Der Ritter von Rosecliff
das fast das Herz brach.
»Verdammter Narr!«, beschimpfte Jasper sich selbst.
Plötzlich brach eine Reiterschar zwischen den Bäumen hervor, und Jasper sah sich im Nu von Rittern umringt - von englischen Rittern mit gezückten Schwertern.
»Was hat das zu bedeuten?«, wollte er wissen.
Einer der Männer ritt näher an ihn heran und streifte die Kapuze seines Kettenhemds ab. Als Jasper sein Gesicht und das hämische Grinsen sah, gefror ihm das Blut in den Adern. Es war Simon Lamonthe, und seine triumphierende Miene verriet, dass er nicht hier war, um Jasper vor den walisischen Rebellen zu retten.
Kapitel 21
Rhonwen saß vor Rhys im Sattel. Sie wäre lieber zu Fuß gegangen, um nicht in seiner Nähe zu sein, aber er hatte auf diesem gemeinsamen Ritt bestanden, und jetzt musste sie trotz ihres gebrochenen Herzens so tun, als wäre sie ihm dankbar für ihre Rettung.
Warum konnte sie nicht glücklich sein? Das hatte sie doch gewollt - Jasper zu entkommen und einen Kampf zwischen ihm und Rhys zu verhindern. Und jetzt kreisten ihre Gedanken unablässig um ihn. Würde er sicher nach Rosecliffe Castle zurückkehren? Würde er einen neuen Versuch unternehmen, sie zu finden?
Wollte sie das? Nein, natürlich nicht! Wie konnte sie überhaupt auf eine so absurde Idee kommen?
Rhys lenkte das Pferd auf einem Hirschpfad den Hügel hinab. »Das war kein Zeichen des Himmels«, murmelte er vor sich hin. »Die Dunkelheit hatte gar nichts zu bedeuten. Nur ein abergläubischer Narr glaubt an solchen Humbug.«
»In diesen Hügeln lebt eine ganze Menge solcher abergläubischer Narren«, erwiderte Rhonwen.
Wenn der Mittag schwarz ist wie die Nacht ... Nun, diesen Tag hatten sie heute erlebt. Würde auch die dritte Prophezeiung irgendwann Wirklichkeit werden? Wenn Hitze die Kälte des Winters bezwingt ... War so etwas möglich? Rhonwen schloss es nicht mehr aus.
Rhys trieb das Pferd zu schnellerem Tempo an. Sie ahnte, warum er so schlechter Laune war. Für einige Minuten hatte er den Mann, der seinen Vater getötet hatte, in seiner Gewalt gehabt. Doch Jasper war entkommen.
»Ich möchte wissen, was du während deines Aufenthalts in der englischen Festung gesehen und gehört hast«, knurrte Rhys. »Lamonthes Männer berichteten, du könntest dich ziemlich frei bewegen. Und sie sagten auch, sie hätten dir meine Botschaft überbracht. Aber du hast Rosecliffe vor dem Neumond verlassen. Warum? Warum hast du dich nicht an meine Befehle gehalten?«
»Du hast mir nichts zu befehlen, Rhys. Ich gehöre nicht zu deiner Bande.«
»Aber du bist eine Cymry! Wenn du dein Land und dein Volk liebst musst du zu allem bereit sein, um es zu verteidigen.«
Er brachte das Pferd auf einer Lichtung zum Stehen, stieg ab, packte Rhonwen ziemlich grob um die Taille und hob sie herunter. »Wenn du nicht so feige gewesen wärst würden wir die Festung morgen Nacht einnehmen! «, warf er ihr wütend vor.
»Ich lasse mich nicht von dir herumkommandieren!« Sie riss sich von ihm los und ballte die Fäuste. »Und ich bin kein Feigling. Ihr Männer kennt nur eine Art von Mut nur eine Art von Tapferkeit. Ihr kämpft und kämpft, ihr durchbohrt einander mit euren Waffen, und euer Blut durchtränkt die Erde.« Sie presste ihre Fäuste leidenschaftlich an die Brust. »Aber es sind wir Frauen, die zusehen müssen, wie dieses Blut in die Erde sickert. Als Kinder sehen wir unsere Väter sterben und unsere Mütter weinen. Als erwachsene Frauen verlieren wir unsere Ehemänner, Brüder und Freunde, und wenn wir alt sind, verlieren wir auch noch unsere Söhne. Krieg, immer nur Krieg!«
Rhonwen hatte ihren Zorn erschöpft und ließ die Arme sinken. »Wird es niemals enden, Rhys? Wird dieses Abschlachten niemals enden?«
»Doch, es wird enden.« Rhys legte ihr seine Hände auf die Schultern. »Es wird enden, sobald wir unsere Feinde aus unserem Land vertrieben haben.«
Rhonwen schaute schweigend zu ihm auf. Rhys führte diesen Krieg nun schon so lange, dass man leicht vergaß, wie jung er war. Erst sechzehn, und seit frühester Kindheit waren ihm die Pflichten eines Erwachsenen aufgebürdet worden. Hatte er jemals ausgelassen gespielt? War er jemals fröhlich lachend über eine Wiese gerannt?
Sie legte eine Hand auf seine Wange und spürte den weichen Flaum, der noch kein richtiger Bart war. Verglichen mit ihm kam sie sich sehr alt und welterfahren vor. »0 Rhys«, murmelte sie.
Er legte seine Hand auf ihre und presste seine Lippen auf ihre Handfläche. »Es
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