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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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lag nichts als Müdigkeit und Schmerz. Sie sagte kein Wort und versuchte auch nicht, mich zu beschimpfen oder herumzukommandieren.
    Es war einfach schrecklich anzusehen.
    Whittle hatte Trudy nicht getötet, aber er hatte ihr jeden Mut geraubt.
    Als der Eintopf alle war, drehte Trudy sich wieder auf den Rücken und zog die Decke bis zum Kinn. Sie starrte die Kabinendecke an.
    »Es kommt alles wieder in Ordnung«, sagte ich.
    Es war eine Lüge, und das wusste ich auch. Genau wie Trudy. Aber sie sagte kein Wort, lag nur reglos da und starrte nach oben.

    Ich zog mich auf meine Koje zurück und dachte darüber nach, wie ich Whittle angreifen könnte. Aber ich konnte nur daran denken, was er Trudy nach meinem letzten Versuch angetan hatte.
    Sollte der nächste Angriff fehlschlagen, würde sie es ausbaden müssen.
    Ich beschloss, nichts zu unternehmen.
    Anscheinend hatte nicht nur Trudy den Mut verloren.

10
    Patrick stößt zu unserer Mannschaft
    Irgendwann trat Whittle ein. Er trug einen Arm voll Kleider und ließ die Tür offen. »Meine Freunde, ich wünsche euch einen schönen Nachmittag«, sagte er vergnügt. »Ihr habt bestimmt gut geschlafen.« Mit diesen Worten warf er uns Kleidungsstücke auf die Kojen.
    »Ihr dürft euch eine Zeit lang frei auf dem Schiff bewegen«, erklärte er. »Wir liegen in Plymouth vor Anker, und ich habe Michael für Besorgungen an Land geschickt.«
    Er blieb mit dem Rücken zur Tür stehen und schaute zu, wie wir uns anzogen. Mir waren die Sachen zu groß. Vermutlich gehörten sie Michael oder Trudys totem Vater. Hoffentlich Michael. Die Vorstellung, die Kleidung eines Toten zu tragen, war mir nicht geheuer.
    Er sah mir zu, wie ich den Gürtel enger schnallte.
    »Sollte dir der Gedanke kommen, mich damit erwürgen zu wollen, denk daran, was du beim letzten Mal für ein Unheil angerichtet hast.« Er klopfte auf den Griff seines Messers.
    Trudy zog sich mühsam an, blieb aber auf der Koje sitzen, als Whittle ihr befahl, aufzustehen. Er zog sie auf die Beine. Sie humpelte an mir vorbei. Ich folgte ihnen.
    Er ließ sie allein in den Waschraum gehen. Er schloss die Tür, und wir warteten. Ich bemerkte, dass er seinen Verband gewechselt hatte. Der neue war blütenweiß, ohne Blutspuren.

    »Mir scheint, du hast Trudy geradezu liebgewonnen.«
    »Ich mag es nur nicht, wenn ihr etwas zuleide getan wird.«
    »Was für ein ritterlicher Bursche. Deine nächtlichen Bemühungen, sie vor dem Strang zu bewahren, haben mich durchaus beeindruckt.«
    »Sie hätten lieber helfen sollen.«
    »Oh, aber es hat mir großes Vergnügen bereitet, euch zuzusehen.«
    »Wir hätten sterben können.«
    Er lachte und schlug mir auf die Schulter. »Nicht gestattet, mein Junge. Solange ich Kapitän der True D. Light bin, stirbt niemand.«
    Endlich kam Trudy wieder heraus, und ich war dran. In dem Spiegel über dem Waschbecken begutachtete ich mein Gesicht. Es sah schrecklich aus, voller dunkler Schwellungen und getrocknetem Blut. Ich wusch das Blut ab, dann benutzte ich den Abort. Als ich fertig war, trat ich hinaus und stellte überrascht fest, dass Trudy und Whittle weitergegangen waren. Ich entdeckte sie jenseits eines schmalen Türdurchgangs am anderen Ende eines Raumes, der beträchtlich größer war als derjenige, in dem wir unsere Gefangenschaft bis jetzt verbracht hatten. Das musste der Salon sein, den Trudy in der vergangenen Nacht erwähnt hatte.
    Zu beiden Seiten waren Kojen, die viel geräumiger als unsere waren. Eine sah so aus, als wäre sie benutzt worden. Zweifellos hatte Whittle hier die Nacht verbracht, nachdem er Trudy und mich befreit hatte.
    Es gab Kommoden, Stühle, einen Tisch und sogar einen Ofen, was die Wärme erklärte, die in diesem Teil des Schiffes herrschte. Ein Blick durch die Bullaugen zeigte mir andere
Segler, die in der Nähe ankerten. Fluchtgedanken ließen mein Herz schneller schlagen, aber ich unterdrückte sie, voller Furcht vor den möglichen Folgen für Trudy, sollte ich Whittles Misstrauen oder Wut entfachen.
    Ich gesellte mich in der Küche - oder Kombüse, wie es laut Trudy richtig hieß - zu ihnen. Der Raum hatte dieselbe Breite wie der Salon, aber nicht dessen Länge. Am anderen Ende führte eine kleine Treppe zu einer verschlossenen Tür.
    Die Kombüse war mit einem Herd, einem Spülbecken mit Wasserpumpe und Schränken ausgestattet. Whittle setzte sich an den kleinen Tisch, während Trudy sich an den Herd stellte und Schinken und Ei zubereitete.
    Whittle gab mir mit einer

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