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Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Melissas Führung direkt durch das Unterholz gedrungen waren, ihr Ziel wahrscheinlich schon erreicht haben. Sie hoffte nur, dass sie genügend Waffen aus Dess’ Werkstatt dabeihatten, um Rex und das verschwundene Mädchen – und sich selbst – zu schützen, bis sie mit Jonathan endlich die richtige Flugbahn entdeckt hatten.
    „Ich glaube, es geht hier lang“, meinte Jonathan. „Aber wo sind bloß … “
    Plötzlich brach eine Woge lautloser Gestalten durch die Bäume. Die Gleiter hatten ihre Schwingen in ihre schlangenartigen Körper hineingerollt, wie bei schwarzen, von unsichtbaren Schützen gespannten Bogen. Jessicas Arme schossen gerade noch rechtzeitig nach oben, um einen abzuwehren, der auf ihr Gesicht zukam. Acariciandote explodierte in einem blauen Funkenregen, seine Anhänger glühten weiß vor Hitze, aber die eisigen Nadeln des Gleiterbisses schossen bis in ihre Schulter hinauf.
    „Jess!“ Jonathan zog sie an sich, um sie mit seinem Körper zu schützen. Sie hörte, wie ein Gleiter mit einem dumpfen Schlag an seinem Rücken abprallte, und er stöhnte auf vor Schmerz.
    Mit ihrer heilen Hand zog sie Desintegrator aus ihrer Tasche und schaltete ihn ein. Der weiße Lichtstrahl durchschnitt die blaue Zeit, wobei er einige der herumsausenden Wesen in rote Feuerstrahlen verwandelte.
    Sie ließ ihre Taschenlampe in allen Richtungen durch die Bäume wandern, während der vertraute Energiestoß in ihren Körper fuhr. Der Strahl traf aber nirgendwo auf. Der Schwarm hatte die Lichtung in Sekundenschnelle überquert.
    Jonathan ließ sie los, stöhnte und reckte sich, um die Stelle mitten auf seinem Rücken erreichen zu können. „Aua! Direkt an der Wirbelsäule! Kleine Mistviecher.“
    „Was sollte das Ganze?“, jammerte Jessica, als sie die Taschenlampe ausschaltete.
    Jonathan schlug die Augen auf, blinzelnd, bis das weiße Licht weg war. „Wer weiß? Vielleicht haben sie nicht gemerkt, dass du das warst … Runter! “ Er schlang die Arme um sie und zog sie zu Boden.
    Jessica hörte, wie wieder Gleiter pfeifend direkt über sie hinwegflogen. Sie kamen erneut aus den Bäumen geschossen, aus einer anderen Richtung, ohne Furcht vor der Macht des Flammenbringers. Sie schaltete Desintegrator an und wedelte ziellos damit umher, ohne zu bemerken, wann die letzten Gleiter zwischen den Bäumen verschwanden.

    „Wir müssen springen!“, rief Jonathan, der die Augen vor dem weißen Licht fest zusammenkniff. „Sie benutzen die Bäume als Deckung!“ Er zog sie an ihrer tauben Hand vom Boden hoch und sprang direkt gen Himmel. Sie drehten sich langsam umeinander, wegen der mangelnden Koordination war ihr Sprung nicht ausbalanciert.
    Nur sie allein befanden sich in der Luft, aber Jessica sah, wie sich wieder ein Schwarm Gleiter von den Bäumen trennte und auf die Stelle zuschoss, an der sie gerade noch gestanden hatten. Sie lenkte den Strahl von Desintegrator abwärts, und kurz darauf bedeckten kreischende, brennende Körper den Boden der Lichtung.
    „Was machen die da? Wissen die nicht, dass ich sie einfach umbringe?“
    „Ich glaube, sie versuchen, uns aufzuhalten.“
    Als sie an der Spitze ihres Sprungs angekommen waren, schwenkte Jessica die Taschenlampe umher, aber es flog nichts in ihrer Nähe. Der Rest der Gleiterwolke versammelte sich in der Ferne um einen schwarzen Kern, der sich vom Boden löste: einen einzelnen Darkling mit Flügeln.
    „Das sieht nicht gut aus“, sagte sie. Der Rettungsplan hatte vorgesehen, dass etwas Großes eine Weile brauchen würde, um aus den Tiefen der Wüste Jenks zu erreichen. Offensichtlich war der Darkling jedoch rechtzeitig eingetroffen, während sie, der Flammenbringer, sich verspätet hatte.
    „Kann ich die Augen aufmachen?“, fragte Jonathan, während sie zur Landung ansetzten.
    Sie ließ die Taschenlampe noch einmal über die Bäume unter ihnen streifen. Nichts entzündete sich, also schaltete sie sie aus. „Na klar.“
    Im Sinken ließ Jonathan seinen Blick langsam über den Horizont schweifen, dann deutete er mit seiner freien Hand in eine Richtung. „Da drüben ist es.“
    Zwischen den niedrigen, knorrigen Süßhülsenbäumen stach ein Felsbrocken aufrecht wie ein böser Finger in die Luft. Er befand sich ungefähr in der Richtung, die Melissa ihnen gewiesen hatte, und sie hatte gesagt, dass Rex das verschwundene Mädchen in einer Art Höhle gefunden hätte.
    „Komm, wir versuchen, das in einem Satz zu schaffen“, sagte Jonathan. „Wenn sie weißes Licht in

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