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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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dagegen.
    »Wo führt die Falltür hin?«, fragte ich.
    »Das ist die Luke zum Vordeck.« Sie stemmte sich erneut dagegen und grunzte vor Anstrengung.
    »Lass mich mal versuchen.«
    »Das ist sinnlos. Sie muss von oben verriegelt sein.«
    »Könnte Michael sie nicht für uns öffnen?«
    Darauf gab sie keine Antwort und fuhr damit fort, mit beiden Fäusten gegen die Luke zu trommeln. Dafür, dass sie befürchtete, beim Aufbrechen der Tür zu viel Lärm zu verursachen, machte sie ganz schön Krach.
    Allerdings hatte ich meine Zweifel, dass sie damit etwas erreichen würde. Wir waren hier unter dem Hauptdeck eingesperrt, doch ich konnte alle möglichen Geräusche von draußen hören: Wellen klatschten gegen den Rumpf, Segel schlugen, der Mast quietschte, der Wind strich durch die Takelage. Wenn Michael nicht das Ohr gegen die Luke gelegt hatte, bestand wenig Hoffnung, dass er Trudys Klopfen hörte.
    Aber Whittle würde es auch nicht hören.
    Während sie gegen die Luke trommelte, kniete ich mich auf ihre Koje und kümmerte mich um das Bullauge.
Es war zu klein, um sich durchschlängeln zu können, also versuchte ich erst gar nicht, es zu öffnen. Aber ich drückte mein Gesicht gegen das Glas.
    Es waren nur raue Wellen zu sehen, kein Lichterfunkeln von einem anderen Schiff oder der Küste.
    »Ich glaube nicht, dass wir uns noch auf der Themse befinden.«
    Trudy hörte auf zu trommeln. »Natürlich nicht, Dummkopf. Wir sind im Kanal.«
    Diese Neuigkeit entmutigte mich noch weiter. Nun war es unmöglich, einfach über Bord zu springen und an Land zu schwimmen.
    Ich versuchte mich mit dem Gedanken aufzumuntern, dass die True D. Light sicher ein Rettungsboot mitführte. Aber selbst wenn wir es an Deck schaffen sollten, würde Whittle über uns hergefallen sein, bevor wir so ein Boot zu Wasser lassen konnten.
    Meiner Einschätzung nach hatte Trudy noch gar nicht so weit gedacht, denn sie hämmerte weiter gegen die Luke.
    Sie hörte erst damit auf, als das Schiff plötzlich in ein tiefes Wellental glitt. Ich stieß mit der Stirn gegen das Bullauge und Trudy fiel genau auf mich. Sie stieß mich mit Händen und Füßen zurück, löste sich von mir, taumelte rückwärts und plumpste auf die andere Koje.
    Ich drehte mich um.
    »Er wird bald wieder da sein«, sagte Trudy.
    »Das befürchte ich auch.«
    Sie schüttelte den Kopf. Dann seufzte sie. »Am besten, du fesselst mich wieder.«
    »Was?«
    »Du sollst mich wieder fesseln !«

    »Aber wir haben es doch gerade erst geschafft, uns zu befreien.«
    »Aber wir können hier nicht raus. Er darf nicht erfahren, dass wir einen Fluchtversuch unternommen haben.« Sie kam auf mich zu, beugte sich über mich und nahm eines der Seile. »Steh schon auf.«
    Ich gehorchte. Mit der einen Hand hielt ich die Decke fest, mit der anderen griff ich nach dem Riegel der Deckenluke, um nicht von den Füßen geworfen zu werden.
    Trudy setzte sich auf die Koje und streckte die Beine aus. Sie hielt mir das Seil hin. »Beeil dich.«
    »Nein.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Nein. Ich werde Sie nicht fesseln.«
    »Du wirst tun, was ich dir sage, Junge.«
    So langsam brachte Trudy mich mit ihrer herrischen Art in Wut. »Wenn Sie keinen besseren Plan als die vage Hoffnung hatten, dass die Tür unverriegelt ist, hätten Sie nicht darauf bestehen sollen, dass ich Sie befreie. Da wir nun aber frei sind , sind wir Whittle nicht länger völlig ausgeliefert. Wir haben das Überraschungselement auf unserer Seite. Und wir sind zwei gegen einen.«
    »Sei doch kein Dummkopf.«
    »Ich sage, wir wehren uns.«
    »Was weißt du denn schon? Du bist doch noch ein Kind !«
    »Ich bin bereits einmal gegen ihn angetreten und habe dabei keine schlechte Figur abgegeben. Ich war es, der diesem Widerling die Nase abgeschnitten hat.«
    »Damit hast du auch viel erreicht. Hättest du ihn in Ruhe gelassen …«

    »Er wollte auf offener Straße eine Frau ermorden. Ich habe sie vor seiner Klinge gerettet.«
    »Und ihn zu unserem Schiff geführt.«
    »Ich weiß. Und das tut mir auch leid. Es tut mir auch leid, was er Ihrem Vater angetan hat. Aber er ist Jack the Ripper ! Sie haben keine Ahnung, was für ein Ungeheuer er ist. Ich habe gesehen, was er anderen Frauen angetan hat. Jemand muss ihn aufhalten, oder er wird Ihnen das Gleiche antun.«
    »Er braucht mich.«
    »Er wird Sie zerstückeln.«
    »Sei nicht albern. Das wird er nicht wagen. Nicht, wenn er Amerika erreichen will. Aber er wird uns mit Sicherheit dafür bestrafen, dass wir

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