Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
das Schiff wendete, damit es uns nicht ganz hinter sich ließ.
    Mit dem Rettungsring unter einem Arm nahm ich erneut die Suche nach Trudy auf. Eine Zeit lang hatte ich keinen Erfolg, doch dann trug mich eine Welle hoch, und ich entdeckte sie.
    Falls sie vorgehabt hatte, sich zu ertränken, musste sie sich anders entschieden haben. Hätte sie sich sonst nicht einfach in die Tiefe sinken lassen?
    Wie dem auch sei, Trudy bemerkte, dass ich hinter ihr herkam. Durch die raue See hatte sie mich vorher nicht sehen können. Plötzlich schwamm sie direkt auf mich zu. Es nahm ein paar Minuten in Anspruch, bis wir zusammentrafen,
und sie schob einen Arm durch den Rettungsring.
    Wir klammerten uns beide daran fest, zitternd und nach Luft schnappend. Sie sagte kein Wort, nicht einmal eins des Dankes. Ich machte ihr das allerdings nicht zum Vorwurf. Keiner war fähig, etwas zu sagen, und außerdem war es nun mal ihre Art, nichts von dem zu schätzen, was ich für sie tat.
    Wir hingen am Ring wie zwei Fremde. Ab und an berührten sich unsere Beine, mit denen wir strampelten, um uns über Wasser zu halten.
    Jedes Mal, wenn uns die Wellen in die Höhe trugen, konnten wir einen Blick auf die True D. Light werfen. Sie schwang nur ganz langsam herum, und ich hatte wenig Hoffnung, dass sie uns erreichte, bevor uns die Kälte erstarren ließ und wir versanken. Aber dann wurden wir wieder aus einem tiefen Wellental emporgetragen, und da war Whittle, der im Skiff auf uns zuruderte.
    Und ich war tatsächlich froh, ihn zu sehen!
    Schließlich hatte er uns erreicht. Trudy ließ den Rettungsring los. Sie griff nach dem Ruder, das er ihr hinhielt, zog sich daran zum Boot und stemmte sich über das Schanzkleid. Um ein Haar wäre das Boot umgeschlagen, aber Whittle eilte auf die andere Seite, und alles war in Ordnung.
    Trudy hatte jetzt kein Blut mehr am Leib. Ich konnte auch keine neuen Verletzungen erkennen. Sie wies noch immer die Prellungen und die Spuren der Auspeitschung und des Hängens auf, aber es war nichts Neues dazugekommen. Also musste das ganze Blut Patrick gehört haben. Auf gewisse Weise war dieser Gedanke beinahe schlimmer, als wenn es ihr eigenes Blut gewesen wäre.

    So ausgekühlt ich war, gelang es mir trotzdem, mich ins Boot zu ziehen. Wir holten den Rettungsring an Bord, dann ruderte uns Whittle zur Jacht zurück.
    Ich hockte am Bug und zitterte am ganzen Leib. Trudy lag zusammengekrümmt am Boden, die Beine an die Brust gezogen, die Knie mit den Händen umklammert.
    »Du hast uns einen furchtbaren Schrecken eingejagt«, sagte Whittle, aber es hörte sich eher so an, als hätte sie ihm ein lustiges Schauspiel geboten. »Das ist ein ziemlich unfreundliches Wetter für einen Badeausflug. Hast du ihn genossen?«
    Sie gab keine Antwort.
    Michael hatte die Segel gerefft, und so wurde die True D. Light nur noch von den Wellen bewegt. Als wir längsseits gingen, ließ er die Bordleiter hinab. Ich warf ihm die Bugleine zu. Er machte uns fest. Whittle kletterte die Leiter hoch und ließ mich mit Trudy zurück in dem schaukelnden Boot.
    Sie blieb einfach liegen.
    Michael starrte in die Tiefe, ganz bleich, als wäre Trudy etwas Seltsames und Ekelerregendes.
    Er war so nützlich wie ein steifer Hals.
    »Trudy«, sagte ich, »du musst aufstehen. Wir sind an der Jacht.«
    Sie hätte genauso gut taub sein können.
    »Hilf ihr«, rief Whittle von oben.
    Das war sowieso meine Absicht gewesen. Also bewegte ich mich vorsichtig zu ihr hin und kniete neben ihr nieder. »Trudy?«, fragte ich. »Bitte stehen Sie auf.«
    Sie rührte sich nicht, nicht einmal, als ich eine Hand auf ihre kalte Hüfte legte und daran rüttelte.

    Also zog ich ihr die Hand von den Knien und hievte sie hoch. Zuerst ließ sie es geschehen, dann wehrte sie sich und entzog sich mir. Sie warf mir einen bösen Blick zu, stand von allein auf und kletterte wortlos die Leiter hinauf. Ich folgte ihr. Als ich ein Bein über die Reling schwang, kam Michael auf sie zu und wollte sie umarmen. Sie schlug ihm ins Gesicht.
    Er stand blinzelnd da, und Whittle lachte. Trudy ging unter Deck.
    Whittle schlug mir auf die Schultern. »Trevor, das hast du großartig gemacht«, sagte er. »Jetzt geh nach unten und trockne dich ab, bevor du dir den Tod holst.«
    Er war die Ursache all unserer Probleme, aber in diesem Augenblick hätte ich beinahe vergessen, wie sehr ich ihn hasste. Ich eilte den Niedergang hinunter.
    Trudy hockte vor dem Ofen und versuchte, ihn in Gang zu bringen. Sie zitterte

Weitere Kostenlose Bücher