Der Ritter von Rosecliff
wichtige Rolle in deiner Zukunft spielen möchte?«
»Das ist nicht der Fall.« Rhonwen warf der Freundin einen strengen Blick zu. »Ich weiß, dass du uns verkuppeln möchtest, Josselyn, aber das ist ein törichtes und sinnloses Spiel. Jasper und Rhys werden sich einen tödlichen Kampf liefern, befürchte ich, und wie auch immer er ausgehen mag - ich werde um den einen Mann trauern und den anderen verabscheuen! «
Jasper hielt sich drei Tage von der Burg fern. Er suchte mit seinen Männern die Felder und Wälder in der Umgebung des walisischen Dorfes Carreg Du ab und hielt Ausschau nach den Rebellen um Rhys ap Owain. Bis jetzt hatte er keinen Erfolg gehabt, und darüber war er ebenso frustriert wie erleichtert.
Er wollte den dreisten Rhys schnappen und ins Verlies von Rosecliffe werfen, als abschreckendes Beispiel für andere Rebellen, die nicht einsehen wollten, dass Randulf Fitz Hugh den Menschen in diesem Teil von Wales Frieden und bescheidenen Wohlstand beschert hatte. Er wollte Rhonwen zeigen, dass der Bursche nicht nur ein Prahlhans, sondern auch ein Versager war. Dann würde sie hoffentlich begreifen, dass sie ihre Zuneigung dem falschen Mann geschenkt hatte.
Doch falls er Rhys schnappte, bliebe ihm keine andere Wahl als Rhonwen frei zu lassen. Es gäbe dann keinen Vorwand mehr, sie gefangen zu halten. Das würde Josselyn niemals zulassen. Und deshalb war er erleichtert, dass Rhys ihm bisher nicht ins Netz gegangen war. Aber welchen Sinn hatte es, dass sie Rosecliffe nicht verlassen durfte, wenn er ihre Nähe mied?
Müde von der erfolglosen Jagd auf Rhys ap Owain, ritt er jetzt die Straße entlang, und als Rosecliffe Castle erstmals in Sicht kam, war er wie immer fasziniert von dem Anblick. Diese trutzige Festung, auf hohen Felsklippen erbaut machte England alle Ehre. Vor allem aber machte sie Rand alle Ehre, denn schließlich war es ja sein Bruder, der ständig neue Wachtürme und Wehranlagen erbauen ließ, um die Burg uneinnehmbar zu machen. Doch nicht nur Rosecliffe Castle, sondern auch die Ortschaften der Umgebung legten Zeugnis von Rands Tüchtigkeit ab.
Hätte Rand aber auch nur halb so viel erreicht wenn er nicht eine Waliserin geheiratet hätte?
Nicht irgendeine Waliserin, sondern eine Frau, die er liebte und die ihn liebte. Ja, dachte Jasper, das Erfolgsgeheimnis von Rosecliffe war zweifellos die Liebe zwischen Rand und Josselyn, eine leidenschaftliche Liebe, bei der aber nicht nur die Körper, sondern auch die Herzen miteinander verschmolzen waren.
Könnte er selbst das mit irgendeiner Frau erleben?
Könnte er es mit Rhonwen erleben?
Jasper schob sich die Kapuze von den verschwitzten Haaren und beugte sich im Sattel vor. Sein müder Hengst reagierte sofort galoppierte den letzten Hügel hinauf und donnerte über die Zugbrücke.
Wütend sprang Jasper vom Pferd, warf die Zügel einem Stallknecht zu und durchquerte den Hof mit großen Schritten. Verdammt dieses Weibsstück machte ihn ganz verrückt! Er würde sich die Befriedigung, die jeder normale Mann benötigte, nicht länger versagen. Rhonwen war seine Gefangene, und er wollte sie haben! Josselyn hatte kein Recht ihm irgendwelche Vorschriften zu machen!
Er stürmte in die große Halle und wurde von ohrenbetäubendem Geschrei empfangen. Gwendolyn saß in einer Badewanne vor dem Kamin, und Rhonwen wusch ihr die Haare. Dabei war der Kleinen Seife in die Augen geraten, und nun brüllte sie wie am Spieß.
»Spül ihr die Haare mit viel Wasser«, empfahl Josselyn, die solche Szenen schon viel zu oft erlebt hatte, um aus der Ruhe zu geraten. »Dabei wird dann auch die Seife aus den Augen gespült.«
»Ich steige nicht in diese Wanne!«, rief Gavin aus sicherer Entfernung. »Ich habe erst vor einer Woche gebadet und bin gar nicht schmutzig.«
»Du stinkst wie ein Schwein und kommst als Nächster dran«, erwiderte seine Mutter.
»Aber, Mama ... « Gavin sah Jasper auf der Schwelle stehen und rannte auf ihn zu. »Onkel, erklär du es ihr! Ich will nicht wie ein kleines Kind vor aller Augen gebadet werden. Es ist mir peinlich, denn schließlich bin ich fast schon ein Mann! «
»Du bist ein siebenjähriger Junge und wirst deshalb tun, was ich dir sage«, wies Josselyn ihn energisch zurecht.
Jasper interessierte sich nicht für diesen Willenskampf zwischen Mutter und Sohn. Er war wegen Rhonwen hergekommen und versuchte, wenigstens einen Blick von ihr zu erhaschen. Für den Bruchteil einer Sekunde gelang ihm das auch, doch sie wandte ihre
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