Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
Sir«, antwortete der Bursche. Whittle richtete den Blick auf Michael. »Konntest du keinen erwachsenen Seemann finden?«
    »Er ist ein erfahrener Matrose«, erklärte Michael mit müder Stimme. »Und er will unbedingt nach Amerika.«
    »Wenn Sie einen starken, hart arbeitenden Seemann suchen, Sir, werden Sie in diesen Breiten keinen finden, der Doolan das Wasser reichen kann.«
    Whittle stöhnte. Aber er hörte auf, sich zu beschweren, vielleicht weil er dachte, dass es nicht sonderlich hilfreich sein würde, Patrick gegen sich einzunehmen.
    Die beiden Männer reichten uns den Proviant nach oben, den wir an Deck aufstapelten. Jedes Mal, wenn ich mich wieder zur Reling begab, um etwas Neues in Empfang zu nehmen, warf ich Michael einen Blick zu. Keine Spur von einem Revolver, um Whittle ins Jenseits zu befördern. Nach und nach kam ich zu dem Schluss, dass er entweder keine Waffe hatte auftreiben können oder einfach zu feige war, das Risiko einzugehen.
    Ich fragte mich, was er wohl Patrick über unsere Notlage erzählt hatte. Vermutlich gar nichts. Patrick kümmerte sich um das Entladen des Bootes, als hätte er keine Sorge auf der Welt.

    Als das Skiff leer war, ließen wir eine Leiter über die Reling, damit Michael und Patrick an Bord kommen konnten. Dann zogen wir das Skiff bis zum Bug. Wir hievten es aus dem Wasser, drehten es herum und vertäuten es an Deck. Whittle ließ es uns über der Vordeckluke festmachen, damit es für Michael noch schwerer würde, die Luke zu öffnen, um Trudy zu befreien.
    Nicht, dass Michael auf so eine Idee gekommen wäre. Mir war noch kein Mensch begegnet, der so wenig Grütze im Kopf hatte wie er.
    Wieso hatte er sich an Land keine Pistole beschafft und Whittle eine Kugel verpasst? Der Mann war ein monströses Scheusal, aber nicht so mächtig, dass ihn eine Kugel nicht von den Beinen geholt hätte.
    Als wir später auf See waren und uns die Wellen mal ein paar Minuten nicht umbringen wollten, fragte ich Michael, warum er sich in Plymouth keine Pistole besorgt und Whittle mit Blei vollgepumpt habe.
    Er sah mich nur seltsam an.
    »Daran hätte ich denken sollen«, sagte er.
    Er war nicht nur ein Feigling, sondern obendrein auch noch ein Dummkopf.

11
    Patrick schlägt zu
    Als wir Proviant und Ausrüstung verstaut hatten, war es dunkel. Trudy war die ganze Zeit in ihrer Kabine eingesperrt gewesen. Whittle ließ sie heraus, damit sie uns Abendessen machte.
    Sowohl Michael als auch Patrick waren von ihrem Anblick ziemlich schockiert. Anscheinend hatte Patrick bis zu diesem Augenblick nicht gewusst, dass eine Frau an Bord war. Ich hatte mich an die Prellungen in ihrem Gesicht und die abgeschürfte Haut an ihrem Hals gewöhnt, aber für ihren Mann und den Iren war das neu. Wir versammelten uns im Salon und zündeten die Lampen an. Jetzt war es hell genug, um Trudys Verletzungen deutlich sehen zu können.
    Michael gab ein Stöhnen von sich, eilte auf sie zu und nahm sie in die Arme. Sie strich ihm übers Haar und weinte.
    Patrick sah mit gerunzelter Stirn zu.
    Whittle grinste. Ich weiß nicht, was ihn mehr amüsierte, das Benehmen der beiden oder Patricks Verwirrung. Schließlich sagte er: »Sie sind verheiratet.«
    Patrick nickte. »Und was ist der Dame, Ihnen und Trevor widerfahren? Allein Michael hier ist unverletzt.«
    »Der junge Trevor ist über mich hergefallen«, sagte Whittle und berührte den Verband in der Mitte seines Gesichts. »Und ich bin über Trevor und Trudy hergefallen.«
    Dann erzählte er alles. Er hielt nichts zurück, sondern erklärte, er sei jener Jack the Ripper, der unter den Huren im Londoner East End gewütet habe. Er beschrieb, wie ich ihn auf der Straße angegriffen und ihm die Nase abgeschnitten hatte, und wie wir an Bord der True D. Light gekommen waren. Er berichtete, wie Michael uns ganz allein von London nach Plymouth gesegelt hatte, und wie er meine Meuterei niedergeschlagen und uns dabei unsere Verletzungen zugefügt hatte. Dann verkündete er, er trage sich mit der Absicht, nach Amerika zu segeln, wo er den Wilden Westen bereisen und wie ein Indianer so viel Frauen töten und verstümmeln wollte, wie es ihm in den Sinn kam.
    Patrick saß schweigend da und hörte sich alles an. Er runzelte die Stirn und strich sich übers Kinn, als erhielte er gerade eine Unterrichtsstunde in Mathematik und müsste sich alle Mühe geben, den Stoff richtig zu begreifen.
    »Haben Sie alles verstanden?«, fragte Whittle schließlich.
    »Dass Sie ein übler Teufel von

Weitere Kostenlose Bücher