Der Ritter von Rosecliff
bewahren versuchte. Sie konnte die Reaktion der Leute gut verstehen. Am schlimmsten war die Enttäuschung, die in Josselyns Augen, geschrieben stand. Trotzdem machte ihre Freundin einige zögernde Schritte auf das Pferd zu, doch Jasper versperrte ihr den Weg.
»Ich muss sie verhören«, erklärte er Josselyn. »Bring Isolde ins Haus und kümmere dich um sie.«
Rhonwens Herz klopfte zum Zerspringen, als er sich Helios näherte. War sie eine Närrin gewesen, diesem Austausch zuzustimmen und sich in Jaspers Gewalt zu begeben? Sie hatte es getan, um Rhys zu retten der mit Sicherheit viel härter bestraft worden wäre als sie.
Doch jetzt hatte sie Angst um sich selbst ... Es wäre schrecklich, in einem dunklen Kerker eingesperrt zu sein, fern von ihren geliebten Wäldern, ohne Sonne, Wind und Regen. Aber das würde sie irgendwie ertragen. Viel mehr fürchtete sie sich davor, dass dieser Mann ihr das Herz brechen könnte. Natürlich war das unsinnig. Als starke Frau müsste sie in der Lage sein, ihre rein instinktiven Reaktionen unter Kontrolle zu bringen - aber sie konnte es nicht! Und wenn er diese Schwäche ausnutzte ...
Jasper hob sie wortlos vom Pferd, und als ihre Füße den Boden berührten, standen sie für Sekunden so dicht beieinander wie ein Liebespaar. Doch diese Illusion zerstob jäh, als er sie am Handgelenk packte und in Richtung der Kaserne zerrte. Die Menge machte ihnen murrend Platz.
»... ein Kind zu rauben! «
»Herzloses Geschöpf!«
»Satansbrut!«
Etwas Hartes traf Rhonwens Rücken. Sie stolperte, Jasper drehte sich um, sah den Stein und runzelte die Stirn. »Ich warne euch«, brüllte er. »Jeder, der dieser Frau auch nur ein Haar krümmt wird streng bestraft werden. Sie ist meine Gefangene, und ich allein entscheide über ihr Schicksal. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Die Leute verstummten und wichen eingeschüchtert zurück, aber das war ein schwacher Trost für Rhonwen. Ihr Schicksal lag in Jaspers Hand ... Nicht einmal Josselyn würde ihr jetzt helfen können. Doch warum sollte Josselyn ihr überhaupt helfen wollen?
In der Kaserne über den Stallungen zog Jasper sie an einer langen Reihe von Strohmatratzen vorbei, die den einfachen Soldaten als Bett dienten, öffnete eine massive Holztür, schob sie in ein Zimmer und verriegelte die Tür hinter sich.
Rhonwen schaute sich um. Der Raum war sparsam möbliert: Bett Kommode, Tisch und Stuhl, an der Wand eine Stange mit Kleiderhaken.
»Mein bescheidenes Privatquartier«, erklärte Jasper.
Sie schluckte hart und versuchte verzweifelt nicht in Panik zu geraten. Tausende ihrer Landsleute hatten im Kampf gegen die Engländer ihr Leben verloren. An ihnen musste sie sich ein Beispiel nehmen. Sie musste tapfer sein und wenigstens ihre Würde wahren.
»Welche Strafe habt Ihr mir zugedacht?«, fragte sie mit trotzig gerecktem Kinn.
»Welche Strafe?« Jasper lachte bitter. »Ich könnte dich dem Mob dort draußen ausliefern, der nach deinem Blut lechzt.«
»Aber Ihr führt etwas anderes im Schilde - etwas noch Schlimmeres! Sagt mir, was es ist. «
Anstatt zu antworten, schnallte Jasper seinen Waffengurt ab und hängte ihn an einen Haken. Doch seine grauen Augen blieben auf Rhonwen gerichtet und sie verstand die stumme Botschaft: er wollte sie hier und jetzt in Besitz nehmen. Bei ihrer ersten Begegnung hatte er sie aus Dankbarkeit verschont bei der zweiten war ein schlafendes Kleinkind ihre Rettung gewesen, aber jetzt würde er zu Ende führen, was in den Wäldern begonnen hatte.
Heiße und kalte Schauer liefen ihr über den Rücken. Sie hasste diesen Mann - und gleichzeitig begehrte sie ihn! »Ihr wollt mich zur Strafe vergewaltigen, habe ich Recht?«, brachte sie mühsam hervor.
»Du irrst dich, Rhonwen«, sagte Jasper ruhig. »Ich habe nicht die Absicht dich zu vergewaltigen. Ich will dich auch nicht bestrafen. Du glaubst für die Freiheit der Waliser kämpfen zu müssen, und in gewisser Weise kann ich das verstehen. Anstatt dich zu bestrafen werde ich mich belohnen und auf diese Weise nur den Aufständischen bestrafen, der dich aufgehetzt hat.«
Als sie ihn verwirrt ansah, lachte er wieder. »Ich will von dir nicht mehr als das, was du Rhys ap Owain gewährst. Dein Liebster ist noch am Leben, und dafür solltest du mir dankbar sein. Beweis mir deine Dankbarkeit Rhonwen.« Er kam langsam auf sie zu. »Zeig mir deine Dankbarkeit.«
Rhonwen starrte ihn verständnislos an. Sie begriff, was er von ihr wollte, aber seine Worte ergaben
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