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Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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versucht hatte. Wie üblich lief der Wetterkanal. Ein Mann mit Fliege begleitete eine wirbelnde weiße Masse vom Golf von Mexiko bis in die Ebenen von Texas.
    Sie kam direkt auf Oklahoma zu.
    „Ist das Regen?“, fragte sie. „Heute Abend?“
    „Das war ein Hurrikan, aber jetzt ist es nur noch ein tropischer Tiefausläufer“, sagte ihr Vater in seiner Wetterkanal-Lehrstimme. „Bis der hier ankommt, ist er nur noch ein Gewitter.“
    „Nur ein Gewitter … “ Jessica starrte entsetzt auf das Satellitenbild im Fernsehen. „Äh, wann soll es angeblich hier ankommen?“
    „Irgendwann heute Abend. Dann geht der ganze Spaß im Regen unter.“ Er sah sie irritiert an. „Hattest du etwa vor, von Tür zu Tür zu gehen?“
    „Ach was. Natürlich nicht.“ Übertrieben verdrehte sie die Augen. „Vermutlich muss ich den ganzen Abend für Trigonometrie büffeln. Aber Gewitter sind irgendwie unheimlich, finde ich, besonders an Halloween.“
    Vor allem um Mitternacht, und insbesondere dann, wenn man versucht, hundert Kilo Feuerwerk trocken zu halten, weil man eine Invasion von Monstern abwehren muss. In den letzten zwei Wochen hatte bei ihrer Planung niemand darüber geredet, dass es eventuell regnen könnte.
    „Dad“, hob sie kurz darauf an und bemühte sich, möglichst desinteressiert zu klingen, „haben sie was gesagt, ob das Unwetter hier so um Mitternacht ankommen könnte?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Lässt sich nicht leicht vorhersagen, wenn ein Hurrikan oder auch nur ein tropisches Tiefdruckgebiet an Land angekommen ist. Könnte bis morgen früh dauern. Löst sich vielleicht auch in Luft auf. Wenn es sich mit unverminderter Stärke weiterbewegt, ist es zwischen neun und zehn hier.“
    „Was soll’s“, verkündete Beth, die im Türrahmen aufgetaucht war. „Ich gehe auf Tour, auch bei golfballgroßen Hagelkörnern. Oder Golfballhagel.“
    Jess sah zu ihrer kleinen Schwester auf und musste einen Lachanfall unterdrücken. Acht Kleiderbügel, die mit schwarzem Papier verkleidet waren, standen von Beths Schultern in alle Richtungen ab und wippten heftig. Ihr Gesicht verschwand beinahe unter schwarzem Make-up, wodurch das Weiße in ihren Augen betont wurde, außerdem trug sie Vampirzähne aus Plastik.
    „Was soll denn das darstellen?“
    „Ich bin eine Tarantel, Dummchen.“ Beth trat einen Schritt näher an die Couch und richtete eins ihrer Beine so aus, dass es ihren Vater bedrohte.

    „Autsch“, sagte er, ohne den Wetterkanal aus den Augen zu lassen.
    „Mich nennst du Dummchen. Schau mal in den Spiegel.“
    Dann runzelte Jessica die Stirn. „Woher hast du die Idee?“
    „Von Cassie. Wir gehen beide als Taranteln. Sie hat da dieses Ding mit den Spinnen.“
    Jessica lief es kalt den Rücken hinunter. „Kommt sie heute Nacht hierher?“
    „Wieso? Hast du was gegen Cassie?“, fragte Beth zuckersüß.
    „Nein, sie ist hinreißend.“ Jessica vertiefte sich in ihr Buch.
    Cassie war seit jenem schrecklichen Spaghettiabend ein paar Mal da gewesen. Die beiden hatten Jessica bis jetzt in Ruhe gelassen, aber heute wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie genau um elf Uhr dreißig auftauchen würden, wenn sie sich aus ihrem Zimmer schleichen musste.
    Eins hatte die Sache jedoch für sich: Cassie würde hier wesentlich sicherer sein als in Jenks. Wenn erst mal Mitternacht war, würde der Riss anfangen, sich auszudehnen, und am sechsunddreißigsten Breitengrad entlangsausen. Hoffentlich würde er nicht so weit kommen, bis er die Häuser im Norden von Bixby schluckte. Aber selbst dann würden es die Darklinge vielleicht nicht so weit schaffen.
    Jedenfalls hatte sich Jessica das die ganze Woche lang eingeredet.
    „Mit uns brauchst du heute nicht zu rechnen.“ Beth schwenkte ihre Hüften, sodass eins ihrer Tarantelbeine Jessica am Kopf traf. „Ich fahre zu ihr.“
    „Was, nach Jenks ?“
    Beth sah Jessica überrascht an, und sogar ihr Vater trennte sich mit den Augen vom Wetterkanal.
    „Äh, ja, Jess. Weil, äh, Cassie da wohnt.“

    „Wann kommst du nach Hause?“
    „Jess, du benimmst dich komisch. Dad, sag Jess, dass sie sich komisch benimmt.“
    „Jessica?“, fragte ihr Vater.
    „Na ja, in einem fremden Stadtteil von Tür zu Tür zu gehen und so.“
    Beide sahen sie noch ein bisschen länger irritiert an, und dann breitete sich allmählich ein wissendes Lächeln auf Beths Gesicht aus.
    Ihr Vater wandte sich wieder dem Fernseher zu. „Mach dich locker, Jessica. Es ist Halloween. Cassies

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