Der Ritter von Rosecliff
Aufmerksamkeit sofort wieder Gwendolyn zu, die jetzt nur noch leise schniefte.
»Steh auf, Liebling, damit ich dich in dieses schöne weiche Handtuch wickeln kann«, redete sie der Kleinen gut zu.
Gwen gehorchte, quengelte aber sofort: »Mir ist kalt ... Beeil dich!«
»Siehst du, Onkel«, schrie Gavin. »Ich stelle mich nicht splitternackt wie sie in eine Wanne.«
Josselyn ging drohend auf ihren widerspenstigen Sohn zu, der sich hinter Jasper versteckte. »Du ziehst dich jetzt sofort aus und steigst in die Wanne! Wenn nicht zieht Rhonwen dich aus. Was ist dir lieber?«
»Ich wünschte, ich wäre an seiner Stelle«, murmelte Jasper, während er beobachtete, wie Rhonwen das kleine Mädchen aus der Wanne hob und mit dem Handtuch trocken rieb. Bei der bloßen Vorstellung, dass sie ihn ausziehen und seinen Körper mit warmen eingeseiften Händen waschen würde, wurde ihm so heiß, dass er Mühe hatte, ruhig zu sprechen. »Ich bin müde und schmutzig und könnte die Hilfe einer geschickten Hausfrau gut gebrauchen.«
»Tatsächlich?« Josselyn hob interessiert die Brauen. »Bis jetzt hast du lieber anderswo gebadet so viel ich weiß. Aber wenn du Wert darauf legst ... « Sie grinste verschmitzt. »Vielleicht wäre es eine ganz gute Lektion für Gavin und Rhonwen. Gavin, hol noch einen Eimer heißes Wasser! Du wirst zuschauen, wie ein richtiger Mann sich beim Baden benimmt. Und du, Rhonwen, lernst bei dieser Gelegenheit wie man einem männlichen Gast beim Baden korrekt behilflich ist. Wie Jasper soeben richtig erwähnt hat gehört das zu den Pflichten einer tüchtigen Hausfrau.«
»Halt!«, rief Jasper. Das würde nicht das herrliche Bad werden, das seine Fantasie ihm vorgegaukelt hatte! »An Zuschauer hatte ich eigentlich nicht gedacht.«
»Plötzlich so schamhaft?«, neckte Josselyn ihn. »Wir können ja die Wandschirme aufstellen, wenn dir das lieber ist. Also zier dich nicht Jasper. Du hast selbst gesagt dass du ein Bad brauchst. Und Rhonwen muss lernen, wie man einen Mann badet.«
Jasper runzelte die Stirn. »Wozu soll sie das lernen?«
»Damit sie später ... « Josselyn fing einen beschwörenden Blick von Rhonwen auf und erinnerte sich an ihr Versprechen, Jasper nichts von den Zukunftsplänen seiner Gefangenen zu erzählen. »Es gehört zu den Pflichten jeder jungen Frau aus gutem Hause«, fing sie neu an. »Wie du weißt will ich aus Rhonwen eine Dame machen, und du hattest versprochen, mir dabei zu helfen. Nun, jetzt brauchen wir deine Hilfe ... Wenn du befürchtest dass sie ihre Sache nicht gut machen wird, kann ich dir versichern, dass sie sich bei allen Arbeiten sehr geschickt anstellt. Ich bin davon überzeugt dass du mit ihr genauso zufrieden sein wirst wie ich.«
Jasper starrte seine Schwägerin an. Sie war eine Hexe, eine raffinierte Hexe, die es genoss, Menschen zu quälen. Neulich hatte er Rhonwen beim Baden zuschauen müssen, und jetzt wollte Josselyn, dass das Spiel mit vertauschten Rollen wiederholt wurde. Er wusste nicht welche Situation schlimmer war. Hätte er doch nur den Mund gehalten und Gavin baden lassen! Das Schlimmste war aber, dass er der Versuchung, von Rhonwen gebadet zu werden, einfach nicht widerstehen konnte ...
Die Hexe Josselyn ignorierte seine gerunzelte Stirn und sein Zähneknirschen. Sie grinste amüsiert und wandte sich Rhonwen zu.
»Ich werde Gwen selbst anziehen und ihr die Haare trocknen.« Josselyn nahm Rhonwen ihre Tochter ab. »Leg Seife und frische Handtücher bereit, so wie ich es dir vorhin gezeigt habe.«
Rhonwens entgeisterte Miene schien sie genauso wenig zu stören wie die grimmige Miene ihres Schwagers. »Komm her, Jasper«, fuhr sie höflich fort, »und lass dich von Rhonwen auskleiden. Auch das muss sie lernen. Hab bitte Geduld, wenn es etwas länger dauert. Du wirst dafür auch mit einem Bad belohnt werden, das du bestimmt nie vergisst.«
Kapitel 14
Rhonwen hielt das dicke gebleichte Handtuch so fest umklammert dass ihre Finger schmerzten. Warum machte Josselyn so etwas?
Und warum beteiligte Jasper sich an diesem bösen Spiel?
Letztere Frage war leicht zu beantworten. Bei ihrem Bad in der Küche hatte sie ihn neulich provoziert als sie aufgestanden war und ihm ihren nackten Körper angeboten hatte, wenn er dafür Rhys in Ruhe lassen würde. Natürlich war das eine sehr törichte Handlung gewesen, und jetzt wollte Jasper sie dafür büßen lassen.
Gavin schleppte einen Eimer heißes Wasser an und goss es in die Wanne, grenzenlos erleichtert
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