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Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Wenn die Darklinge durchbrechen würden, waren ihre Leute ernsthaft in Gefahr.
    „Macht dir das nichts aus?“, fragte sie. „Wenn du deine Eltern nicht mehr … so oft siehst?“
    Constanza zuckte mit den Schultern. „Ich bin fast siebzehn.
    Ich wäre wahrscheinlich sowieso bald ausgezogen. So können sie mich wenigstens im Fernsehen bewundern.“
    Jessica musste lächeln.
    „Aber weißt du, eigentlich bin ich nicht traurig, weil sie hierbleiben“, fuhr Constanza fort. „Sie werden immer um mich sein, auf die eine oder andere Art. Meine Freunde sind es, die ich mehr vermissen werde. Besonders dich.“
    „Mich? Besonders? “
    „Natürlich, Dummchen. Manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich kaum eine Chance gehabt, dich kennenzulernen.
    Wie lange war das? Zwei Monate, seit die Schule angefangen hat?“
    „Kann sein“, sagte Jessica leise. Ihr kam es manchmal so vor, als wären Jahre vergangen, dabei war sie erst Ende August in Bixby angekommen. Sie saß neben einem der Koffer und starrte den Haufen an Kleidern und Schuhen in seinem Inneren an. „Zwei Monate können einem manchmal ziemlich lang vorkommen, finde ich.“
    „Wie recht du hast.“ Constanza rückte näher. „Nach meiner Theorie sind zwei Monate in Freundschaftszeit eigentlich länger als ein Jahr, verstehst du?“
    „Äh … eher weniger.“
    Constanza bückte sich, nahm einen Stapel Hemden, die durchgefallen waren, und trug ihn zu einem der riesigen, inzwischen halb leeren Schränke. „ Jess, hör mal, ich weiß , dass du ganz traurig bist, weil ich gehe. Du bläst Trübsal, seit ich dir von L.A. erzählt habe. Aber manchmal sind diese kurzen Freundschaften die besten.“
    Jessica zog eine Augenbraue hoch. „Wirklich?“
    Constanza hängte die Hemden nachdenklich wieder auf Bügel. Eins nach dem anderen. „Hattest du nie eine beste Freundin im Sommerlager oder so? Man freundet sich schnell an, und man weiß, dass man nur bis zum Ende des Sommers zusammen ist, also wird das superintensiv.“
    Jessica nickte. „Ja, ich glaube, ich weiß, was du meinst.“
    Constanza sah sie an und strich ihr eine Locke aus dem Gesicht. „Aber das sind immer die Leute, an die du dich für den Rest deines Lebens erinnerst. Ich jedenfalls. Auch wenn ich immer vergesse, ihnen zu schreiben und so.“
    Jessica schluckte, ein Kloß steckte in ihrem Hals. Sie konnte nicht glauben, dass sich Tränen angeschlichen hatten, und sie wäre sich wie ein Vollidiot vorgekommen, wenn sie angefangen hätte zu weinen. Sie versuchte sich darauf zu konzentrieren, was Jonathan gesagt hatte: Constanza zählte zu den Glücklichen. Sie würde Bixbys große Halloweenparty nicht miterleben.
    Constanza seufzte. „Vielleicht liegt das daran, dass Freundschaften, die so enden, nicht einfach auseinandergehen, man wird auseinandergerissen. Deshalb kommt man nie an den Punkt, wo man einander nicht mehr mag.“
    Jessica blinzelte, und eine Träne lief ihre Wange hinab.
    Constanza streckte einen ihrer eleganten Finger aus und wischte sie behutsam weg.
    „Komm schon, Jess. Jetzt bist du lange genug traurig gewesen.“ Sie lachte. „Ich komme so oft nach Bixby, wie es meine Drehtermine zulassen. Muss schließlich meine alten Herrschaften besuchen, wie du weißt.“
    „Okay. Tut mir leid.“
    „Muss dir nicht leid tun.“ Constanza drehte ihr Lächeln auf volle Wattleistung auf. „Nachdem wir jetzt alles gepackt haben, müssen wir was Lustiges machen, damit ich dich fröhlich in Erinnerung behalten kann.“
    Jessica nickte und ließ sich von Constanzas Laune aus ihrer Traurigkeit reißen, die sie die ganze Woche begleitet hatte.
    Dess behauptete ständig, ihr Plan würde funktionieren, weshalb sie vielleicht alle Leute in Bixby retten könnten, oder wenigstens fast alle. Und nach fünfundzwanzig Stunden Midnight würde sich die blaue Zeit wieder zurückziehen.
    Wenn die Darklinge erst mal kapiert hatten, dass ihnen ein Kampf bevorstand, würden sie vielleicht nicht mehr jedes Jahr an Halloween zurückkehren.
    Jessica beschloss, dass sie es sich wenigstens heute Nacht gut gehen lassen würde.
    „Okay, ab jetzt bin ich fröhlich.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln.
    „So ist es brav“, sagte Constanza. „Wir können ja immer noch telefonieren. Schließlich geht die Welt nicht unter.“

süßes oder saures
    5.33 Uhr abends
24
    „Könnte sein, dass Halloween ausfällt“, sagte Don Day vom anderen Ende der Couch.
    Jessica sah von dem Buch auf, in dem sie erfolglos zu lesen

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