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Der rollende Galgen

Der rollende Galgen

Titel: Der rollende Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vor, das Grauen, falls es sich hier in der Erde verborgen hielt, zu locken. Joseph mußte ihm dabei helfen, deshalb wandte er sich auch an ihn.
    »Wenn du dich in der Sagenwelt deines Volkes auskennst, dann müßten dir auch Beschwörungsformeln bekannt sein — oder nicht?«
    »Ich kenne sie.«
    »Auch die Totenformeln?«
    Joseph atmete durch die Nase. »Ich weiß, worauf du hinauswillst. Du mochtest die Geister der Verstorbenen locken. Du willst, daß sie sich uns zeigen.«
    »Richtig.«
    »Wir haben nicht das Recht, dies zu tun. Wir müssen ihnen die Gelegenheit geben, ihr Reich von allein zu verlassen. Erst dann können wir eingreifen, finde ich.«
    »Wie lange wird es dauern?«
    Joseph breitete die Arme aus. »Was ist schon Zeit, Suko! Eine Milliarde Jahre sind nicht mal ein Tropfen im Meer der Ewigkeit. Du verstehst, was ich damit sagen will?«
    »Natürlich. Nur geht es hier nicht Lim die Philosophie der Zeit. Ich denke da realistischer. Je früher wir dem Spuk ein Ende bereiten, um so besser ist es.«
    »Sie lassen sich von uns Menschen nicht…«
    »Da war etwas!«
    Suko hatte in die Worte des alten Indianers hineingesprochen. Er irrte sich nicht, das Geräusch war vorhanden gewesen, und er vernahm es noch einmal.
    Ein Zischen, als würde irgendwo Gas anströmen… Joseph nickte. Ein Zeichen, daß auch er das Geräusch vernommen hatte. Seine Augen waren größer geworden. »Gleich werden sie kommen«, sagte er leise. »Ich bin sicher, daß wir sie sehen werden.«
    Er ging einige Schritte zurück, um die Wand im Rücken zu spüren. Suko sah ihn nicht mehr. Er leuchtete in eint-andere Richtung. Wenn ihn nicht alles täuschte, war das Geräusch in der Mitte des Kellers ertönt.
    Wieder ließ er den Strahl wandern - und sah die feinen Streifen. Sie drangen aus dem Boden wie der zitternde Rauch einer Zigarre. Nur waren sie etwas breiter und fächerten auch stärker auseinander, aber sie blieben. Es gab auch keine Trennung mehr zwischen ihnen, sie verdichteten sich zu Wolken, die einen lautlosen Tanz aufführten, wobei sie einmal nach links, dann wieder nach rechts oder vor-und zurückschwangen, als wäre dies ein Zeremoniell.
    Das war es auch, wie Joseph sagte. »Es sind die Bewegungen des alten Totentanzes!« erklärte er mit leiser Stimme. »Jetzt kehren sie zurück, Suko. Sie haben das Reich der Toten verlassen.« Seine Stimme hatte sich gesteigert. »Komm, laß uns gehen…«
    »Nein, ich bleibe!«
    »Aber sie werden dich…«
    »Gar nichts werden sie, Joseph. Ich bin gekommen, um mich ihnen zu stellen oder sie zu vernichten.«
    »Das kannst du nicht!«
    »Doch!«
    Suko wußte zwar, daß Geister nicht zu fangen oder wie normale Personen in einen Käfig zu sperren waren, aber er wollte es dennoch versuchen, und zwar mit seiner Dämonenpeitsche.
    Joseph schaute ihm zu, wie der Inspektor die Peitsche hervorholte, einmal einen Kreis über den Boden schlug und die drei Riemen ausfahren ließ. Mit einem leisen Klatschen berührten sie den Boden, während sich der Nebel verdichtete und allmählich die Umrisse von Menschen annahm.
    Durchscheinend, plasmahaft, aus einem Stoff bestehend, den noch niemand analysiert hatte und über dessen Zusammensetzung nur spekuliert werden konnte.
    Die geisterhaften Schwaden blieben nicht zusammen. Sie drittelten sich. Suko, der genau beobachtete, ahnte schon etwas. »Standen nicht drei Gestalten auf dem Galgen?«
    »Ich habe keine gesehen.« Josephs Antwort klang gepreßt. Aus seinen Worten war auch die Furcht herauszuhören, die er empfand. Er mußte sich vorkommen wie der Zauberlehrling, der die Geister geholt hatte und sie nun nicht mehr loswurde.
    »Sie und Aconagua«, sprach Suko zu sich selbst und suchte nach Gesichtern. Schon des öfteren war er feinstofflichen Wesen begegnet. Oft hatte er trotz ihrer Durchlässigkeit Gesichter ausmachen und erahnen können. Bei diesen hier konnte er keine erkennen und nicht einmal irgendwelche Züge erahnen.
    Dennoch wollte er versuchen, sie mit der Peitsche zu attackieren. Die drei Riemen bestanden aus der Haut eines mächtigen Dämons namens Nyrana, der auch der Herr der Roten Hölle genannt worden war. Er hatte eine ungeheure Stärke und Widerstandskraft bewiesen, die nun innerhalb der Riemen zu finden war.
    Suko leuchtete noch einmal gegen die tanzenden feinstofflichen Wesen. Der Strahl erfaßte sie und drang gleichzeitig hindurch. Dabei wurde er verzerrt.
    Etwas traf Sukos Nacken.
    Ein kühler Luftzug, als hätte jemand hinter ihm die

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