Der Riss
aus.
„Diese Katze riecht Blut, Jess“, sagte Melissa. „Sie ist zu jung, um sich vor dir zu fürchten.“
„Blut?“, fragte Jessica, aber die Gedankenleserin antwortete nicht.
Sie sausten auf den Kampf zu. Jessica sah Dess’ langen Speer durch die Luft zischen, der Panther schlug mit der Pranke danach und traf ihn an der Spitze. Die Waffe glitt Dess aus den Händen, als das Biest aufjaulte und durch den Kontakt nach hinten in sein Gleitergefolge geschleudert wurde. Es rollte über die Wüste, Salz und Sand wirbelten in die Luft.
Die Katze sprang jedoch gleich wieder auf die Füße und bleckte die Zähne.
Dess hielt seinem Blick stand.
„Augen zu“, warnte Jessica.
Der Strahl von Halluzination schoss über die blaue Wüste und erwischte den Darkling gerade noch. Weißes Feuer tanzte über sein Fell, worauf er noch einmal wütend aufjaulte. Überall um ihn herum gingen Gleiter in Flammen auf, die abdrehten, um dem sengenden Licht zu entkommen.
Der Darkling floh jedoch nicht. Seine Purpuraugen blitzten, als er Dess ansah, gegen die er seine geballte Wut richtete.
Er machte sich zum Sprung bereit.
Im Flug hielt Jessica die Taschenlampe ruhig und fest umklammert, zwang ihren ganzen Willen in den Strahl. Das weiße Feuer wurde stärker, als der Darkling abhob, und verwandelte ihn in einen zischenden Feuerball. Jessica spürte, wie die blaue Welt unter ihnen erzitterte, die Berge in der Ferne schienen sich zu krümmen, als Halluzination mit ihrer Energie in sie eindrang.
Die Kreatur stieß einen letzten Schrei aus, als sie wie ein explodierender Meteor mitten in der Luft zerfiel und weiß glühende Kohlen über dem Wüstenboden versprengte.
„Augen auf“, sagte Jessica mit rauer Stimme. Nach dem nächsten Sprung kamen die drei rutschend in der Nähe des Rings aus verbrannter Erde und Metallstäben zum Stehen.
Dess stand mittendrin, staubig und mit verängstigtem Blick, von ihrer Stirn lief Blut.
„Bist du in Ordnung?“, rief Jessica, ließ Jonathans Hand los und rannte auf sie zu, mit großen Sätzen über die verstreuten und kokelnden Reste des Darklings hinweg.
„Ich werd’s überleben. Aber Rex ist da draußen!“, rief Dess und deutete in die Wüste. „Ich konnte ihn nicht aufhalten!“
„Ich weiß“, sagte Melissa.
„Jessica, Jonathan, holt ihn da raus!“
„Nein, tut es nicht.“
Die anderen drei sahen die Gedankenleserin ungläubig an.
Ihre Augen waren halb geschlossen, die Augäpfel, von denen man nur zwei schmale Schlitze purpurn leuchten sah, nach oben verdreht.
„Er will, dass wir hierbleiben“, sagte sie leise.
„Du hast aber nicht gesehen, was für ein Wesen ihn geholt hat!“, schrie Dess und wischte sich das Blut von der Stirn.
„Ich kann es sehen, Dess.“ Melissa bewegte ihren Kopf langsam von einer Seite auf die andere, wie ein betrunkener Klavierspieler, der zu seiner eigenen Musik schunkelt. „Es geht ihm gut. Und er wird bald wieder hier sein.“
„Er wird sterben!“, sagte Dess.
Melissa schlug die Augen auf, die blitzten, als sie Jessica direkt ansah. „Glaubt mir – geht nicht da raus. Rex ist mitten in einer Meute von bösartig-alten Darklingen. Wenn ihr sie erschreckt, werden sie ihn nur töten.“
Jessica bemerkte, dass auch die anderen sie ansahen, in Erwartung ihrer Antwort. Schließlich war sie der Flammenbringer. Nur sie konnte Rex retten.
Sie sah Melissa wieder an. Die Gedankenleserin sah absolut überzeugt aus. Jessica erinnerte sich an die Ruhe, die sie bei ihrer Berührung gespürt hatte, und an die Liebe, die Melissa für Rex empfand, und plötzlich war auch sie sich sicher, was sie zu tun hatte.
Nichts.
Melissa konnte sich noch so beschissen benehmen oder benommen haben und Dess oder irgendjemandem was auch immer angetan haben, niemals, nie im Leben würde sie Rex etwas antun. In tausend Jahren nicht.
Jessica nickte. „Okay. Wir vertrauen Melissa.“
„Jessica!“, schrie Dess. „Die ist ein Psycho!“
„Nein, ist sie nicht. Wir warten hier.“
Melissa lächelte und schloss wieder die Augen. „Es wird nicht mehr lange dauern. Sie wissen, dass der Flammenbringer in der Nähe ist, weshalb ihnen nicht nach einer langen Plauderei ist.“
„Plauderei?“, fragte Jonathan. „Reden wir hier von Darklingen?“
„Von alten. Die schlauer sind als dieser Hohlkopf hier“, sagte Melissa und versetzte den glimmenden Teilen in ihrer Nähe einen Tritt. „Übrigens, Jess, du hattest recht.“
„Womit denn? Dass du kein Psycho
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