Der Ritter von Rosecliff
wird.«
»Was wird Euch das nützen?«, fragte sie leise. »Wollt ihr ihn für immer in den Kerker werfen? Oder ihn hinrichten lassen? Glaubt ihr, mein Volk in die Knie zwingen zu können, wenn die Leute seinen Kopf auf einem Spieß zur Schau gestellt sehen?«
Sie setzte sich ein wenig auf, und sofort starrte er ihre nackten Schultern und die teilweise entblößten Brüste lüstern an. Er konnte einfach nicht anders ...
»Was wollt Ihr von mir?«, fuhr sie fort. »Ihr begehrt mich. Ihr hasst mich. Dann begehrt Ihr mich wieder. Ihr wollt Rhys und mein Volk vernichten. Wo soll das alles enden? Wie kann ich diesem Wahnsinn ein Ende bereiten?«
Diese Frage konnte Jasper beim besten Willen nicht beantworten. Begierde ließ sich nicht mit Vernunft bekämpfen. Als er schwieg, senkte sie den Kopf.
»Ihr wollt meinen Körper benutzen - ohne Folgen, ohne Schuldgefühle. Aber das wird Euch nicht gelingen.« Völlig unerwartet sprang sie in der Wanne auf. Ihre Haut war vom heißen Wasser gerötet und schimmerte im Feuerschein. Jasper hielt den Atem an. Er wollte sie berühren, küssen, besitzen ...
»Begehrt Ihr mich?«, fragte sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen, und streckte ihm eine Hand entgegen. »Wenn ich auf diese Weise den Frieden erkaufen kann, bin ich bereit Euch wieder zu gehören. Ist das möglich? Versprecht Ihr, Rhys und die anderen Rebellen dann in Ruhe zu lassen?«
Jasper schloss die Augen, und langsam begann sein Gehirn wieder zu arbeiten. Er schüttelte den Kopf. »Setz dich hin, Rhonwen, und denk nach. Wird Rhys seinen Kampf einstellen, nur weil du in meinem Bett liegst? Selbst wenn ich zum Frieden bereit wäre - er wird es niemals sein. Deine Anwesenheit in der Burg wird,seinen Hass noch steigern.«
»Behaltet Ihr mich deshalb hier? Benutzt Ihr mich als Köder, um ihn in eine Falle zu locken?« Sie setzte sich wieder in die Wanne, aber er traute sich trotzdem nicht sie anzusehen.
»Rhys wird niemals vergessen, dass ich seinen Vater getötet habe. Obwohl ich es tat, um Josselyn zu retten, hält er mich für einen Mörder. Rand hat seinem Vater die Frau geraubt die er haben wollte, und ich habe seinem Vater das Leben geraubt. Owain war ein Schuft, ein gefährlicher Irrer, der alle tyrannisierte, die schwächer waren - Frauen und Kinder eingeschlossen. Das wisst auch ihr Waliser genau - ihr wollt es nur nicht zugeben. Aber ich kann verstehen, dass Rhys glaubt seinen Vater rächen zu müssen. Er wird immer wieder alles daran setzen, unserer Familie Schaden zuzufügen. In Abwesenheit meines Bruders ist es meine Pflicht, ihn daran zu hindern.«
Als er verstummte, war in der Küche nur noch das Prasseln des Feuers zu hören. Beide wussten, dass es keinen Ausweg aus ihrem Dilemma gab. Sie waren Feinde, die einander begehrten. So einfach und so kompliziert war das. Jasper machte wortlos auf dem Absatz kehrt, verließ die überheizte Küche und ließ die Tür weit offen stehen. Er hatte das Gefühl, als würde seine Brust in einem Schraubstock zusammengepresst sodass er kaum noch Luft bekam. In der Vergangenheit hatte er immer gewusst wie man Schmerzen betäuben konnte: wenn Frauen nicht halfen, war Wein ein gutes Heilmittel. Doch jetzt wollte er keimen Wein. Er wollte Rhonwen …
Kapitel 12
Rhonwen saß in Josselyns sonnigem Söller und starrte mit gerunzelter Stirn das Stück Seide auf ihrem Schoß an. Sie konnte einen Kittel oder eine Kapuze nähen. Sie konnte Kleider säumen oder reparieren. Doch Blumen und Blätter zu sticken, hielt sie für reine Zeitvergeudung - und es war viel schwieriger, als sie für möglich gehalten hätte.
Möglichst weit von ihr entfernt saß Isolde, ebenfalls mit einer Stickerei beschäftigt, der sie sich mit großem Eifer widmete. Wahrscheinlich wollte sie beweisen, dass sie diese Kunst viel besser als Rhonwen beherrschte.
In den vergangenen drei Tagen hatte das Mädchen ihr bei jeder Gelegenheit feindselige Blicke zugeworfen. Vielleicht könnte sie das Kind versöhnlicher stimmen, wenn sie offen zugab, nicht gut sticken zu können.
»Der Faden hat sich schon wieder hoffnungslos verknotet«, klagte sie und zeigte Josselyn ihre Arbeit. Dabei entging ihr jedoch nicht dass Isolde zufrieden lächelte.
Josselyn seufzte.«Du gibst dir keine richtige Mühe, habe ich Recht Rhonwen? Na, macht nichts - trenn alles auf und fang von vorne an. Irgendwann wird es schon klappen.«
»Von vorne anfangen? Ich versuche es jetzt schon zum dritten Mal, und diese Arbeit ist so
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