Der Ritter von Rosecliff
eine dünne Kinderstimme anklagend: »Ich hasse dich! Ich hasse dich!«
Isolde war aufgewacht und kauerte wie ein Häufchen Elend neben Rhonwen, die sich in diesem Augenblick selber hasste. Sie hatte alles falsch gemacht und jetzt saßen sie hungrig und frierend mitten im Wald.
»Ich kann gut verstehen, dass du mich hasst. Trotzdem musst du mir vertrauen. Ich werde dich beschützen, das verspreche ich dir.«
»Mich beschützen? Beschützen? Ich glaube eher, dass du mich umbringen willst! «
»Nein!«
»Warum hast du mich dann entführt?«
Ja, warum? Rhonwen seufzte und biss sich die Lippen blutig. »Ich hatte nicht die Absicht dich zu entführen, und ich werde dich nach Hause bringen.«
Isolde starrte sie misstrauisch an. »Nach Hause? Nach Rosecliffe?«
»Ja, nach Rosecliffe.«
Rhonwen verschwieg dem Mädchen, dass sie vorher in Erfahrung bringen wollte, was im Lager geschehen war. Sollten ihre Landsleute gefangen genommen worden sein, könnte sie Isolde gegen sie austauschen ...
Und wenn Rhys und seine Männer tot waren?
Fröstelnd schlang Rhonwen ihre Arme um die Knie. Wenn Jasper Fitz Hugh ihre Freunde getötet hatte, würde sie sich an ihm rächen. Er mochte noch so attraktiv, charmant und verführerisch sein – aber als Engländer war er ihr Feind, und sie würde nie wieder den Fehler begehen, das zu vergessen.
Im Morgengrauen hockte Newlin auf der Steinbrüstung vor dem Burgtor. Ein Wachposten sah ihn und erstattete Jasper sofort Bericht. Irgendjemand musste auch Josselyn informiert haben, denn sie erreichte das Tor zur gleichen Zeit wie ihr Schwager.
»Lass die Zugbrücke hinab! «, befahl sie der Wache, und als der Mann zögerte, fuhr sie Jasper an: »Sag ihm, dass er sofort die Brücke senken soll. Newlin hat irgendwelche Neuigkeiten, sonst wäre er nicht hier.«
Davon war auch Jasper überzeugt aber ihm wäre es lieber gewesen, zuerst allein mit dem Barden zu sprechen.
Nach ihrem leichten Sieg über die Rebellen hatte er mit seinen Männern die ganze Umgebung nach Isolde abgesucht sie aber nicht gefunden. Rhonwen war mit seiner Nichte irgendwo im Wald untergetaucht und es hätte Stunden dauern können, sie in ihrem Versteck aufzustöbern. Einer seiner Soldaten und zwei Waliser waren schwer verletzt und mussten dringend versorgt werden. Deshalb hatte Jasper die Suche schweren Herzens abgebrochen und war mit seinen Gefangenen nach Rosecliffe zurückgekehrt obwohl ihm davor graute, Josselyn unter die Augen zu treten, ohne Isolde mitgebracht zu haben.
Sie hatte die schlechte Nachricht jedoch mit bewundernswerter Ruhe aufgenommen und sogar mitgeholfen, die Wunden der Verletzten zu säubern und zu verbinden. Alle waren sehr spät zu Bett gegangen, und Jasper hatte trotz seiner Erschöpfung erst nach drei Bechern Wein Schlaf gefunden, weil er sich Sorgen um Isolde machte und Rhonwen verfluchte. jetzt nur drei Stunden später, hatte er Mühe, mit Josselyn Schritt zu halten, die leichtfüßig über die Zugbrücke rannte.
»Bringst du uns Nachrichten von dem falschen Luder?«, rief er, bevor seine Schwägerin dem Barden irgendwelche Fragen stellen konnte.
Newlin zuckte mit seiner gesunden Schulter. »In den Augen mancher Menschen mag sie ein falsches Luder sein. Andere würden sagen, dass sie ein mutiges Mädchen ist das für sein Volk kämpft. «
»Ist Isolde in Sicherheit? Ist sie bei Rhonwen?«, fragte Josselyn Hände ringend.
»Du brauchst keine Angst zu haben«, antwortete der Barde ruhig. »Deine Tochter ist in Sicherheit und ihr ist kein Leid geschehen.« Dann wandte er sich an Jasper: »Rhonwen möchte mit dir verhandeln - ihre Gefangene gegen deine Gefangenen. Wie lautet deine Antwort?«
Jasper war nicht gewillt dem falschen Luder noch einen weiteren Triumph zu gönnen. »Warum sollten wir ... «, begann er.
»Wir stimmen zu!«, fiel Josselyn ihm energisch ins Wort.
Er packte sie bei den Schultern. »Nicht so voreilig! Wir müssen sehr geschickt verhandeln. Schließlich hat Rhonwen nur eine Geisel - wir haben fünf! Ich bin zu einem Kompromiss bereit -vier Waliser im Austausch gegen Isolde. Aber Rhys ap Owain bleibt im Kerker von Rosecliffe.«
Newlins Miene war unergründlich- »Isolde gegen vier walisische Rebellen ... Ich werde Rhonwen über dein Angebot informieren.« Er kletterte von der Brüstung und wandte sich zum Gehen, doch Josselyn hielt ihn am Ärmel fest.
»Geht es Isolde wirklich gut? Ist sie nicht verletzt?«
Der Barde tätschelte ihren Arm. »Sie ist ein
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