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Der Rosenmord

Der Rosenmord

Titel: Der Rosenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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gebrochen, und einer Eurer Brüder liegt tot darunter.«
    Nach kurzem, tiefem Schweigen forderte Radulfus ihn auf:
    »Sagt mir seinen Namen, wenn Ihr ihn wißt.«
    »Ich kenne ihn. Seit drei Jahren kommt er in den Garten, um die Rose für Frau Perle zu schneiden. Es ist Bruder Eluric, der Küster des Marienaltars.«
    Wieder ein Schweigen, ausgedehnter und tiefer. Dann fragte der Abt sachlich.: »Wann habt Ihr ihn dort entdeckt?«
    »Es muß zur Prim gewesen sein, Herr Abt, denn etwa zu dieser Stunde kam ich auf dem Heimweg an der Kirche vorbei.
    Ich bin sofort gekommen, aber der Pförtner wollte Euch während des Gottesdienstes nicht stören.«
    »Und Ihr habt alles gelassen, wir Ihr es vorgefunden habt?
    Ihr habt nichts berührt?«
    »Ich hob seinen Kopf, um sein Gesicht sehen zu können.
    Sonst nichts. Er liegt genau, wie ich ihn gefunden habe.«
    »Gut!« erklärte Radulfus und zuckte zusammen, als er dieses Wort für das richtige Verhalten des Mannes benutzte, wo doch alles andere falsch und schrecklich war.
    »Wartet noch einen Augenblick, ich will nach einigen Brüdern schicken, dann können wir zusammen zu Eurem Garten gehen.«
    Die Brüder, die er mit sich nahm – den anderen sagte er für den Augenblick noch nichts, nicht einmal dem Prior –, waren natürlich Anselm und Cadfael, die Zeugen der Abtei für den mit Judith Perle abgeschlossenen Vertrag. Sie allein hatten von Bruder Elurics Sorgen gewußt, und das gemeinsame traurige Wissen konnte in diesem Fall von einer gewissen Bedeutung sein. Der Beichtvater des jungen Mannes war durch sein Amt an sein Schweigen gebunden, zudem war Unterprior Richard ohnehin nicht der Mann, den Radulfus in einer düsteren Angelegenheit als Ratgeber bemüht hätte.
    Die vier Männer standen schweigend um Bruder Elurics Leiche und betrachteten den elenden Haufen schwarzen Tuches, die ausgestreckte Hand, den verstümmelten Baum und das blutige Messer. Niall hatte sich ein paar Schritte zurückgezogen, um sie allein zu lassen, doch er hielt sich aufmerksam bereit, alles zu beantworten, was sie vielleicht zu fragen hatten.
    »Der arme, gepeinigte Junge«, sagte Radulfus seufzend.
    »Vielleicht habe ich sein Leiden unterschätzt, vielleicht war seine Krankheit schlimmer, als ich ahnte. Er bat um Befreiung von seiner Aufgabe, aber anscheinend neidete er sie jedem anderen. Er hat den Busch und sich selbst zerstört.«
    Cadfael ließ den Blick über den Boden wandern. Sie standen einen Schritt von der Leiche entfernt, und seit Niall niedergekniet war, um das bleiche Gesicht in die Sonne zu drehen, war nichts verändert worden.
    »Seht Ihr die Sache so?« erkundigte sich Anselm. »Müssen wir ihn als Selbstmörder verdammen? Sosehr wir ihn auch bemitleiden?«
    »Was soll es sonst sein? Seine ungewollte Liebe muß so an ihm gefressen haben, daß er die Vorstellung nicht ertrug, ein anderer könne seinen Platz bei der Frau einnehmen. Warum sonst hätte er sich in der Nacht hinausstehlen und diesen Garten betreten sollen, warum sonst hätte er auf die Wurzeln des Baumes einhacken sollen? Und von dort aus war es in seiner Verzweiflung nur ein kleiner Schritt, nach den Rosen auch sich selbst zu zerstören. Was könnte ihr die Erinnerung an ihn tiefer und schrecklicher ins Gedächtnis brennen als ein solcher Tod? Ihr beide wißt genau, wie tief seine Verzweiflung war. Und dort liegt das Messer neben seiner Hand.«
    Es war kein Dolch, sondern ein gutes Messer mit langem Griff, scharf und schmal, wie es ein Mann aus tausend guten Gründen bei sich tragen kann – um bei Tisch das Fleisch zu schneiden, um Strauchdiebe auf einer Reise abzuwehren, um mit einem Wildschwein im Wald fertig zu werden.
    »Neben der Hand«, sagte Cadfael knapp, »nicht in der Hand.«
    Sie wandten sich vorsichtig, sogar hoffnungsvoll, zu ihm um.
    »Ihr seht, wie seine Hand in den Boden gekrallt ist«, fuhr er langsam fort. »Die Hand ist nicht verschmutzt, obwohl das Messer bis zum Griff blutig ist. Berührt seine Hand – ich glaube, Ihr werdet feststellen, daß sie bereits steif wird. Er hat das Messer nie gehalten, und wenn, wo ist dann die Scheide an seinem Gürtel? Kein vernünftiger Mann trägt ein solches Messer ohne Scheide mit sich herum.«
    »Aber möglicherweise ein Mann, der nicht bei Sinnen ist«, widersprach Radulfus traurig. »Schließlich brauchte er es ja, um den Rosenbusch zu verstümmeln.«
    »Was mit dem Rosenbusch geschehen ist«, erwiderte Cadfael fest, »wurde nicht mit dem Messer getan.

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