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Der Ritter von Rosecliff

Der Ritter von Rosecliff

Titel: Der Ritter von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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Vermutlich kam Lamonthe also als Abgesandter von Fitz Hugh, obwohl sein Bote es abgestritten hatte.
    Der Lord musterte ihn eingehend, mit undurchdringlicher Miene. »Stimmt es, dass du erst sechzehn bist?«, fragte er auf Walisisch.
    »Ich bin so alt wie mein Zorn«, antwortete Rhys höhnisch. »So alt wie diese Hügel.«
    Ein leichtes Lächeln spielte um Lamonthes schmale Lippen. Er hatte eine helle Haut und fast farblose Augen. Ein blutloser englischer Bastard, den man lieber aufspießen als anschauen möchte, dachte Rhys verächtlich. Aber er zwang sich zur Geduld, weil er neugierig war, aus welchem Grund Lamonthe dieses Treffen arrangiert hatte.
    »Es heißt von dir, du seist für dein jugendliches Alter erstaunlich mutig.«
    »Ihr redet wie ein alter Mann! Gerade meine Jugend macht mich mutig«, entgegnete Rhys herausfordernd. »Alte Männer fürchten sich vor der Nähe des Todes, und deshalb hocken sie am warmen Ofen herum und hoffen, dass er sie dort nicht finden wird. Junge Männer fürchten sich hingegen nur vor dem erbärmlichen Leben, das ihnen aufgezwungen wird. Deshalb sind wir Jungen mutig und tollkühn und lassen uns nicht von dem Feind einschüchtern, der unser Land ausplündert und für unser Elend verantwortlich ist.« Er warf Lamonthe einen eisigen Blick zu. »Wenn Fitz Hugh Euch zu mir geschickt haben sollte, so sagt ihm dieses hier.« Er spuckte auf den Boden zwischen ihnen. »Er ist ein Feigling, der sich hinter Weiberröcken versteckt. Nun, ich werde ihn in ein Weib verwandeln!«
    Lamonthe hob eine Hand. »Halt! Halt!«, kicherte er.
    »Ihr lacht über meinen feierlichen Schwur?« Rhys' Hand flog zum Schwertgriff, was den Engländer jedoch nicht beeindruckte.
    »Hör mir gut zu, mein Junge! Hör mir zu und lerne und enttäusch meinen Glauben an dich nicht.«
    »Ich bin nicht versessen darauf, dass Ihr an mich glaubt.«
    »Aber du bist ganz versessen auf die Ländereien, die Fitz Hugh deinem Volk geraubt hat.«
    Als Rhys schwieg, lächelte Lamonthe wieder und entblößte dabei schiefe Zähne. Rhys fühlte sich aus irgendwelchen Gründen an ein Raubtier erinnert und er begriff sofort, dass dieses Raubtier auf seine eigenen Artgenossen Jagd machte. Lamonthe war nicht hier, um Fitz Hughs Interessen zu vertreten. Er wollte ihm schaden, ihn vielleicht sogar vernichten.
    Rhys hatte für solche Menschen nur Verachtung übrig hütete sich aber, das durch Mimik oder Worte zu verraten. Wenn Lamonthes Verrat ihm - und Rhonwen - nutzen konnte, scherte er sich einen Dreck um Moral oder Unmoral des Engländers.
    »Ja, ich will Fitz Hugh vertreiben, da habt Ihr ganz Recht. Aber welches Interesse könnt Ihr daran haben?«
    »Auch ich möchte, dass er verschwindet.« Lamonthe schwieg einen Augenblick. »Vielleicht sollten wir uns verbünden, um unser gemeinsames Ziel zu erreichen.«
    »Mein Ziel ist es, ihn zu vertreiben - aber nicht, damit ein anderer Engländer seinen Platz einnimmt.«
    »Wenn du mir hilfst, wird Rosecliffe Castle dir gehören.«
    Rhys starrte ihn misstrauisch an. »Warum wollt Ihr ihn vernichten, wenn es Euch nicht um seine Festung und Ländereien geht?«
    »Meine Motive gehen dich nichts an!«, knurrte Lamonthe.
    »Sie scheinen ziemlich undurchsichtig zu sein und ich habe keine Lust, Eure Kämpfe für Euch auszutragen, nur damit Ihr hinterher mich und meine Leute niedermetzeln lasst!«
    Sie starrten einander feindselig an. Das angespannte Schweigen wurde nur vom Schrei eines Jagdfalken durchbrochen. Dann zuckte Lamonthe mit den Schultern und gab nach.
    »Fitz Hugh ist der einzige Mann, der großen Einfluss auf die anderen Lords der Grenzgebiete ausübt. Wenn er nicht mehr da ist werden sie sich meinem Willen beugen.«
    Rhys schnaubte. »Und dieses fadenscheinige Argument soll mich davon überzeugen, dass Ihr Rosecliffe Castle wirklich mir überlassen werdet?«
    »Willst du Rosecliffe Castle nun, oder willst du es nicht, junge? Sobald Fitz Hugh nicht mehr unter uns weilt wird die Burg dir gehören, und du wirst dein Herrschaftsgebiet genauso verteidigen dürfen wie jeder englische Lord. Doch der jetzige Herr auf Rosecliffe wird sich nicht leicht verdrängen lassen. Die Festung ist von außen uneinnehmbar. Sie muss von innen untergraben werden. ' Ich will nicht die Burg ich will Randulf Fitz Hughs Tod!«
    »Randulf Fitz Hugh?«, platzte Rhys heraus.
    Lamonthe legte den Kopf zur Seite. »ja, natürlich geht es um Randulf Fitz Hugh, um wen denn sonst? Er ist der mächtige Herr von Rosecliffe

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