Der Ripper - Roman
einem mörderischen Hasenfuß sind?«
Whittle lächelte. »Genau.«
»Und dass Sie den Vater dieser armen Lady hier ermordet haben, und sie diese fürchterlichen Prügel von Ihnen bezogen hat?«
»Richtig.«
»Dann verstehen Sie wohl auch das hier?«, fragte Patrick und zog ein Messer aus dem Gürtel. Er saß neben mir auf der Koje; nur eine kurze Entfernung trennte ihn von Whittle. Natürlich war mir das Messer nicht entgangen. Zeigen Sie mir einen Seemann, der keins besitzt.
Whittle hatte auch keinen Versuch unternommen, es ihm abzunehmen.
Es schien etwas leichtsinnig, seine ganzen Verbrechen einem Bewaffneten gegenüber zuzugeben - selbst wenn der Bursche kaum älter als siebzehn und dazu noch Ire war.
Als Patrick das Messer zog, beschleunigte sich mein Herzschlag. Michael und Trudy hörten mit dem Umarmen, Küssen und Weinen auf und sahen zu. Whittle blieb ganz ruhig sitzen und griff nicht einmal nach seinem Messer.
Patrick richtete die Klinge auf Whittle. »Dann erklären Sie doch mal Doolan, warum er darauf verzichten sollte, Sie noch in dieser Minute ins Höllenfeuer zu schicken?«
»Das ist eigentlich ganz einfach. Ich habe nicht vor, Ihnen etwas anzutun. Sie scheinen ein prächtiger, beherzter Bursche zu sein, und ich bin davon überzeugt, Sie wären eine großartige Bereicherung für unsere kleine Mannschaft hier. Was nun meine Verbrechen angeht, so betrifft es weder Sie noch Ihre Familie. Es gibt keinen Grund, warum Sie sich daran stören sollten.«
»Bei allen Heiligen, Sie sind ein seltsamer Bursche.«
»Oh, da stimme ich zu. Seltsam, aber keinesfalls verrückt. Ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass ich für eine erfolgreiche Überfahrt auf die Mitarbeit von jedem der hier Anwesenden angewiesen bin. Um mich dessen zu versichern, wird Trudy in meiner Nähe bleiben. Solange man mir keine Schwierigkeiten macht, werde ich ihr nichts antun. Am Ende der Reise werde ich euch drei freilassen, und wir werden alle unseren jeweiligen Angelegenheiten nachgehen.«
»Und es ist Ihre Angelegenheit, das Blut armer, hilfloser Frauen zu vergießen.«
»Ich bitte nicht um Ihre Freundschaft, sondern lediglich um Ihre Hilfe für eine sichere Überfahrt.«
»Töten Sie ihn!«, kreischte Trudy.
Ich fuhr zusammen.
Vielleicht war Patrick ohnehin entschlossen gewesen, Whittle anzugreifen. Vielleicht hatte er auch vorgehabt, das Messer wieder wegzustecken. Aber Trudys »Töten Sie ihn!« war noch nicht verhallt, als er sich auf den Ripper stürzte und mit der Klinge nach dessen Kehle zielte. Schnell wie ein Blitz blockte Whittle Patricks Hieb ab, riss das eigene Messer heraus und stieß es dem Iren mit solcher Kraft in den Leib, dass es ihn von den Füßen hob und seine Mütze durch die Luft flog. Patrick stieß einen schrecklichen Laut aus. Als er zusammenklappte, sprang Whittle auf, hielt ihn fest, so dass er nicht umfallen konnte, und riss an dem Messer. Patrick zuckte zusammen und schrie auf.
Ich sprang ebenfalls auf, bereit einzugreifen, aber Whittle bedachte mich mit einem Blick, der mich auf der Stelle erstarren ließ. Außerdem war es zu spät, um Patrick zu helfen.
Michael und Trudy rührten sich nicht. Sie saßen einfach da und schauten elend drein.
Also setzte ich mich wieder.
»Braver Junge«, sagte Whittle. Er ließ Patrick nicht los und stach noch zehn- oder zwölfmal zu. Als der Ire erschlaffte, ließ Whittle ihn zu Boden gleiten. Es floss ungleich mehr Blut als in Marys Zimmer. Für Michael war das zu viel. Er würgte und erbrach sich auf die Leiche. Trudy stand einfach nur zitternd da.
Whittle hob Patricks Messer auf.
»Dieser dumme Schweinehund«, sagte er.
Dann befahl er mir, Patricks Gürtel zu lösen. Ich kniete neben dem armen Kerl nieder. Der Gürtel war so blutig, dass meine Hände ganz rot wurden, aber das störte mich kaum. Patrick tat mir schrecklich leid. Er sah so einsam aus. Seine Augen waren aufgerissen, voller Überraschung und Trauer.
Ich gab Whittle den Gürtel. Er schnallte ihn sich um, dann schob er Patricks Messer in die Lederscheide.
»Ich fürchte, wir werden wohl ohne seine Dienste auskommen müssen«, sagte Whittle. »Trudy, ich bin am Verhungern.« Er wies mit seinem blutigen Messer in Richtung Kombüse.
»Was ist mit Patrick?«, fragte ich.
»Er wird nicht mit uns essen.«
»Sollten wir uns nicht … um ihn kümmern?«
»Das hat keine Eile.«
Wir ließen ihn liegen und begaben uns in die Kombüse. Ich pumpte Salzwasser und wusch mir die Hände, aber
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