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Der rostende Ruhm

Der rostende Ruhm

Titel: Der rostende Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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seiner Tischlampe, umgeben von der völligen Stille der Nacht und seelisch nackt vor seinen eigenen Augen, fand er nichts, was unwahr war oder eine böswillige Verleumdung.
    Aber es war ein Signal! Die Öffentlichkeit machte sich Gedanken. Sie schwieg nicht mehr länger. Sie wollte neben der Theorie auch Handlungen, Tatsachen, greifbare Erfolge sehen. Bergh erkannte es, und er war bereit, den Beweis seiner Genialität zu erbringen.
    Er traute es sich zu. Immer und immer wieder bestätigte er es sich selbst: Du bist ein Genie!
    An diesem Abend noch rief er die Zeitung an. Der Chefredakteur, der gerade nach Hause gehen wollte, nahm noch schnell eine Gallenpille, als ihm der Sprechteilnehmer genannt wurde. Gabriele Orth nahm den zweiten Hörer.
    »Sie haben über mich berichtet«, sagte Bergh hart und herrisch. »Ihr Artikel ist eine Infamie! Ich habe jetzt nicht die Zeit und die Lust, Ihnen an dieser Stelle Erklärungen abzugeben. Schicken Sie mir übermorgen gegen Mittag dieses Fräulein Orth in die Klinik, damit ich ihr da sagen kann, was hier zu sagen ist!«
    Es gab einen kleinen Krach in der Leitung. Bergh hatte den Hörer auf die Gabel geworfen. Der Chefredakteur lächelte breit.
    Feierabend, dachte er.
    Es ist ein guter Tag gewesen …
    Gegen einundzwanzig Uhr dreißig schellte es an der Tür Professor Berghs.
    Erna, die aus der Küche kam, sah den Professor mit schnellen Schritten zum Eingang laufen. »Ich mache schon auf, Erna!« rief er dabei. »Stellen Sie zwei Flaschen Sekt kalt.«
    »Sekt?«
    »Fragen Sie nicht zuviel! Und kommen Sie nur herein, wenn ich Ihnen läute.« Es schellte wieder, länger, dringender, fast ungeduldig. Erna schloß ziemlich heftig die Küchentür hinter sich. Dann aber ging sie in die Knie und sah durch das Schlüsselloch in die Diele. Sie konnte gut die Eingangstür überblicken, die Garderobe und die Tür zum großen Wohnzimmer.
    Professor Bergh öffnete. Er stieß die Tür weit auf, als öffne er sein Haus ganz dem Besucher.
    Brigitte Teschendorff lächelte ihn aus großen Augen an. Sie hielt einen großen Rosenstrauß in der Hand – es war, als läge ihr Kopf in einem Polster roter Blüten.
    »Früher brachten die Kavaliere ihren Damen Blumen«, sagte sie, als sie in die Diele trat. »Heute ist es umgekehrt. Wie sich die Zeiten ändern – und die Moralbegriffe.«
    Sie schlüpfte aus ihrem Nerzmantel, sah kurz in den Spiegel, zupfte einige Spitzen der kastanienroten Haare zurecht, strich das enge Kleid über der Brust glatt und bewunderte ihre sich anbietende, reife Schönheit.
    In der Küche richtete Erna sich auf. Sie hatte genug gesehen. »Aas!« sagte sie halblaut. »Und dann Sekt!«
    Brigitte Teschendorff ging Bergh voraus in das große Zimmer. Sie kannte den Weg, sie hatte sich ihn genau gemerkt. Sie ging so selbstverständlich, als gehöre sie in das Haus. Sie setzte sich auf die niedrige Couch, schlug die langen Beine übereinander und lehnte den Kopf gegen die Wand. Mit halbgeschlossenen Augen beobachtete sie Bergh, wie er die Tür schloß und nervös an seiner Krawatte nestelte.
    »Ich habe mein Versprechen gehalten …«, sagte sie gedehnt. Sie lachte plötzlich und bog sich wie eine gestreichelte Katze. Dann sah sie ihn wieder mit großen, hungrigen Augen an und beugte sich im Sitzen vor. »Ich weiß, daß Sie mich lieben«, sagte sie leise. »Ich weiß, daß alles in Ihnen zu mir hindrängt. Sie könnten es gar nicht anders bei einer Frau, wie ich es bin … Aber Sie haben eine ungeheure Selbstbeherrschung, eine schon unmenschliche Energie. Ich will sie in Ihnen verbrennen – durch mich!«
    »Was haben Sie Ihrem Gatten gesagt?«
    »Mein Mann?« Sie winkte ab. »Wir sagen uns seit langem nicht mehr, wo und wie wir unsere Abende verbringen. Ich weiß, daß er eine Freundin in Baden besitzt. Sie hat hellblondes Haar, ist eine Friseuse und neunzehn Jahre alt. Ich fühle mich frei. Mein Mann hat eine Neunzehnjährige, meine und meines Mannes Tochter reitet, schwimmt, spielt Tennis und gibt ihre eigenen Cocktails-Parties. Um mich kümmert sich keiner – außer ich mich um mich selbst! Ist das nicht ein bißchen zu wenig für eine Frau, die leben will?«
    Professor Bergh antwortete nicht. Es war sinnlos, mit seinen konservativen Moralbegriffen reformierend in dieses Sichtreibenlassen einzugreifen. Er drückte auf den Klingelknopf und wartete stumm, bis Erna mit einer Flasche Sekt und zwei Gläsern ins Zimmer kam.
    Sie begrüßte Brigitte Teschendorff nicht, stellte die

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