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Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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hätten ihre Erinnerungen repariert.“
    „Wahrscheinlich hat sie eine Zeichnung davon gemacht“, sagte Jessica.
    Melissa nickte bedächtig, als sie sich an die vielen Zeichnungen an den Wänden von Cassies Zimmer erinnerte. „Die kleine Schnüffelnase. Okay, gehen wir.“
    „Nein. Ich geh allein. Ich kenne den Weg.“
    Melissa runzelte die Stirn. „Hör mal, ich weiß, dass du mich nicht magst, aber ich kann …“
    „Das ist es nicht.“ Jessica sah zu den Häusern an der Bahnlinie hinüber. Immer mehr wurden von dem Riss geschluckt.
    „Sie brauchen dich hier.“
    „Aber was soll ich ohne dich hier tun?“
    „Das Feuerwerk anzünden, wenn die Darklinge kommen.
    Es gibt noch mehr Leute in Jenks, die Schutz brauchen. Hör zu, Melissa, ich weiß, dass ich egoistisch bin. Ich sollte nicht nur an meine Schwester denken. Also bleib hier.“
    „Ich kann aber noch nicht einmal … ach so, stimmt.“
    Jessica hatte ein Feuerzeug aus der Tasche gezogen und eins der Windlichter angezündet. Sie regulierte die Flamme, bis sie stetig brannte, dann gab sie Melissa eine Wunderkerze.
    „Probieren wir, ob es auch wirklich funktioniert“, sagte sie.
    Melissa nickte und hielt die Wunderkerze in die Flamme des Teelichtes. Sie fing an zu brennen und versprühte einen hellen Funkenregen.
    „Mensch, ist das hell!“, sagte Melissa, ließ sie auf den feuchten Schotter fallen und trampelte darauf herum, bis sie ausging. Ein Nachbild aus leuchtenden Punkten brannte sich vor ihrem geistigen Auge ein, trotzdem musste sie lächeln.
    Vielleicht war Samhain tatsächlich ein Feiertag, wenn selbst Melissa ein paar Flammen bringen konnte. „Okay, zieh los!
    Ich komme hier klar.“
    Jessica nickte und stopfte sich ein paar Autobahnfackeln in die Tasche. Sie rutschte den Bahndamm hinunter und warf sich ins Gebüsch. Melissa schloss die Augen und folgte Jessica in Gedanken, als sie den Weg fand, den Cassie und dann Rex vor drei Wochen gegangen waren.
    Sie ließ ihren Geist zu der Höhle schweifen. Cassie wurde inzwischen nervös, und Beth war komplett durchgedreht. Ihre Taschenlampen waren mit der Ankunft der blauen Zeit ausgegangen, und obwohl die meisten Gleiter den Ort nach dem letzten Besuch des Flammenbringers für immer verlassen hatten, glaubte Cassie, sie würde Schlangen in der Dunkelheit hören. Langsam suchten sie ihren Weg aus der Höhle.
    Was keine gute Idee war. Junge Darklinge hielten sich ganz in der Nähe auf, machten sich am Rand des Risses zu schaffen, in der Hoffnung, sie könnten ein bisschen schnelle Beute machen, bevor die Älteren in Scharen eintreffen würden. Melissa hoffte nur, dass der Geruch des Flammenbringers alle Midnightkreaturen von Beth und Cassie fernhalten würde.
    Sie konzentrierte ihren Fokus wieder in Richtung Stadt, wo Rex’ Geist noch immer an ihr zerrte. Er bekam immer mehr Angst, als der Riss Geschwindigkeit aufnahm, auf ihn zu, an der Bahnlinie von Bixbys Stadtbahn entlang. Inzwischen war er so schnell wie ein Läufer.
    Dann wurde das Bild etwas deutlicher: Er brauchte Hilfe, um sein Ziel vor dem Riss zu erreichen.
    Keine Sorge, Loverboy , rief sie, Jonathan ist auf dem Weg.

    Mit offenen Augen beobachtete Melissa die Wohnwagen an der Bahnlinie. Jemand war aus dem Haus neben Cassies getreten, ein alter Mann, der nur ein T-Shirt und Unterhosen trug.
    Er sah sich mit großen Augen in der blau-roten Welt um, er schmeckte nach Angst und Erstaunen.
    „Jetzt wirst du noch nichts sehen“, murmelte sie.
    Dann zuckte sie zusammen, wieder erreichte sie ein Geschmack aus den Tiefen der Wüste.
    Sie waren auf dem Weg … jetzt wagten sie sich aus den Bergen. Sie flogen langsamer als ihre Nachkommen, ihre Muskeln knarrten altersschwach, nachdem sie Jahrmillionen nicht gebraucht worden waren. Aber ihr alter Hunger zog sie nach Bixby, mit seinen verhassten Gebäuden aus Metall und Glas.
    Endlich jagen wir wieder.
    Melissa schauderte, dann erreichte sie etwas auf der Hälfte der Strecke – ein menschlicher Geist, der in der Wüste erwachte, am äußersten Ende des Risses von Bixby. Jemand zeltete dort draußen, erkannte sie entsetzt, draußen bei den Spinnen und Klapperschlangen. Und mit noch viel schlimmeren Wesen heute Nacht …
    Sie warteten bereits auf ihn, ein Trio aus drei jungen Darklingen.
    Melissa spürte das alles, die Aromen liefen wie Magensäure in ihrem Mund zusammen. Mit dem Moment, als der Riss ankam, zerfetzten sie sein Zelt, wenige Sekunden nachdem ihn das Zittern der Erde aus dem

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