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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Hauptsegel gerefft.
    Und so flog sie nun vom Wind getrieben über die Wellen, auf einer Reise ins Nichts - mit Trudy und Michael an Bord.
    Ich bekam eine Gänsehaut.
    So schnell ich konnte, eilte ich hinunter in die warme Küche, zu den Lebenden.
     
    Wir überließen den General und Mable ihrem Frühstück. Sarah besorgte mir ein Paar Stiefel und Lederhandschuhe, einen dicken Mantel und einen Hut. Noch mehr Sachen
ihres verstorbenen Vaters. Sie zog sich ebenfalls an. Dann gingen wir durch die Vordertür und stapften durch den Schnee zum Stall.
    Er befand sich links neben dem Haus und war ziemlich groß. Wir zogen die Flügeltüren auf, und ich sah hinein.
    Plötzlich fiel mir die Pistole wieder ein, die mir der General vergangene Nacht überlassen hatte. Sie lag noch immer auf dem Nachtschränkchen, wo ich sie abgelegt hatte. Ich kam mir wie ein richtiger Dummkopf vor.
    In dem Stall war es nicht unbedingt dunkel, aber es war auch alles andere als hell.
    Sarah wollte eintreten, aber ich nahm ihren Arm. Sarah sah mich stirnrunzelnd an - nicht wütend, sondern eher neugierig. »Was ist denn?«, fragte sie.
    »Es kann sein, dass sich Whittle dort drin versteckt hält.«
    »Glaubst du, er wäre so dumm, die Nacht in einem kalten Stall zu verbringen, wo doch nebenan ein warmes Haus ist?«
    Was gab es darauf noch zu erwidern?
    Trotzdem war ich richtiggehend nervös, und ich blieb auf der Hut, als wir den Stall betraten.
    Ich ließ ihren Arm los. Dafür ergriff sie meinen. Offenbar machte sie sich doch Sorgen.
    Wir blieben stehen und sahen uns um.
    Es roch hauptsächlich nach Heu, aber es gab noch andere Gerüche, die weniger aromatisch waren. Neben dem Tor standen zwei Kutschen, die eine prunkvoller als die andere, sowie ein Schlitten mit zwei Sitzreihen.
    Wir gingen weiter zu den Pferden. Es gab Boxen für vier Tiere, aber das Tor der letzten Box stand offen.

    Sarah blieb abrupt stehen und schnappte nach Luft. »Mein Gott«, sagte sie, ließ jedoch meinen Arm nicht los, sondern zerrte mich weiter.
    Die vierte Box war leer.
    Sarah sah hinein; ihr Atem ging schneller und schuf weiße Wölkchen. »Er hat Saber genommen«, murmelte sie. »Warte hier. Das muss ich Grandpa sagen.«
    Sie ließ meinen Arm los und lief aus dem Stall.
    Der Gedanke, allein zurückzubleiben, behagte mir gar nicht, aber Sarah war kaum aus dem Tor, als mir klarwurde, dass ich keine Angst zu haben brauchte, von Whittle angegriffen zu werden. Er war in der vergangenen Nacht also doch hier gewesen. Der General und die Frauen hatten unglaubliches Glück gehabt, denn Whittle hatte sicherlich mit dem Gedanken gespielt, das Haus zu überfallen. Stattdessen hatte er ein Pferd gestohlen und sich davongemacht.
    Ich war versucht, mir ebenfalls ein Pferd zu nehmen und ihm hinterherzujagen.
    Und genau das hätte ich auch tun sollen.
    Aber dann wurde mir klar, dass es schier unmöglich war, ihn bei diesem Vorsprung einzuholen. Außerdem war ich mitten im Winter in einem fremden Land, ohne Geld und Kleidung. Und diese Leute hier waren schrecklich nett zu mir gewesen. Es wäre einfach undankbar, sich mit einem ihrer Pferde aus dem Staub zu machen, außerdem hätte das Mable nur noch mehr Grund gegeben, dem General und Sarah das Leben schwerzumachen.
    Und wenn das nicht bereits genügend Gründe gewesen wären: Ich hätte auch meine Chance verspielt, Mutter ein Telegramm zu schicken. Sie musste so schnell wie möglich erfahren, dass ich noch am Leben war.

    Also verwarf ich die Idee, hinter Whittle herzujagen.
    Es kam mir zwar so vor, als würde ich jeden enttäuschen, den er umgebracht hatte, insbesondere die arme Trudy, aber ich schätzte, dass ich den Lebenden mehr schuldete. Die Toten würden von meinen Bemühungen sowieso nichts mitbekommen.
    Das lenkte meine Gedanken auf all jene, die Whittle noch nicht getötet hatte - diejenigen, die er auf seinem Weg niederstechen und verstümmeln würde, wenn ich ihn nicht aufhielt.
    Das verkomplizierte meine Überlegungen beträchtlich, und ich kam zu dem Schluss, dass ich vielleicht doch lieber eines der Pferde nehmen sollte. Aber da war es bereits zu spät.
    Sarah trat mit gerunzelter Stirn ein. Sie war allein.
    »Am besten sage ich lieber nichts«, sagte sie. »Wenn er herausfindet, dass Saber gestohlen wurde, wird er ein Pferd satteln und losreiten, und er wird nicht mit leeren Händen zurückkehren wollen. Er ist zu alt für solche Abenteuer, aber genau das würde er tun.«
    Wir könnten zusammen reiten, dachte

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