Der Ritter von Rosecliff
sie das lernen? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie jemals einen Edelmann bedienen muss?« Er. sprang wütend vom Hocker auf und stürmte an Rhonwen vorbei, die erleichtert aufatmete. Hatte die Qual jetzt ein Ende?
Nein, sie hatten die Rechnung ohne Josselyn gemacht! »Überleg doch mal, Jasper«, erklärte sie ruhig. »Was hält die Zukunft für eine mittellose junge Frau bereit? Rhonwen hat keinen Vater, der für sie sorgen könnte, und wer weiß, ob sie einen Ehemann findet. Wenn nicht bleiben ihr nur zwei Möglichkeiten: sie kann versuchen, irgendeinem Orden beizutreten, obwohl die Kirche über mittellose Bewerberinnen alles andere als begeistert ist. Oder aber sie kann eine Stellung in einem vornehmen Haushalt annehmen.«
Josselyn ignorierte Rhonwens vorwurfsvolle Blicke und fuhr unerbittlich fort: »Sie trägt sich mit dem Gedanken, eine Stellung anzunehmen, und während du sie hier in Rosecliffe gefangen hältst kann sie viele nützliche Dinge lernen. Wir sollten sie nach besten Kräften bei ihren Bemühungen unterstützen. Du brauchst ein Bad, das hast du vorhin selbst gesagt. Und Rhonwen muss lernen, wie man einen Mann badet. Also setz dich hin und lass sie arbeiten.«
Rhonwen schaute von der resoluten Josselyn zu dem wütenden Jasper und zurück. Bestimmt würde Jasper diesen Kampf gewinnen. Josselyn konnte ihn schließlich nicht zwingen zu baden. Er war nicht Gavin.
Sie starrten einander lange schweigend an. Dann riss Josselyn der Geduldsfaden, und sie murmelte einen walisischen Fluch. »Also gut ... Ein anderer Mann wird sich bestimmt gern zur Verfügung stellen. Gavin, hol Sir Louis!«
Der Junge hatte die Auseinandersetzung zwischen seiner Mutter und seinem Onkel interessiert verfolgt. »ja, Mama«, rief er, sprang vom Hocker auf und rannte zur Tür.
»Halt!«, brüllte Jasper. »Du bleibst hier, Gavin.«
Josselyn verschränkte die Arme und hob die Brauen. »Entweder du oder Sir Louis. Entscheide dich bitte schnell, sonst wird das Wasser kalt.« An Rhonwen gewandt fügte sie hinzu: »Sir Louis ist unser Stallmeister.«
»Und ein geiler alter Bock!«, knurrte Jasper.
»Tatsächlich? Das ist mir nicht bekannt«, sagte Josselyn scheinheilig.
»Himmel, Arsch und Zwirn! «, fluchte Jasper.
»Benutz in Gegenwart meiner Kinder keine unflätigen Ausdrücke«, tadelte Josselyn und hielt Gwen demonstrativ die Ohren zu. »Gavin, du wirst hier nicht mehr gebraucht. Dein Onkel gibt heute kein gutes Vorbild ab. Bring deine kleine Schwester ins Kinderzimmer und such dir dann eine sinnvolle Beschäftigung.«
Heilfroh, der Gefahr eines Bades endgültig entronnen zu sein, gehorchte Gavin. Sobald die Kinder verschwunden waren, fixierte Josselyn streng ihren Schwager und Rhonwen. »So, macht weiter!«
Jasper nahm wieder auf dem Hocker Platz, und dieses Mal gelang es Rhonwen, ihm die Stiefel auszuziehen. Siehst du, machte sie sich Mut, es geht wunderbar. Es ist eine Arbeit wie jede andere - wie Waschen oder Buttern.
Mit dieser Einstellung nahm sie Jaspers Socken in Angriff und musste sofort einsehen, dass es eben doch keine Arbeit wie jede andere war. Sie spürte seine warme Haut unter ihren Fingern, bewunderte seine muskulösen Waden und war fasziniert von seinen großen, wohlgeformten Füßen.
Als sie die schmutzigen Socken zu den anderen Kleidungsstücken warf, sagte sie sich, dass sie völlig verrückt sein musste, wenn sogar die Füße dieses Mannes einen solchen Reiz auf sie ausübten. Die Füße, um Himmels willen! Sie musste dieses Bad möglichst schnell hinter sich bringen, sonst würde sie völlig den Verstand verlieren.
Rhonwen griff nach dem Saum seines Hemds, und als er sich entgegenkommend bückte, streifte sie es ihm über den Kopf, ohne einen Blick auf den nackten Oberkörper zu werfen. Aber sie wusste, dass er nackt war, und das genügte, um ihr Herz noch schneller schlagen zu lassen.'
»Steht auf - bitte!«, fügte -sie demonstrativ hinzu, bevor Josselyn sie wieder ermahnen konnte.
Jasper stand auf, und sie war gezwungen aufzuschauen, um nach den Schnüren zu suchen, die seine Hose zusammenhielten. Dabei verirrten ihre Augen sich unglückseligerweise zu seinem breiten Brustkorb, der mit dunklen krausen Haaren bedeckt war. Sie wandte hastig den Blick ab, doch das nutzte nicht viel, denn nun starrte sie auf einen flachen Bauch und auf eine verdächtige Wölbung zwischen seinen Beinen!
Wie sie es schaffte, ihm die Hose auszuziehen, hätte sie hinterher nicht sagen können. Und
Weitere Kostenlose Bücher