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Der rollende Galgen

Der rollende Galgen

Titel: Der rollende Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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leiden. Die noch strahlende Bleistiftleuchte gab der Szenerie einen sehr gespenstischen Glanz. Die Männer wirkten wie künstliche Geschöpfe, deren Bewegungen gesteuert wurden. Mal streckten sie sehr langsam die Arme aus, dann wiederum bewegten sie sich zuckend. Die Geister arbeiteten in ihnen. Sie waren noch immer dabei, die Menschen voll und ganz zu übernehmen. Noch immer strömte der Nebel aus dem Boden. Suko lag weiterhin als Zuschauer dicht an der Wand. Er konnte nicht hoch, weil sein Körper paralysiert war.
    In seinem Nacken saß die Angst wie ein furchtbarer Druck. Schweiß strömte aus den Poren. Hin und wieder bewegte sich der Keller wellenförmig, als wollte er alle in eine schaurige Tiefe ziehen, aus der es kein Entrinnen gab.
    Suko konnte nichts tun. Es fiel ihm außerdem schwer, überhaupt noch beobachten zu können. Seine Glieder waren einfach zu schwer, wie mit Blei gefüllt. Dann standen sie auf.
    Mit sehr langsamen Bewegungen erhoben sich die drei Männer, in denen nun der Geist der längst hingerichteten Personen steckte. Sic hatten das Gehabe von Zombies an sich.
    Es gibt gewisse Merkmale, an denen die lebenden Leichen zu erkennen sind. Wenn sie aufstanden und dabei so aussahen, als würden sie wieder umkippen.
    Suko hörte auch die schlurfenden Schritte über den Kellerboden schleifen. Sie gingen aufeinander zu, berührten sich, tasteten sich ab und drückten sich voneinander weg.
    Suko hatte Schwierigkeiten, Luft zu holen. Auch mit seinem Gehör war einiges nicht in Ordnung. Er vernahm zwar die Worte, die gesprochen wurden, konnte jedoch nur Bruchstücke herausfiltern. Sie wollten den Keller verlassen. Einfach weg, um Aconagua zu holen, denn nur mit ihm zusammen konnten sie ihre Pläne durchführen. Er war der einzige, der noch fehlte.
    Und so gingen sie, ohne sich um Suko zu kümmern. Sie hätten ihn noch immer töten können, ohne eine Gegenwehr befürchten zu müssen, das taten sie nicht.
    Für Suko hatten sie kein Interesse. Sie ließen ihn liegen und gingen aus dem Raum.
    Noch einmal schleifte die Tür, bevor sie wieder ins Schloß fiel. Der Inspektor blieb allein zurück, aber noch immer sehr angeschlagen. Er konnte sich kaum bewegen, nur kriechen, jedoch schaffte es es nicht, auf die Füße zu kommen.
    So kroch er über den kalten Steinboden. Das Gesicht verzerrt, die Haut schmutzig. Er näherte sich dem Zentrum, aus dem auch der dünne Rauch gestiegen war und sich schließlich zu Wolken verdichtete hatte. Als leichter flatterhafter Dunst lag er noch über dem Boden, seine Wirkung aber hatte er verloren.
    Nicht bei Suko. Die Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht begannen, als er den Arm ausstreckte, um sich vom Boden abzustützen. Das gelang ihm nicht. Er hatte das Gefühl, in den Untergrund hineinzufassen. Es war nicht nur das Gefühl, es geschah tatsächlich. Plötzlich kippte der Inspektor weg, die Erde kam ihm vor, als bestünde sie aus weichem, dunklem Glas.
    Er riß weit die Augen auf, starrte in die Tiefe und glaubte, etwas erkennen zu können.
    Die Umrisse eines großen Gegenstandes, eines Galgens… Suko dachte darüber nach, wie es möglich war, daß er den Galgen überhaupt sah. Dabei achtete er nicht auf seine unmittelbare Umgebung und konnte nicht merken, wie er tiefer in das transzendentale Tor ins Jenseits hineingedrückt wurde.
    Suko war von den unheimlichen Jenseits-Kräften gefangengenommen worden. Sie hielten ihn in seinem Bann. Es waren Strömungen, denen er nichts entgegensetzen konnte.
    Sie wollten ihn, den Lebenden, ins Reich der Toten holen, wo bereits der Galgen wartete…
    Aus eigener Kraft konnte Suko es nicht mehr schaffen. In den folgenden Minuten würde er versinken.
    Er hatte Glück.
    Die Schritte hinter sich nahm er nicht wahr, auch nicht das heftige Keuchen des Mannes. Dafür spürte er, wie zwei Hände unter seine Achselhöhlen faßten und ihn auf die Beine zerrten. An seinem Ohr klang die zischende Stimme des alten Joseph.
    »Reiß dich zusammen, Junge. Reiß dich zusammen. Du kannst ihnen entkommen. Das Jenseits darf dich nicht schlucken. Gemeinsam werden wir es schaffen.«
    Der Chinese war einfach zu schwach, um eine Antwort geben zu können. Er überließ die Initiative allein Joseph. Und er schaffte es tatsächlich, den Kräften des Jenseits ein Schnippchen zu schlagen. Er zerrte Suko so weit hoch, daß dieser sich auf die Beine stellen konnte.
    Noch mußte ihn Joseph festhalten, weil Suko soiist umgekippt wäre. Der alte Mann hatte nach seinem

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