Der Ripper - Roman
Gesichts. Der
dickste Teil des Verbandes befand sich dort, wo seine Nase gewesen war.
In der Mitte durch den Mull gesickertes Blut war zu einem bräunlichen Flecken ausgetrocknet.
Das war das erste Mal, dass ich den Ripper deutlich vor mir sah. Bei Tageslicht hatte er nichts besonders Schurkisches an sich. Sein schwarzes Haar war ordentlich geschnitten und in der Mitte gescheitelt. Er hatte eher zierliche Augenbrauen. Die braunen Augen waren klein und lagen dicht beieinander, während die Ohren auffallend vom Kopf abstanden. Der Mund mit den dünnen Lippen war kaum mehr als ein schmaler Schlitz. Durch das fliehende Kinn standen die Zähne seines Oberkiefers auf eine Weise vor, die mich, wenn ich nicht gewusst hätte, wer er war, vermutlich zum Lachen gereizt hätte.
Mit der rechten Hand strich er der Frau übers Haar. Das Messer in seiner linken ruhte auf ihrem Bauch, während er meinen Blick eine Zeit lang erwiderte. Dann hob er es hoch, warf es in die Luft und fing es wieder auf.
»Hallo«, sagte er. Er hörte sich an, als wäre seine Nase verstopft. Die Frau war hellwach und blickte mit müden, angsterfüllten Augen zu ihm hoch.
»Ich habe dein Leben verschont, du dreckiger kleiner Köter, also erwarte ich ewige Dankbarkeit.« Er sagte es, als wäre es ein Witz.
»Schert euch zum Teufel«, erwiderte ich.
Er lachte.
Das Mädchen warf mir einen Blick zu.
Ich setzte mich auf. Die Decken fielen mir bis zur Taille herunter. Ich hatte kein Hemd an, und so, wie sich das Laken auf meiner Haut anfühlte, auch keine Hose.
Der Ripper ließ mich nicht aus den Augen. Er schien amüsiert zu sein.
»Du wirst sicher nicht von deiner Koje aufstehen wollen«, sagte er. »Schließlich ist eine Dame anwesend.«
»Und Sie sollten ihr lieber nichts antun, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist.«
Sie sah mich mit einem wilden, flehenden Blick an, als hoffte sie, dass ich meine Beherrschung wiederfand und es irgendwie vermeiden konnte, in ihrer Gegenwart umgebracht zu werden.
»Ich an deiner Stelle würde es nicht riskieren, mich wütend zu machen«, sagte der Ripper. »Schließlich befindest du dich in einer ziemlich prekären Lage. Ich bin sehr ungehalten über dich. Es würde mein Herz erfreuen, dir die Haut abzuziehen und deine Schreie zu genießen.«
»Es hat mein Herz erfreut, Ihnen die Nase abzuschneiden«, sagte ich.
Seine Oberlippe zuckte. Seine rechte Faust sauste herab und landete im Magen der Frau, die sich krümmte und ruckartig aufsetzte. Er riss sie an den Haaren, so dass ihr Kopf wieder in seinen Schoß fiel. Mit knallrotem Gesicht rang sie keuchend nach Luft.
»Das hat mir wirklich Spaß gemacht«, sagte er.
Die Botschaft war klar. Sollte ich auf irgendeine Weise sein Missfallen erregen, würde er es an ihr auslassen.
»Du hast doch sicher einen Namen«, sagte er zu mir.
»Trevor. Trevor Wellington Bentley.«
»Was für ein hochtrabender Name für einen so ungezogenen Lümmel.«
Ich beherrschte mich.
»Trevor, ich nehme an, du weißt , wer ich bin?«
»Jack the Ripper.«
»Bravo! Ein scharfer Verstand. Mein richtiger Name ist jedoch Roderick Whittle. Für dich Mr. Whittle, dass du das ja nicht vergisst. Und dieses hübsche Kind ist Trudy Armitage, eine Yankeebraut. Trudy hat sich einverstanden erklärt, für die Dauer unserer Reise die hilflose Gefangene zu spielen. Du hast die Ehre, dich an Bord ihrer Familienjacht aufzuhalten, der True D. Light . True Delight - die wahre Freude, das ist schon ungeheuer raffiniert, findest du nicht?«
Ich sagte nichts, sondern begnügte mich damit, ihn finster anzustarren.
Er starrte zurück.
»Du hast mir eine schöne Jagd geliefert, Trevor, mein Junge«, sagte er schließlich. »Eigentlich war ich ja fest entschlossen, dir das Herz herauszuschneiden, aber Ende gut, alles gut, wie der unsterbliche Barde zu sagen pflegt. Du hast mir einen Dienst erwiesen, denn du hast mich hierhergeführt. Die Dinge wurden ziemlich prekär. Ich hatte bereits über die Vorzüge einer Seereise nachgedacht, und du hast mich zu dem richtigen Schiff für ein derartiges Unternehmen geführt. Zwar fehlt noch der nötige Proviant für die Reise, die ich im Sinn habe, aber es war mit Mannschaft und Gefangenen ausgestattet.« Er streichelte Trudys braunes Haar und lächelte auf sie hinab. »Alles war für ein Auslaufen mit der Flut vorbereitet, Trudy und ihr Gemahl schliefen fest, während ihr Vater die letzten Kleinigkeiten erledigte. Ich war gezwungen, mich des Vaters zu entledigen.«
Als
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