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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Hause in meinem Bett zu liegen.
    Aber ich war an Händen und Füßen gefesselt, und das Bett schwankte von einer Seite zur anderen. Das erinnerte mich nur allzu schnell wieder daran, wo ich mich befand und wie ich dort hingekommen war.
    Whittle hatte mich nicht sofort befreit. Er wollte damit warten, bis wir uns auf hoher See befanden.
    Ich schlug die Augen auf und rollte mich auf die Seite. Es war Nacht. Die Kabine wurde vom trüben Schein einer Öllampe erhellt.
    Whittle war verschwunden.
    Trudy lag unter der Decke, nur ihr Gesicht war zu sehen.
    »Wo ist er?«, fragte ich.
    »Er ist in der Kombüse, um etwas zu essen zu holen.«
    Ich konnte kaum glauben, dass er uns allein gelassen hatte. Da Michael das Schiff steuerte und wir beide gefesselt waren, blieb ihm jedoch nichts anderes übrig, als sich selbst etwas zu essen zu holen, wenn er nicht verhungern wollte. Der bloße Gedanke an eine Mahlzeit reichte aus, um mir den Mund wässrig zu machen. Mein Magen knurrte.

    »Wir müssen etwas tun«, sagte Trudy.
    Ich setzte mich auf und sah mich in der Kabine um. Sie war schmal, gerade lang genug für die zwei Kojen. Die Wand zu meinen Füßen wies eine Tür auf.
    »Wohin führt diese Tür?«, fragte ich.
    »Nach achtern«, sagte Trudy. Sie setzte sich ebenfalls auf. Die Decke fiel ihr in den Schoß. Ihre Arme waren noch immer gefesselt. »Wir sind in der Vordeckskabine. Die Kombüse ist achtern.«
    »Und was genau ist nun hinter der Tür?«
    »Da ist der Toppmast, dann kommt der Salon, dann die Kombüse.«
    Diese Begriffe sagten mir nichts, aber vermutlich wollte sie mir begreiflich machen, dass sich Whittle am anderen Ende des Schiffes aufhielt.
    »Er hat mich nach unserem Proviant gefragt«, sagte Trudy. »Er will eine warme Mahlzeit. Also wird er eine Zeit lang weg sein. Komm her und binde mich los.«
    »Nun …«, sagte ich.
    »Schnell!«
    »Gibt es einen Weg hier raus?«
    »Das wissen wir nicht, wenn wir es nicht versuchen. Und jetzt hör auf zu diskutieren.«
    »Ich trage keinen Faden Kleidung am Leib, Ma’am.«
    »Du tust jetzt, was ich dir sage.«
    Ein Teil meiner Sympathie für Trudy verschwand. Für eine hilflose Dame in Not war sie eine Spur zu herrisch.
    Aber ich dachte kurz darüber nach und erkannte, dass dies die Chance zur Rettung sein konnte. Es wäre eine Schande, sie nur wegen meiner Schamhaftigkeit verstreichen zu lassen. Also schwang ich mich aus der Koje und stand auf. Ich bedeckte meine Kronjuwelen mit den Händen,
legte die Distanz zwischen den beiden Kojen hüpfend zurück und kniete mich hin.
    Die eiskalte Luft ließ mich fast erstarren. Ich biss die Zähne zusammen und griff nach Trudy.
    Da meine Hände an den Gelenken zusammengebunden waren, konnte ich die Finger frei bewegen. Ich zupfte an dem Knoten, der sich auf Trudys Bauch befand. Er drückte eng gegen das Nachthemd. Der Hanf fühlte sich so hart wie Eisen an. Mit zitternden Fingern zupfte ich daran herum, rutschte ab, und versuchte es erneut.
    »Nimm die Zähne.«
    Ich beugte mich vor und vergrub die Zähne in den Knoten. Unter dem Nachthemd war Trudy schön warm. Bei jedem Atemzug schmiegte sie sich an meine Wange. Ich versuchte, dies zu ignorieren und allein an meine Aufgabe zu denken.
    Der Knoten gab etwas nach.
    Ich zerrte weiter daran herum. Meine Zähne schmerzten, aber ich konnte fühlen, wie er sich löste. Ich nahm den Kopf weg und riss mit den Fingern am Seil, bis sich der Knoten öffnete.
    Trudy zog die Arme aus den gelockerten Fesseln. Sie warf die Decke beiseite und beugte sich vor, um ihre Fußgelenke zu befreien. Während sie damit beschäftigt war, kaute ich an dem Knoten an meinen Handgelenken herum. Ich konnte ihn lösen und war einen Augenblick später frei.
    Dann setzte ich mich auf den kalten Holzboden und kümmerte mich um meine Fußfesseln.
    Trudy war als Erste frei. Ich war noch immer damit beschäftigt, das Seil um meine Füße zu lösen, als sie schon zur Tür eilte. Sie rüttelte an der Klinke.

    »Verflixt«, sagte sie. »Er hat abgeschlossen.«
    »Er wäre auch ein Narr, wenn er es nicht täte.« Ich trat das Seil beiseite und stand auf. Solange Trudy mir noch den Rücken zuwandte, riss ich die Decke von meiner Koje und hüllte mich darin ein. »Vielleicht können wir sie einschlagen«, schlug ich vor.
    »Er würde den Lärm hören.«
    Sie kam auf mich zu. Ich wich ein paar Schritte zurück und sah zu, wie sie sich nach einer Art Falltür in der Decke streckte. Sie schob den Riegel zurück und stemmte sich

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