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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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kleiner, standen enger beieinander. Bald säumten sie eine Straße. Es gab auch Straßenlampen, und vor uns lag eine Stadt.
    Anscheinend befanden wir uns bereits auf der Hauptstraße. Sarah ließ Howitzer langsamer traben. Wir glitten an ein paar anderen Schlitten und ein paar Männern zu Pferd vorbei. Ich musterte jeden Reiter genau, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass einer von ihnen Whittle war.
    Viele Menschen waren zu Fuß unterwegs und verließen oder betraten die verschiedenen Marktplätze, Läden
und Wirtshäuser. Eine ganze Menge Geschäfte schienen geschlossen, doch ein paar waren geöffnet.
    Sarah lenkte den Schlitten zu einem großen Hotel. Wir stiegen ab, und sie wickelte die Zügel um einen Pfosten. Ich folgte ihr auf den aus Brettern gezimmerten Bürgersteig und dann weiter in ein Geschäft namens Western Union. Wir waren die einzigen Kunden.
    »Ich möchte eine Nachricht nach England schicken«, sagte Sarah dem Jungen hinter der Theke.
    »Dafür bin ich ja da«, erwiderte er munter. Er schob ihr ein Formular zu und knallte einen Bleistift darauf. »Notieren Sie Namen und Adresse des Empfängers. Und zwar dort.« Er zeigte auf eine Stelle im oberen Teil des Formulars. »Da kommt die Nachricht hin. Und da unten brauche ich Ihren Namen und Adresse, falls Sie eine Antwort erwarten. Wenn Sie in der Nähe wohnen, wird sie Ihnen noch am selben Tag zugestellt.«
    »Wir wohnen im Forrest-Haus«, erklärte Sarah.
    Der junge Mann grinste, als er das hörte. Ihm fehlte ein Schneidezahn, genau vorn in der Mitte, und seine restlichen Zähne sahen aus, als wären sie reif, dem ersten zu folgen. »Dann sind Sie die Enkelin des Generals. Und wer ist der junge Mann?«
    »Er ist unser Hausgast aus London«, sagte Sarah.
    »Trevor Bentley«, stellte ich mich vor.
    Sarah schob mir das Papier zu. Ich schrieb Mutters Namen und die Adresse auf. »Miss Forrest muss pro Wort bezahlen, also sollten Sie sich kurz fassen«, sagte der Bursche, während ich darüber nachgrübelte, was ich schreiben sollte.
    Die beiden standen da und warteten auf mich, also ließ ich den Bleistift schnell übers Papier sausen. »Liebe Mutter,
wurde nach Amerika schanghait, bin aber jetzt in Sicherheit. Werde für General Forrest arbeiten und Rückfahrt verdienen. Hoffe, Dir geht es gut. Dein Dich liebender Sohn Trevor.«
    Sarah gab dem Mann das Formular und bezahlte. Dann gingen wir.
    Ich war erleichtert, dass Mutter dieses Telegramm bekommen würde, und bedankte mich bei Sarah.
    »Es sollte ihr Herz von einer schweren Last befreien.«
    Als sie das sagte, musste ich schlucken. Tränen stiegen mir in die Augen, und ich wandte mich ab, damit sie es nicht bemerkte.
    Als Nächstes stattete Sarah mich mit einer vollständigen Garderobe aus, was sie eine ordentliche Stange Geld kostete - über Zahnbürste und Stiefel und Hausschuhe und Socken und Unterwäsche und Hemden und Pullovern und Mantel und Joppe bis zu Nachthemd und Morgenmantel. Zum Abschluss kaufte sie jedem von uns eine Lakritzstange, eine Ausgabe der New Yorker World für den General und einen Beutel Kastanien für Mable.
    Wir beluden den Schlitten, Sarah nahm die Zügel, und wir verließen die Stadt.
    »Ich hoffe, wir haben nichts vergessen«, sagte sie.
    Ich schüttelte den Kopf, obwohl ich genau wusste, dass wir dem General versprochen hatten, beim Konstablerposten vorbeizugehen und alles über Whittle zur Anzeige zu bringen. Aber warum sollte ich Sarah daran erinnern? Wenn sie es vergessen hatte, kam mir das nur zugute.
    Was hätte das auch gebracht? Die True D. Light war samt Michael und Trudy fortgetrieben, also waren keine Leichen mehr da. Und Whittle war sicher noch immer unterwegs und würde sich kaum in der Stadt zeigen.

    Also sah ich überhaupt keinen Vorteil darin, ihn anzuzeigen. Ich würde mich damit nur selbst in Schwierigkeiten bringen.
    Der General fragte erst gar nicht, ob wir bei den Behörden gewesen waren. Er war viel zu aufgeregt, weil Saber aus dem Stall verschwunden war. Wir gingen zu dritt nach draußen und suchten überall nach dem Pferd, bis der General die Suche abbrach. Saber sei schon öfter fortgelaufen, sagte er, und würde vermutlich von allein zurückkommen.
    Das wusste ich natürlich besser, aber ich berichtigte ihn nicht.

20
    Weihnachten und danach
    Zwei Tage vor Weihnachten brachte ein Botenjunge von Western Union ein Telegramm.
    LIEBSTER TREVOR BIN SO GLÜCKLICH DASS ES DIR GUTGEHT STOP WÄRST DU DOCH HIER STOP SCHREIB MIR UND GIB AUF DICH ACHT

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