Der Ritter von Rosecliff
arroganten Blick zu. »Kein englischer Kerker wird mich für lange Zeit gefangen halten können! «
»Darin vielleicht ein walisischer Kerker.«
Der Bursche schnaubte verächtlich. »Meine Landsleute werden mich niemals einsperren! Sie wissen, dass ich für sie kämpfe, und dafür lieben sie mich. Besonders Rhonwen«, fügte er mit einem hämischen Grinsen hinzu.
»Natürlich«, stimmte Jasper zu, ohne sich seine Eifersucht anmerken zu lassen. »Du hast wirklich Glück, dass eine so mutige und loyale Frau dich liebt.« Es bereitete ihm große Genugtuung zu beobachten, dass Rhys' Miene sich verdüsterte.
»Wenn Ihr glaubt, mich gegen Rhonwen aufhetzen zu können, so habt Ihr euch getäuscht«, sagte der Rebell trotzig, aber nicht mehr ganz so selbstsicher wie zuvor.
»Es liegt mir fern, dich aufhetzen zu wollen. Aber es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass wohl kein Mann auf Erden sich rühmen kann, niemals von einer Frau zum Narren gehalten worden zu sein. Ich wollte dich nur warnen, Junge.«
»Ich brauche Eure Ratschläge nicht«, knurrte Rhys. »Und nennt mich nicht Jungen. Ich bin ein Mann und das schon seit dem Tag, als Ihr meinen Vater getötet habt! «
»Ach ja, dein Vater, der tapfere Owain! Ich erinnere mich noch sehr gut an jenen Tag. Er wollte Josselyn mit seinem Dolch die Kehle aufschlitzen. Zum Glück konnte ich das in letzter Sekunde verhindern. Wie sagt man so schön - der Apfel fällt nicht weit vom Stamm! Owains Sohn entführt Josselyns unschuldige Tochter! Ihr seid wirklich sehr mutig - im Kampf gegen Frau en und Kinder!«, höhnte Jasper. »Sich gegen Männer
zu behaupten ist natürlich viel schwerer, wie dein Aufenthalt im Kerker von Rosecliffe beweist.«
»Aber wir kommen frei, oder etwa nicht?«, konterte Rhys.
Jasper musterte ihn aus schmalen Augenschlitzen. »ja, ihr kommt frei - doch den Preis wird wie immer eine Frau bezahlen müssen ... Ah, da ist sie ja!«
Rhonwen stand neben dem domen. Newlin saß auf dem flachen Stein der Grabstätte und wiegte sich kaum merklich vor und zurück. Aber Isolde war nirgends zu sehen.
»Wo ist sie?«, rief Jasper. »Ich habe meine Gefangenen mitgebracht. Wo ist Isolde?«
»Hier bin ich!« Das Mädchen kam aus der Grabstätte gerannt. Jasper breitete seine Arme aus und hob seine Nichte zu sich in den Sattel.
»Geht es dir gut Püppchen?«
»Ja. Ich bin nur hungrig und würde gern saubere Kleider anziehen.« Isolde. setzte sich auf seinen Schoß und schlang ihre Arme um seinen Hals. »Ich hasse sie«, murmelte das Kind und schaute mit funkelnden Augen zu Rhonwen hinüber. »Hoffentlich wirfst du sie in den Kerker und lässt sie nie mehr raus! «
»Ich habe mein Wort gehalten«, rief Rhonwen. »Werdet Ihr jetzt das Eure halten?«
Jasper hielt ihrem feindseligen Blick stand. Sie wirkte zart und verletzlich, aber er wusste inzwischen, dass sie einen eisernen Willen besaß. Sie hasste ihn, und doch hatte sie seine Küsse leidenschaftlich erwidert ...
Er gab seinen Männern ein Zeichen, die Gefangenen frei zu lassen. Ein Waliser humpelte voran, die anderen zwei trugen ihren verletzten Kameraden auf einer Bahre.
»Was soll das?«, schrie Rhys, als zwei stämmige Soldaten ihn festhielten. »Er bricht sein Wort! Siehst du es, Rhonwen? Er bricht sein Wort! «
»Habt Ihr es ihm nicht gesagt?«, rief Rhonwen vorwurfsvoll.
»Dieses Vergnügen wollte ich dir überlassen, Rhonwen«, erwiderte Jasper. »Du bist es, die für ihn dieses Opfer bringt.«
Langsam kam sie näher, blieb stehen, um einige Worte mit dem Mann auf der Bahre zu wechseln und sich zu vergewissern, dass er nicht schwer verletzt war, und ging dann auf Rhys zu.
Jasper löste sich aus der Umarmung seiner Nichte, setzte sie in den Sattel, sprang vorn Pferd und packte Rhonwen am Arm, bevor sie Rhys erreicht hatte.
»Es macht dir doch, nichts aus, wenn ich sein Gesicht beobachte, während du ihm erzählst, um welchen Preis er seine Freiheit zurückgewinnt?«
»Asyn ffiaidd!«, beschimpfte sie ihn wütend, bevor sie sich an Rhys wandte.
»Du bist frei, aber ich muss bei ihm bleiben«, sagte sie auf Walisisch.
»Nein! Nein, Rhonwen! Wie konntest du einem solchen Handel zustimmen?« Rhys versuchte sich von den beiden Männern loszureißen, die ihn festhielten. »Wie konntest du dich nur für ihn entscheiden?«
»Ich habe mich nicht für ihn entschieden. Es war die einzige Möglichkeit, dich zu befreien. Ich hatte Angst um dich.«
Jasper zuckte bei diesen Worten vor Eifersucht zusammen
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