich hier des Rippers erwehren zu können, desselben Schiffs, auf dem mich jemand bewusstlos geschlagen hatte.
    Und was war aus Jack the Ripper geworden?
    Obwohl mir der Schädel böse brummte, hob ich ihn vom Kopfkissen, um mich umzusehen.
    Die junge Frau auf dem anderen Bett war nicht zugedeckt. Sie trug ein weißes Nachthemd. Ihre Arme waren an den Leib gebunden, ihre Füße ebenfalls gefesselt. Ihr Kopf ruhte auf dem Schoß eines Mannes, der mit einer Hose und einem dicken Pullover bekleidet war. Ein Verband verhüllte den größten Teil seines

Weitere Kostenlose Bücher