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Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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durch das Fenster. „Ein Glück, dass du kein echter Einbrecher bist.“
    „Hab nie behauptet, ich wäre einer“, rief er zurück. Es schepperte wieder.
    Obwohl es in der blauen Zeit passierte, zuckte Jessica bei dem Krach zusammen. Sie fand, dass sie sich wenigstens bemühen könnten, leise zu sein, wenn sie schon irgendwo einbrachen.
    Schon wieder.
    „Gefunden!“, ertönte Jonathans Stimme.
    Sie ging mit Dess um die Ecke zur Eingangstür des Geschäftes. Hinter der Glastür sah sie, wie Jonathan Schlüssel an einem Ring ausprobierte, einen nach dem anderen.
    „Hätten einfach durchs Fenster klettern sollen“, murmelte Dess, als sich die Aktion in die Länge zog.
    „Ein Teil von dem Zeug auf deiner Liste ist zu schwer“, sagte Jessica, unterdrückte ein Gähnen und war froh, dass sie durch die Tür gehen durfte. Sie konnte kaum die Augen offen halten, außerdem musste sie heute Nacht noch zu Constanza zurück.
    Seit Rex’ Demonstration draußen in Jenks hatten die fünf jede Nacht gemeinsam damit verbracht, die Materialien zu sammeln, die nötig waren, um die Invasion der Darklinge aufzuhalten. In der Hauptsache hieß das, in alle Läden der Stadt einzubrechen, die Feuerwerkskörper verkauften, und das Lager zu räumen. Die nächtlichen Einbrüche wurden ermüdend. Und außerdem auffällig – im Bixby Register war ein Artikel über unbekannte Vandalen erschienen, die ein gefährliches Arsenal an Feuerwerkskörpern zusammenstellten. Dem Artikel zufolge hatte das Sheriffbüro tatsächlich herausgefunden, dass es sich um einen Trupp Jugendlicher handeln würde, die irgendwas Großes an Halloween vorhatten.
    Natürlich ahnte niemand, wie groß.
    Heute Nacht räumten Rex und Melissa den letzten Laden leer, während die anderen drei ein paar Teile aus Bixbys Computer- und Schlüsselshop entwendeten. Danach würde Rex ihnen hoffentlich ein paar Nächte Ruhe genehmigen. Halloween war schon in sechs Tagen.
    Jessica sah sich mit finsterer Miene das Papierskelett an der Ladentür an, das während Jonathans Bemühungen mit den Schlüsseln sanft schaukelte. Die Schule war überall dekoriert worden, Girlanden in Schwarz und Orange hingen in allen Fluren, Kürbisgesichter glotzten von den Wänden der Cafeteria auf Jessica hinab. Immer wenn sie eine Hexe oder schwarze Katze an einer Klassentür sah, musste sie daran denken, was geschehen würde.
    „Komm schon!“, sagte Dess in dem Moment, als das Schloss knackte.

    „Meine Damen“, sagte Jonathan und hielt mit einer Verbeugung die Tür auf.
    „Gut, beeilen wir uns“, sagte Jessica und lief durch die Reihen mit den Geräten und Werkzeugen und Farbtöpfen.
    „Constanza denkt, ich bin auf dem Klo.“
    Jonathan prustete. „Da würde sie durchdrehen, oder? Wenn du dadrin einfach verschwinden würdest?“
    „Ja ja, sehr witzig“, sagte Jessica müde, während Jonathan eine riesige Abdeckplane einsammelte.
    Montagmorgen, übermorgen, würde Constanza nach L.A.
    fliegen. Angeblich nur für eine Woche. Jessica gegenüber ließ sie allerdings mindestens einmal pro Tag fallen, dass sie die Highschool von Bixby eventuell nie mehr betreten würde.
    Heute Nacht sahen sie sich möglicherweise zum letzten Mal.
    Jessica zog ihren Mantel enger an sich, als sie sich fragte, wie viele Menschen sie in der kommenden Woche noch verlieren würde.
    „He, sieh dir das an“, sagte Dess.
    Jessica drehte sich um. „Eine leere Farbdose?“
    „Die vormals bescheidene Farbdose“, Dess schwenkte die Dose an ihrem Drahthenkel, „wird als bedeutendes explosives Gerät wiedergeboren werden.“
    Jessica schluckte. Der eine oder andere von Rex’ Plänen grenzte an Wahnsinn. Aber jetzt führte kein Weg mehr zurück.
    Sie zog Dess’ Liste aus ihrer Tasche und lief weiter an den blau schimmernden Regalen entlang, auf der Suche nach Nägeln, Drähten und Metallwerkzeugen – einigermaßen frischem, sauberem Stahl, aus dem man hundert Waffen herstellen konnte.
    Jessica fragte sich, ob sie ausreichen würden.

    Eine halbe Stunde später tippte ihr Jonathan auf die Schulter.
    „Komm mit.“ Er reichte ihr seine Hand. „Wir sollten uns bald auf den Weg machen, damit ich rechtzeitig wieder hier bin.“
    „Dachte, du hättest gesagt, dass du es komisch fändest, wenn ich einfach verschwinden würde.“
    „Entschuldigung.“ Er berührte sie sacht an der Hand, für einen Moment flackerte Mitternachtsschwerelosigkeit durch ihren Körper. „Du hättest dableiben können. Dess und ich hätten das

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