Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
Vom Netzwerk:
Gleitern durchbrach.
    Cowgirl …
    Rex rief nach ihr.
    Erst lächelte sie, aber als sie sich auf das ferne Gedankensignal konzentrierte, schmeckte Melissa die Gefühle, die seinen Ruf beseelten. Er hatte Angst, flehte um eine Antwort, brauchte etwas …
    „Au Scheiße“, sagte sie.
    „Was ist?“, rief Jessica. „Geht es ihr gut?“
    Melissa schüttelte den Kopf. „Immer noch keine Beth. Es ist Rex. Er braucht uns unten in der Stadt.“
    Jonathan machte ein finsteres Gesicht. „Klar, aber erst müssen wir …“
    „Es fühlt sich dringend an. Etwas ist schiefgegangen!“
    „Vergiss es“, fauchte Jessica.
    „Hör mal, bloß weil deine Schwester …“
    „Kommt nicht infrage, Melissa“, sagte Flyboy. „Wir können Jenks nicht ohne Verteidigung zurücklassen, weil du ein Ge-fühl hast. Sie liegen genau auf dem Weg der Invasion. Wir müssen diese Dinger anzünden, bevor wir uns nach Bixby aufmachen.“
    „Dann zünden wir sie jetzt an“, sagte sie. „Er braucht uns!“
    „Nicht bevor ich Beth gefunden habe.“ Jessica packte Jonathan so fest am Arm, dass ihre Fingerknöchel weiß wurden.
    Melissa wurde bewusst, dass sie hier mit Argumenten nicht weiterkommen würde. Der Geschmack des Flammenbringers war unerschütterlich. „Okay“, sagte sie. „Ich und du, wir können hierbleiben, bis ich deine kleine Schwester schmecke. Dann hole ich sie, während du das Feuerwerk in Gang setzt.“
    Jessica verschränkte die Arme. „Wir werden sie zusammen holen.“
    „Wie du willst. Aber Flyboy, du musst dich jetzt in die Innenstadt aufmachen. Allein kannst du das in fünf Minuten schaffen.“
    „Und warum?“, fragte Jonathan.
    „Weil Rex uns braucht!“ Melissa schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht genau, warum. Er ist zu weit weg, um seine Gedanken genau zu schmecken. Geh einfach und sieh nach, was er braucht.“
    Jonathan sah Jessica an, und Melissa schmeckte die eklig süßen Pärchengefühle zwischen den beiden. „Ich lasse dich nicht allein“, sagte er.
    Jessica stöhnte, und Melissa wusste warum. Jessica fühlte sich schuldig, weil sich die Pläne wie üblich um sie drehten.
    „Vielleicht braucht Rex aber …“
    „Wir haben gesagt, dass wir heute Nacht zusammenbleiben!“, schrie er.
    Melissa grollte innerlich und fragte sich, wie lang diese Diskussion noch dauern würde.
    Jessica nahm seine Hand. „Hör mal, Jonathan. Du hast mir versprochen, dass du tun würdest, was Rex sagt, weißt du noch?“
    „Schon, aber nicht …“
    „Geh einfach. Mir passiert nichts. Ich bin der Flammenbringer.“
    Einen Moment lang fühlte Melissa, wie Jonathan beide Alternativen in der Schwebe hielt, wie eine Münze, die aufrecht steht. Aber dann drückte Jessica seine Hand, sah ihn entschlossen und ohne zu blinzeln an, und er nickte.
    „Okay. Ich bin in zehn Minuten wieder da.“
    Er küsste sie, Melissa durchströmte der elektrisierende Geschmack ihres Kontaktes. Und dann war er weg, sprang aus dem Riss und über die Bäume, sauste in Richtung Innenstadt.
    Jessica drehte sich zu ihr um und fragte kalt: „Ist Beth jetzt drinnen?“
    „Hör mal, Jess, das mit deinen Eltern …“
    „Ist mir egal. Sieh dich bloß nach meiner Schwester um, bitte. “
    Melissa nickte, legte den Kopf zurück, um das größer werdende Gebiet im Riss abzuschmecken. Sie versuchte zu ignorieren, was sich tief in der Wüste regte, das salzige Aroma der Erwartung, den uralten Hunger, der endlich gestillt werden würde.
    Bis jetzt verbargen sich die ältesten Geister noch in ihren Gebirgshöhlen. Sie hatten Jahrtausende auf diese Nacht gewartet. Sie konnten noch ein paar Minuten ausharren, bis sie sicher wussten, dass alles nach Plan lief. Dann würden sie sich auf Bixby stürzen und alles verschlingen, was ihnen im Weg lag, ein Festessen auf gerader Strecke.
    Melissa schmeckte etwas Vertrautes am Rande des Risses –
    die ruhigen, selbstbewussten Gedanken von Cassie Flinders.
    Sie war überrascht, wie sich die Welt plötzlich verändert hatte, Angst hatte sie nicht. Schließlich war sie schon einmal in dem Riss gewesen.
    Kurz darauf schmeckte Melissa noch einen Geist neben Cassie: eine ängstliche, maulende, panische kleine Schwester.
    „Hab sie.“
    „Wo?“

    Melissa drehte den Kopf in die erspürte Richtung. „ Na klar.
    Die Höhle, in der Rex Cassie gefunden hat. Sie sind abgehauen, weil sie da wieder hinwollten, wo sie einen magischen Ort vermuteten.“ Melissa schüttelte den Kopf. „Komisch. Ich hatte wirklich gedacht, wir

Weitere Kostenlose Bücher