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Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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hier ab?“ Sie sah zu dem dunklen Mond hoch. „Was ist hier passiert? Und wer seid ihr alle?“
    „Du hattest Fieber, nicht wahr, Cassie?“, fragte Jessica.
    „Kein Fieber. Meine Oma hat gesagt, es wäre nur eine Erkältung.“
    „Ach so. Na gut“, sagte Jessica langsam und nachdrücklich.
    „Aber manchmal träumt man komisch, wenn man krank ist.“
    Cassie verschränkte die Arme. „Stimmt, kann schon sein.
    Aber normalerweise erzählen mir die Leute in den komischen Träumen nicht, dass ich träume.“
    Jonathan lachte. „Netter Versuch, Jess.“
    „Allerdings, die Kleine ist nicht so dumm“, ergänzte Rex.
    „Und außerdem schlauer, als sie aussieht.“
    „Schlauer?“, jammerte Jessica. „Was soll das heißen? Ich hatte die blaue Zeit für einen Traum gehalten, wisst ihr noch?“
    „Na klar.“ Rex kicherte. „Lass dich nicht davon abhalten, ihr zu erzählen, was du willst, bis Melissa hier ist.“
    Jessica schnaubte und sah Jonathan an, der mit den Schultern zuckte und ein hilfloses Gesicht machte. Ihm gefiel die Vorstellung auch nicht besonders, ihm fiel aber eindeutig nichts Besseres ein, wie sie die geheime Stunde geheim halten sollten.
    Im Unterholz knackte es.
    „Wo wir gerade davon sprechen“, sagte Rex.
    Dess tauchte als Erste auf, auf ihrer Schulter ein langes Rohr balancierend wie einen Speer, der zum Abwurf bereit ist. Sie kam auf die Lichtung gestolpert, blieb stehen und sah von einem zum anderen. Dann ließ sie den Speer mit einem angewiderten Schnauben sinken. „Keine Monster mehr übrig, was?“
    „Alles unter Kontrolle“, antwortete Rex.

    „Ratten“, sagte Dess. „Jessica, ich hab nichts mehr erlegt, seit du Flammenbringer geworden bist.“
    Jessica seufzte. „Stimmt. Böse von mir.“
    Melissa kam ins Blickfeld, ihr langes, schwarzes Kleid hinter sich herschleppend, in dessen Saum sich Äste und Zweige verfangen hatten.
    „Mann, Rex. Das war irre“, verkündete sie.
    „Du hast es geschmeckt?“, fragte er leise.
    „Konnte einem schlecht entgehen“, sagte Melissa und fuhr an einer ihrer Narben mit dem Finger entlang. „Ich wusste ja schon, dass du eine Identitätskrise hast. Ich hätte aber nicht gedacht, dass ein Darkling mit dir einer Meinung sein könnte!“
    Jessica sah von einem zum anderen. Rex’ Gesicht trug einen seltsamen Ausdruck, außerdem fiel ihr auf, dass seine Hände immer noch zitterten, mit Fingern, die wie Klauen gekrümmt waren. Melissa starrte ihn an, als ob ihm Hörner gewachsen wären.
    „Haben wir hier irgendwas verpasst?“, fragte Dess laut.
    „Genau, was ist passiert?“, ergänzte Jessica. „Ich hab gesehen, wie ein Darkling abgehauen ist.“
    Melissa trat einen Schritt näher an Rex und das Mädchen heran. „Der Darkling war hier, aber er schien zu glauben, dass Rex ein … “
    „Nicht!“, unterbrach Rex.
    Es folgte ein langes Schweigen, während die beiden einander anstarrten.
    „Nicht jetzt“, fauchte er.
    „Puh“, sagte Cassie Flinders. „Vielleicht träume ich doch, weil ihr alle echt seltsam seid.“
    Alle sahen das Mädchen an. Sie stand da, hielt ihren Blicken trotzig stand. Jessica fand, dass sie wirklich recht hatte.

    „Okay, Kleine“, sagte Melissa nach einer weiteren unangenehmen Schweigeminute. „Ich denke, du gehörst längst ins Bett.“
    „Wir haben doch erst Morgen“, antwortete Cassie, dann sah sie zum Himmel auf und runzelte die Stirn. „Jedenfalls war es das … “
    „Egal wie, ich kann kaum glauben, dass deine Oma dich hat aufstehen lassen“, sagte Rex. „Wo du doch krank bist.“
    „Ich darf immer hinten im Garten spielen“, erklärte Cassie beleidigt. „Sie meint, frische Luft wäre gut bei einer Erkältung.“
    „Ich bring dich jedenfalls zurück unter deine Bettdecke“, erklärte Melissa und streckte eine Hand aus. „Komm mit mir mit.“
    „Sagte die Spinne zur Fliege“, murmelte Dess.
    Jessica sah über die Lichtung hinweg Jonathan an. Es musste einen anderen Weg geben, das Geheimnis zu wahren, ohne in den Gehirnen anderer Leute herumzupfuschen. Sie war schließlich noch ein Kind. Wer würde ihr glauben?
    Als sich Melissas Hand um Cassies legte, schien sich das Mädchen zu entspannen. Dann gähnte sie, ihre Augen wurden schläfrig.
    Melissa wandte sich an die anderen. „Schluss jetzt, Leute.
    Ich bin um einiges besser als früher.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Nebenbei bemerkt: Ich werde sie nicht beruhigen und ins Bett bringen und eventuell vorschlagen , dies alles könnte

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