Der Ritter von Rosecliff
zugeschwollen, die Stirn mit Blut verkrustet, der Waffenrock schmutzig und zerrissen. Aber er fing ihren Blick auf, und sie hoffte, dass er ihre Botschaft verstand.
Ich liebe dich! Ich liebe dich! Es tut mir so leid, dass ich dich in diese Lage gebracht habe.
»Dein Mädchen ist das?«, kicherte Lamonthe. »Seltsam! Mir ist nämlich gesagt worden, sie sei eine Nutte für Engländer. Nun, auch ich bin Engländer und kann eine Frau mit ihren Talenten im Moment gut gebrauchen. Siege wirken nämlich sehr stimulierend auf uns Männer«, fügte er grinsend hinzu.
Rhys zog sein Schwert aus der Scheide. »Um sie geht es hier nicht!«
Lamonthe ließ sich von Rhys' Drohgebärde nicht beeindrucken. »Nein?« Er hob die Brauen. »Irgendwie steht sie doch im Mittelpunkt der ganzen Geschichte. Entführt Fitz Hughs Balg, tauscht es gegen deine Männer aus - und sich selbst gegen dich! Und jetzt in der Stunde unseres Triumphs, taucht sie auch wieder auf.«
»Ihr geht zu weit Lamonthe«, knurrte Rhys. »Sie hat uns Fitz Hugh in die Finger gespielt. Was wollt Ihr von ihr?«
Lamonthe rieb sich lächelnd den Unterleib - eine obszöne Geste, die Rhonwen Übelkeit verursachte. »Sie könnte mich ficken - sozusagen als freundschaftliche Geste.«
In diesem Augenblick stieß Jasper einen lauten Fluch aus, und sein Hengst bäumte sich auf. Rhonwen hielt die Luft an, überzeugt davon, dass er vom Pferd stürzen und zertrampelt werden würde. Doch sogar mit gefesselten Händen gelang es ihm, im Sattel zu bleiben. Während Lamonthe die Szene interessiert verfolgte, beugte Rhys sich zu Rhonwen hinab und zischte: »Lauf!« Dann brüllte er laut: »Fenton, pass gut auf sie auf! «
Sie rannte zu dem alten Waliser, der sie unter seine Fittiche nahm. Von dort aus beobachtete sie erschrocken, dass zwei Männer Helios zu bändigen versuchten, während zwei andere Jasper aus dem Sattel zerrten. Dann versperrten nervöse Pferde und schreiende Männer ihr die Sicht was ihre Ängste erheblich steigerte.
»Jasper, Jasper«, flüsterte sie, entsetzt darüber, in welche Situation er durch ihre Schuld geraten war. Sie hatte die Absicht gehabt ihn von Rhys und dessen grässlichem Verbündeten fern zu halten, und stattdessen hatte sie ihn in diese Hölle gebracht! Ohne zu überlegen, was sie tat stürzte sie auf die Männer zu, die Jasper umringten.
»Rhonwen, nein!«
Aber sie missachtete Rhys' Warnung und bahnte sich mit den Ellbogen energisch einen Weg in die Gruppe von Soldaten, die Jasper festhielten, der sich erbittert zur Wehr setzte. »Nein!«, schrie sie, als einer der Männer zum Schlag ausholte. Der schwere Schwertgriff traf Jasper an der, Schläfe, und er brach in die Knie.
»Halt!«, schnarrte Lamonthe und schwang sich aus dem Sattel. Alle machten ihm ehrerbietig Platz.
Gleichzeitig sprang auch Rhys vom Pferd und nahm Rhonwen in seinen Armen gefangen. Er hielt sie so fest dass sie kaum Luft bekam. »Du verdammtes verräterisches Luder!«, zischte er ihr ins Ohr.
Lamonthe ging schmunzelnd auf Jasper zu. »Das wird ja immer amüsanter.«
Seine und Rhys' Männer wichen zurück und bildeten einen Kreis, um das Geschehen besser verfolgen zu können. Alle schienen begierig darauf zu warten, dass Blut floss - Jaspers Blut!
Lamonthes Blick blieb auf Rhonwen und Rhys haften, und er winkte sie mit seinen langen Fingern zu sich heran. Rhonwen spürte am Rücken jeden Atemzug, den Rhys machte. Sie spürte auch seine Anspannung und seinen Zorn. Würde er sie zwingen zuzuschauen, wie Jasper starb? Hatte sie ihn dermaßen provoziert?
Er presste sie noch fester an sich »Sie hat mit dieser Sache nichts zu tun. Zwei meiner Männer werden sie nach Afon Bryn bringen.«
»Sie bleibt hier!« Lamonthe lächelte, so als wolle er seinen barschen Befehl abmildern, aber seine hellen Augen waren gefährlich kalt.
Rhonwen verstand überhaupt nichts mehr. Rhys hasste sie, weil sie ihn und seine Sache verraten hatte. Wollte er sie trotzdem vor Lamonthe beschützen?
»Sie bleibt hier«, fuhr Lamonthe fort, »bis wir mit Fitz Hugh fertig sind. Ich finde es befriedigender, ein Problem nach dem anderen zu erledigen.«
Die Sache zwischen Lamonthe und Rhys würde kein gutes Ende nehmen, dachte Rhonwen, und auch Rhys schien das zu begreifen, denn er flüsterte ihr ins Ohr: »Ich möchte, dass du in Sicherheit bist Rhonwen. Vertrau mir und tu genau das, was ich dir sage.«
Sie nickte, und er stieß sie von sich weg, auf Fenton zu. Rhonwen stellte sich gehorsam neben
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