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Der Ritter von Rosecliff

Der Ritter von Rosecliff

Titel: Der Ritter von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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Jasper nicht heiraten konnte, irgendwann würde ihr gebrochenes Herz heilen. Doch würde auch Rhonwens gebrochenes Herz eines Tages heilen?
    »Ich bin es, die über dein Schicksal entschieden hat«, griff Josselyn wieder ins Geschehen ein. »Und ich habe beschlossen, aus dir eine richtige Dame zu machen.«
    Rhonwen starrte sie fassungslos an. Das ergab doch nicht den geringsten Sinn! »Eine Dame? Eine englische Dame, nehme ich an?«, fügte sie spöttisch hinzu.
    »Aber, Mama, das ist nicht gerecht!«
    »Doch. Es ist die geeignetste Strafe für unsere wilde Rhonwen aus den Wäldern. Und du wirst mir dabei helfen, Isolde.«
    »Nein!«, schwor das Mädchen.
    »Jasper hat mir seine Hilfe versprochen.«
    Sowohl Isolde als auch Rhonwen schauten ihn ungläubig an, aber er widersprach Josselyn nicht und es bereitete Rhonwen eine tiefe Befriedigung, dass dieser arrogante Kerl sich ausnahmsweise dem Willen eines anderen Menschen beugen musste. Josselyn war zwar seit zehn Jahren mit einem Engländer verheiratet und hatte viele englische Sitten übernommen, doch unter ihr-er vornehmen Kleidung schlug immer noch ein mutiges walisisches Herz.
    Das bedeutete natürlich nicht dass Rhonwen wie ihre Freundin werden wollte. »Es wird euch nie gelingen, mich in ein rückgratloses englisches Luder zu verwandeln«, sagte sie absichtlich grob.
    »Du wirst alles tun, was Josselyn dir sagt«, befahl Jasper mit kalter, drohender Stimme.
    Mühsam hielt sie die Tränen zurück. Jasper würde eines Tages eine englische Dame bester Herkunft heiraten, eine sanfte und kultivierte Frau in Seidenkleidern, mit Goldschmuck behängt. Kein Wunder, dass er sie verachtete und jetzt kaum noch eines Blickes würdigte. Sie hatte ihn nur aus einem einzigen Grund interessiert, und nachdem er sie in Besitz genommen hatte, war sein Interesse erloschen. Doch sie wollte sich ihren Schmerz auf gar keinen Fall anmerken lassen.
    »Wenn du unbedingt dieses Spiel spielen möchtest - von mir aus«, sagte sie zu Josselyn.
    »Es ist kein Spiel, Rhonwen, das wirst du mit der Zeit begreifen. Jetzt sollten wir erst einmal essen.«
    »Aber, Mama … «, protestierte Isolde.
    »Schluss jetzt, Isolde! Wenn du dich in Gesellschaft Erwachsener nicht ordentlich benehmen kannst, wirst du in Zukunft zusammen mit deiner kleinen Schwester im Kinderzimmer essen.«
    Diese Drohung brachte das Mädchen zum Schweigen, und alle gingen zu Tisch. Josselyn forderte Rhonwen auf, zwischen ihr und Jasper Platz zu nehmen. Rotwein wurde eingeschenkt, große Platten mit verschiedenen Speisen wurden aufgetragen. Obwohl es kein Festtag war, gab es gebratenen Kapaun, Austern und verschiedene Gemüsesorten. Rhonwen knurrte der Magen, aber sie brachte trotzdem kaum einen Bissen herunter. Jaspers Nähe raubte ihr den Appetit während er es sich schmecken ließ. Natürlich, dachte sie verbittert, er hatte ja nichts verloren - weder seine Ehre noch sein Zuhause und schon gar nicht sein Herz. Unglücklich starrte sie auf ihr Essen und wusste nicht, wie sie ohne ihr Messer damit zurechtkommen sollte.
    Josselyn spürte ihr Dilemma. »Sobald du bewiesen hast, dass man dir vertrauen kann, gebe ich dir dein Messer zurück. Bis dahin wirst du dich- mit einem Löffel begnügen müssen. «
    »Wie ein Baby!«, spottete Isolde.
    Rhonwen warf ihr einen scharfen Blick zu. Sie sagte sich vergeblich, dass das Kind jeden Grund hatte, sie zu hassen. Aber die Entführung war nicht der einzige Grund für Isoldes Feindseligkeit. Sie wollte ihren Onkel für sich allein haben, darin bestand das Problem. Wäre sie nicht so eifersüchtig auf Rhonwen gewesen, hätte die Entführung überhaupt nicht stattgefunden.
    Ein unschuldiges kleines Mädchen konnte natürlich nicht begreifen, dass Rhonwen keine ernsthafte Rivalin in Jaspers Gunst war, dass er nur ein neues flüchtiges Abenteuer suchte. Doch obwohl Rhonwen sich das alles sagte, verspürte sie den törichten Wunsch, Isolde in diesem Kampf zu besiegen. Natürlich nicht um Jasper für sich zu gewinnen - das würde ihr nie gelingen. Aber Isolde könnte eine weitvolle Lektion lernen. Nein, zwei Lektionen: dass ihr geliebter Onkel es nicht wert war, dass irgendjemand ihm Zuneigung entgegenbrachte, und dass man sich sorgfältig überlegen sollte, mit welchen Feinden man sich anlegte und mit welchen lieber nicht.
    Langsam setzte Rhonwen sich aufrecht hin. Das sollte sie auch selbst beherzigen. Josselyn wollte aus ihr eine Dame machen - warum eigentlich nicht? Sie'. würde zuhören und

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