Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
Vom Netzwerk:
bist?“
    „Nein. Mit dem Fliegen. Es macht Spaß.“ Sie schlug die Augen auf und drehte sich nach ihrem alten Ford um, in dessen Innenraum man Angies erstarrte Gestalt entdecken konnte, und knackte mit den Fingern. „Aber nicht so viel Spaß wie ein Blick in das Hirn dieser Hexe.“
    Dess schüttelte den Kopf. „Bevor Rex gegangen ist, hat er gesagt, du sollst auf ihn warten. Er sagt, es ist überaus wichtig, dass du Angie nicht berührst, bevor er zurückkommt. Und er hat gesagt, wenn du dich anstellst, soll ich dir hiermit eins überbraten.“ Sie deutete auf Schwärmerisch Mathematische Zahlenkolonne, mit ihrer von Feuer und Ruß schwarz verklebten Spitze, die der Darkling von sich geschleudert hatte.
    „Also, nur zu.“
    Melissa warf Dess einen hämischen Blick zu, blieb aber, wo sie war. „Dieser Bastard. Ich habe es ihm versprechen müssen.“ Beide Hände zu Fäusten geballt, sah sie in die Wüste hinaus und fluchte. Schließlich zischte sie: „Schön. Der Seher hat immer recht, auch wenn er Blödsinn erzählt. Vielleicht kann ich’s kaum erwarten, bis noch ein paar … oh Mann. Was für eine Scheiße ist denn mit meinem Auto passiert?“

die alten
    12.00 Uhr Mitternacht
17
    Wie Spinnennetze hingen sie über ihm. Ihre Tentakel schlängelten gen Himmel, Silhouetten vor dem Mitternachtsmond, die aus seinem dunklen Licht Energie zu tanken schienen. Andere Stränge verankerten sie im Wüstenboden oder wanden sich um die Hälse von Darklingen, wie Leinen an riesigen Panthern. Die Wesen schienen weder Kopf noch Körper zu haben, nur eine platte Mitte, aus der die Greifarme entsprangen.
    Rex fragte sich, ob die Darklinge ursprünglich so ausgesehen hatten, bevor sie in die Gestalten von menschlichen Albträumen geschlüpft waren. Sicher waren das die Alten, die Melissa immer in der Wüste gespürt hatte. Er schmeckte modrige Kreide, genau wie sie beschrieben hatte, als ob er den Mund voll hätte mit den Überresten von Wesen, die lang verstorben und zu Staub zerfallen waren.
    Einer von ihnen war durch die Wüste zu ihm gekommen, mit Armen, die wie Fäden glitzerten, prachtvoll aus weiter Ferne für die Augen des Sehers zu erkennen. Er hatte gewusst, dass er ihm folgen musste – das Wesen konnte mit seinen langen Armen durch Dess’ Schutzwälle greifen und hatte unwiderstehlich an seine Darklinghälfte appelliert.

    Insofern hatte er kommen wollen , auch mit seiner menschlichen Hälfte. Nach allem, was Angie ihm erzählt hatte, erkannte Rex, wie unvollkommen und lückenhaft die Lehre wirklich war. Wenn es einen Weg gab, zu verhindern, was passieren sollte, dann würden ihn diese alten Geister kennen.
    Es gab drei von ihnen, mit je sechzig Fuß Spannweite und einem Gefolge von weiteren dutzenden Kreaturen in Albtraumgestalten: blasse Schlangen und aufgedunsene Spinnen, Schnecken, aus denen schwarzes Öl triefte, und allesamt reglos, wie Hörige der Alten, die über ihnen schwebten. Flügellose Gleiter pulsierten zu seinen Füßen am Boden, wie eine Eruption von Erdwürmern, die den kargen Boden umgruben.
    Nie war sich Rex so klein vorgekommen.
    Wie hatte er jemals glauben können, er wäre ein halber Darkling? Nur ein winziger Teil von ihm hatte sich verwandelt, einen Bruchteil an Stärke gewonnen, genügend Mut, um seine armselige, menschliche Wut auszudrücken. Diese Wesen waren so viel stärker, als er jemals werden würde. Rex sah sich außerstande zu sprechen. Sein menschlicher Teil hatte sich entsetzt in einem Winkel seines Verstandes verkrochen, ihre Finsternis ließ sich wie ein Bleituch auf ihm nieder.
    Und was hätte er auch tun sollen? Hallo sagen?
    Eine flüssige Bewegung erregte seine Aufmerksamkeit. Eines der langen Tentakel der Wesen näherte sich, glitt wie eine Schlange über den Wüstenboden. Rex beobachtete mit Schrecken, wie es auf seinen Stiefel zuschlängelte, sich leicht wie Federn um sein Bein legte. Jeder Muskel in seinem Körper spannte sich dagegen, aber er konnte sich nicht rühren.
    Kälte breitete sich in ihm aus, und eine dürre Stimme …
    Der Winter kommt.
    Rex wollte seinen Mund öffnen, um etwas zu sagen, aber seine Zähne waren so fest zusammengebissen, dass er fürchtete, sie könnten abbrechen. Er gab ein Knurren von sich, zog seine Lippen auseinander und zwang seine Zunge, Worte in seinem gefesselten Mund zu formen.
    „Was wird geschehen?“
    Wir werden wieder jagen. Komm zu uns.
    „Nein“, sagte er.
    Wir sind hungrig.
    Bilder explodierten in Rex’ Kopf, von allen

Weitere Kostenlose Bücher