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Der rollende Galgen

Der rollende Galgen

Titel: Der rollende Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hier?«
    »So ist es. Durch die Zerstörung meines kleinen Lebensraumes will man mir klarmachen, daß ich hier nicht mehr hergehöre und auch nicht geduldet werde. Das ist es.« Er ging durch den Raum, schüttelte den Kopf und machte den Eindruck eines Mannes, der alles nicht begreifen kann.
    Neben dem Fenster blieb er stehen. Er schaute hinaus. »Die Straße ist so ruhig.«
    »Hat das etwas zu bedeuten?«
    »Ich weiß es nicht, aber diese Nacht ist einfach anders.« Er drehte sich wiederum und wischte über die Stirn. »Soll ich noch versuchen, sie zu beschwören?«
    »Das wäre gut.«
    Er nickte uns zu. »Es ist nicht so einfach, weil ich dazu gewisse Dinge benötige.« Fast hilflos schaute er sich um. »Sie haben vieles zerstört. Ich muß die Dinge erst suchen.«
    »Was ist es denn? Wir können helfen.«
    »Ja, Suko, das wäre nett.«
    Er sprach von einem Buch, einer Salbe und auch von Pulver. Wir hatten Glück, daß wir die Dinge trotz der wilden Unordnung sehr rasch fanden. Gemeinsam räumten wir zwar nicht im Zimmer auf, schufen jedoch in der Mitte des Raumes einen genügend großen Platz, an dem wir uns niederlassen konnten.
    Ich schloß die Tür. Joseph hatte sich bereits im Schneidersitz auf den Boden gehockt. Der Deckel der Salbenschale war zerbrochen. Die Salbe selbst klebte noch im Unterteil. Sie war so fest wie Stauferfett. Joseph holte etwas von dem dunklen Zeug hervor, das er kreisförmig auf dem Boden verteilte. Im Mittelpunkt des Kreises hockte er. »Er ist der Ring, der alles schließt. Anfang und Ende sind in ihm vereint. Auch das Jenseits und das Diesseits. Nennt mir eine Religion, die den Kreis ablehnt.«
    Wir wußten keine.
    Er schmierte noch einmal eine Schicht auf die erste und gab weitere Erklärungen ab. »Diese ist sehr kostbar. Als Grundsubstanz ist das Fett eines alten Büffels genommen worden. Hinzu kamen Kräuter und Blut eines Gerechten.«
    »Wer ist denn gerecht gewesen?«
    »Es war ein Medizinmann, ein Schamane, der sich nicht scheute, sein Blut für die Salbe zu geben. Ich habe sie nur unter großen Mühen bekommen. In ihr ist einiges konzentriert. Es steckt die Weisheit von Jahrhunderten darin, sie kann ihren Zauber loswerden, wenn sie mit dem Pulver zusammengebracht wird und es mir auch gelingt, die Worte zu lesen. Ich werde versuchen, den Weg zwischen den beiden Welten herzustellen. Ob es klappt, weiß ich nicht; denn dieser Zauber gehört nicht zu den einfachen. Er ist sehr schwierig.«
    Wir schauten Joseph weiter zu, wie er die Schale außerhalb des Kreises abstellte und ein anderes Gefäß herbeiholte. Es war höher, glich einem kleinen Topf und bestand aus Metall. Auf ihm saß der Deckel ziemlich festgeklemmt. Joseph mußte zweimal ziehen, um ihn überhaupt in die Höhe zu bekommen.
    Endlich klappte es.
    Er ließ sich Zeit, ging vorsichtig zu Werke und verteilte ein dunkles Pulver auf den Fettkreis. Wir leuchteten ihm. Das dunkelrote Pulver stäubte.
    Nicht alles leerte er aus. Ungefähr die Hälfte blieb noch im Gefäß zurück.
    »Es reicht«, sagte er und nahm eine Kerze. Er zündete sie an, ließ das flüssige Wachs zu Boden tropfen und stellte die Kerze dort hinein. Das Wachs trocknete rasch, auch die Kerze blieb stehen. Joseph war zufrieden. Er zündete den Docht an.
    Die Flamme bekam eine ovale Form und ließ ihren Widerschein über das alte Gesicht des Mannes zittern. Es bekam einen anderen Ausdruck. Die Falten in der Haut wurden die breiteren Schatten, die sich auf dem gesamten Gesicht verteilten und es wie eine Maske aussehen ließen.
    Nur der rechte Arm bewegte sich, als Joseph zur Seite griff und das kleine Buch holte. Es war sehr alt. Sein Einband bestand aus Elchleder, wie er uns erklärt hatte. Er schlug das Buch auf und legte es so auf seine Oberschenkel. Noch einmal drehte er den Kopf, um uns anzuschauen.
    »Bitte«, sagte er, »ihr müßt mir helfen. Zündet das Pulver an und hofft mit mir zusammen, daß wir den Weg finden werden.«
    Ich holte mein Feuerzeug hervor, bückte mich, drehte mit dem Daumen über das Rad, die Flamme zuckte auf. Als ich die Hand kippte und das Feuer mit dem Pulver in Berührung kam, puffte es plötzlich auf. Ich zuckte zurück, rechnete mit einem Flammenring, sah aber nur das Glühen, das den gesamten Pulverkreis erfaßte.
    Es war ein ungewöhnliches Bild. Jedes einzelne Teilchen schien der Reihe nach und in gewissen, gleichbleibenden Abständen zu glühen. Nichts verbrannte, das Pulver blieb als rötlicher Ring. Es war

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