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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Geste zu verstehen, ihm gegenüber Platz zu nehmen. Ich gehorchte.
    »Ich hätte gern noch etwas Tee«, sagte er.
    Ich füllte seine Tasse aus der Kanne auf dem Tisch und betrachtete die Tasse, die vor mir stand.
    »Bedien dich, Trevor.«
    Ich goss dampfenden Tee in die Tasse und trank mit kleinen Schlucken.
    »Hätte ich gewusst, dass wir uns auf dieses kleine Abenteuer begeben«, sagte Whittle, »hätte ich Elsworth befohlen, sich uns anzuschließen. Jetzt werde ich gezwungen sein, ohne seine Dienste auszukommen. Ein prächtiger Bursche, dieser Elsworth. Was soll aus ihm werden? Ich hatte nicht einmal Gelegenheit, ihn mit einer Referenz auszustatten.«
    »Sollen wir umkehren und ihn holen?«
    Whittle lachte. »Nein, lieber doch nicht.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie nicht doch … nach Hause zurückkehren wollen?«

    »Diese Möglichkeit hast du mir so gut wie zunichtegemacht«, sagte er und berührte den Verband, der die Reste seiner Nase bedeckte. »Außerdem hege ich schon lange den Wunsch, nach Amerika zu gehen.«
    »Warum?«
    »Das ist genau der richtige Ort für einen Gentleman mit meinen Neigungen. Besonders der Wilde Westen! Wer weiß, mit etwas Glück schiebt man meine diversen Streifzüge den Rothäuten in die Schuhe. Sie sind in der Tat ganz versessen auf alle möglichen Arten der Verstümmelung.« Whittle stellte die Tasse ab und beugte sich zu mir herüber, ein Funkeln in den Augen. »Soweit mir bekannt ist, skalpieren sie ihre Feinde nicht nur, sondern ziehen ihnen sogar bei lebendigem Leibe die Haut ab und schlitzen ihnen die Bäuche auf - oh, sie tun es langsam und haben viel Vergnügen daran.« Er tupfte sich die Lippen mit einer Serviette ab. »Vielleicht schließe ich mich einer Bande umherstreifender Wilder an und bringe ihnen noch etwas bei.«
    »Vielleicht werden Sie ja skalpiert.«
    Das brachte ihn erneut zum Lachen. »Oh, Trevor, du bist einfach großartig. Ein Bursche von unendlichem Humor.«
    Der Vergleich behagte mir gar nicht. Als Hamlet diese Bemerkung über Yorick machte, befand dieser sich schließlich nicht mehr unter den Lebenden, nur ein Totenschädel war noch von ihm übrig. Trotzdem konnte ich mich wohl glücklich schätzen, dass Whittle mich so amüsant fand. Vermutlich würde es mir das Leben retten, zumindest für die Dauer unserer Reise.
    Trudy stellte das Essen auf den Tisch. Sie setzte sich zu uns. Eine Weile aßen wir schweigend. Es war herrlich, die
heißen Eier mit Schinken zu verschlingen. Trudy stocherte in ihren nur herum. Sie schien ebenso erschöpft und bedrückt wie nach dem Aufwachen.
    »Warum so niedergeschlagen?«, fragte Whittle sie schließlich.
    Sie gab keine Antwort, sondern starrte nur auf ihren Teller und schob ein Stück Ei hin und her.
    Whittle lächelte sie an. Dann stieß er ihr die Gabel in den Arm.
    Trudy zuckte zusammen, ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Sag was, wenn du angesprochen wirst.«
    Sie nickte.
    »Soll ich das so verstehen, dass du unsere Reise nicht genießt?«
    »Ich … ich fühle mich nicht so gut.«
    »Du musst besser auf dich achtgeben.«
    »Sie werden mich umbringen.«
    »Aber nicht doch. Da brauchst du keine Angst zu haben, hörst du. Keine Angst«, wiederholte er und blinzelte ihr zu. »Selbst wenn es mich plötzlich überkommen sollte und ich - wie soll ich sagen - den Drang verspüre, dein süßes Fleisch aufzuschlitzen, werde ich ihn mit ziemlicher Sicherheit unterdrücken. Ich habe bereits deutlich gemacht, welche Bedeutung dir für den Erfolg unseres Unternehmens zukommt. Ich möchte schließlich Michaels Unterstützung nicht verlieren, verstehst du? Ein überaus zäher Bursche«, fügte er an mich gewandt hinzu. »Ich bezweifle, dass er auch nur eine Mütze voll Schlaf bekommen hat, seit wir Segel gesetzt haben, und ich bin davon überzeugt, dass es keine leichte Aufgabe ist, diese Jacht ganz allein zu steuern. Alles in allem
hat sich der Junge prächtig gehalten. Und im Gegensatz zu einer gewissen Person, die ich hier nicht namentlich erwähnen möchte, hat er mir nicht den geringsten Grund zur Klage gegeben.«
    Als wir die Mahlzeit beendet hatten, schickte uns Whittle an die Arbeit. Ich pumpte im Kombüsenspülstein einen Eimer voll Salzwasser und schrubbte den Eintopf vom Boden. Während ich damit beschäftigt war, erledigte Trudy den Abwasch.
    Das Putzen war schnell erledigt. Whittle trug meinen Eimer an Deck. Dann kam er zurück und befahl Trudy, frisches Brot zu backen.
    »Heute Abend haben wir Gesellschaft«,

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