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Der rollende Galgen

Der rollende Galgen

Titel: Der rollende Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Keller.«
    Zum Abschied schlug ich gegen seine Handfläche und machte mich auf den Weg. Ich tauchte ein in den dunklen Gang. Suko und Joseph blieben zurück. Jetzt hörte ich nur mehr meine Schritte und deren Echos. Im Flur roch es nach Moder, Schmutz und scharfen Gewürzen. Es war so finster, daß ich selbst die Wände nur mehr erahnen konnte. Jetzt leistete mir die Taschenlampe gute Dienste.
    Ziemlich rasch hatte ich den Kellereingang erreicht. Im Schein der Lampe lag die Steintreppe.
    Ausgetretene Stufen, dafür ziemlich breit. Auch hier fuhr der Strahl über schmutzige Wände hinweg, ließ manche Spinnweben silbrig blitzen. Die Treppe hatte ich schnell überwunden. Ich orientierte mich kurz und dachte an Josephs Wegbeschreibung. Nach rechts mußte ich gehen, vorbei an den Kellerverliesen, die zu den einzelnen Wohnungen gehörten. Die meisten Türen bestanden aus primitiven Bretterverschlägen. Lange Holzlatten wurden von quergenagelten gehalten, damit sie so etwas wie eine Tür bilden konnten.
    Und eine bestimmte Tür, die eine Mauer teilte, suchte ich ebenfalls. Der Lampenschein durchschnitt die Finsternis. Ich ließ ihn wandern. Lautlos huschte er über Wände, den Boden und strahlte plötzlich gegen eine alte Mauer.
    Mein Ziel?
    Erst als ich den Schein nach links wandern ließ, erkannte ich die Für in der Mitte.
    Angeblich sollte sie offen sein. Ich hoffte darauf, daß sich Joseph nicht geirrt hatte.
    Einladend stand die alte Klinke vor. Ich drückte sie nach unten, zog an der Für und konnte sie tatsächlich öffnen.
    Zum erstenmal schaute ich in das Verlies, in dem Suko so verzweifelt gekämpft hatte. Aus seinem Bericht wußte ich, daß der Qualm aus dem Boden in der Mitte des Raumes gedrungen war.
    Darauf konzentrierte ich das Licht.
    Zunächst war nichts zu sehen, bis mir auffiel, daß die Stelle dort dunkler war als der übrige Boden. Mich überfiel so etwas wie ein Schauer der Ehrfurcht, als ich daran dachte, daß vor sehr langer Zeit hier ein Indianerhäuptling hingerichtet worden war.
    Seine Gebeine mußten tief unter mir vermodern.
    Der dunkle Fleck war das Zentrum.
    Es war ein Risiko, aber auch die große Chance. Wenn ich die Formel rief, konnte ich der anderen Seite ein Schnippchen schlagen; denn das Böse war hier aus der Erde gedrungen.
    Übesetzt hieß die Formel: Die Erde soll das Unheil halten, das Heil soll hier bleiben!
    Also das Böse für immer in der Tiefe.
    Ich holte mein Kreuz hervor. Die dünnen Glieder der Kette raschelten gegeneinander, so daß so etwas wie ein leichtes Klirren entstand. Matt schimmernd lag das Kreuz auf meiner offenen Handfläche. Eine Reaktion zeigte es nicht. Demnach wurde es noch nicht unmittelbar durch das Böse berührt.
    Ich wollte mich nicht in die tiefe Finsternis stellen und ließ deshalb die Lampe brennen.
    Nach einem innerlichen Stoß rief ich die lateinische Formel sehr laut und deutlich.
    »Terra pestem teneto - Salus hic maneto…«
    ***
    »Er bleibt lange weg«, sagte Joseph.
    Suko wunderte sich über diesen Kommentar. »Hat deine Rasse nicht ebenso wie meine gelernt, Geduld zu zeigen?«
    »Das schon, doch es kommt hier auf Sekunden an. Ich habe sie zwar nicht sehen können, aber ich spürte, daß sie dabei waren, die Grenzen zwischen den Reichen zu überschreiten. Sie werden kommen.«
    Der Inspektor hielt sich zurück. Was sollte er auch noch hinzufügen? Sie waren gezwungen, auf Sinclair zu warten oder auf die Dinge, die er durch sein Kreuz in Bewegung setzte. Im Block rührte sich nichts. Die Stille glich einem gewaltigen Tuch, das alles verdeckte. Nicht einmal das Tropfen eines defekten Wasserkrans war zu hören. Kein Knarren von Holz, kein Bewegen einer Tür, die Stille war fast absolut. Suko und Joseph hörten nur ihren eigenen Atem und den Herzschlag. Der Chinese lehnte seitlich an der Wand. Es gab keine Stelle an seinem Körper, die nicht vom Schweiß bedeckt war. Zudem hatte er den Eindruck, daß es mit zunehmender Dauer immer heißer wurde. Nicht ein frischer Luftzug wehte ihnen entgegen.
    Minuten vergingen.
    Jetzt schaute auch Suko öfter auf die Uhr. Er kannte den Weg schließlich und rechnete sich aus, daß John Sinclair längst das Ziel erreicht haben mußte.
    Joseph stand so dicht neben Suko, daß sich die beiden berührten. Deshalb merkte Suko auch etwas von der Veränderung des alten Mannes. Joseph zuckte urplötzlich und eigentlich grundlos zusammen.
    »Was ist?« zischte der Inspektor.
    Der Indianer mit dem Topfhut hob beide Arme an

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