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Der rostende Ruhm

Der rostende Ruhm

Titel: Der rostende Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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über das Gesicht strich, war es kalt, als habe es in Eis gelegen. »Ich verlange die sofortige Entlassung von Wortischek.«
    »Ich habe einen Vertrag auf Lebenszeit«, sagte Wortischek dumpf. Er sah Bergh nicht an. »Mich kann keiner entlassen – oder es kostet eine Stange Geld!«
    »Ich arbeite nicht mehr mit Wortischek! Er verläßt sofort die Klinik – oder ich verlasse sie!«
    Teschendorffs Blick streifte schnell seine Frau. Er sah Brigitte neben Bergh stehen, hoch aufgerichtet, wie ein Schildknappe neben dem kämpfenden Ritter. »Wir werden Wortischek aus der Klinik nehmen«, sagte er seufzend.
    Bernsteg hob die Hand. »Das bedeutet zweihunderttausend Schillinge Abfindung für Wortischek.«
    »Unmöglich!« sagte Baron v. Boltenstern laut.
    »Nicht unmöglich.« Direktor Bernsteg lächelte mokant. »Wenn der Anblick Wortischeks die zarte Seele des Herrn Professors stört, nehme ich ihn aus der Klinik weg. Er wird zu mir kommen – in die Registratur. Zufrieden, Herr Professor?«
    Bergh rang sich zu dem Kompromiß durch.
    »Ich verbiete ihm das Betreten der Stationen!«
    »Soweit es sich vermeiden läßt, natürlich.« Bernsteg lächelte breiter. »Ich glaube, wir können die Unterredung abbrechen. Die Ärzte haben zu operieren – die Verwalter zu rechnen. Beides ergibt ein gutes Krankenhaus.«
    »Ich verbitte mir Ihre makabre Ironie!« rief Professor Bergh.
    »Guten Tag.« Ohne sich weiter um Bergh zu kümmern, gab Direktor Bernsteg ostentativ freundlich Teschendorff und Baron v. Boltenstern die Hand; selbst dem stumm, mit dunklen Augen auf Bergh starrenden Wortischek reichte er die Hand hin und schüttelte sie sogar. Dann ging er auf sein Zimmer, als seien Brigitte und der Chefarzt überhaupt nicht vorhanden.
    Teschendorff übersah diese Mißachtung Berghs nicht. Er trat an den Arzt heran und quälte sich zu einer freundlichen Miene.
    »Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen«, sagte er wie zum Trost. »Wir werden immer bemüht sein, mit den anderen Kliniken Wiens Schritt zu halten und uns auch in Deutschland und in der Schweiz umzuhören. Was sein muß, wird selbstverständlich angeschafft werden. Nur einen übertriebenen Luxus können wir uns nicht leisten.« Er gab Bergh die Hand und wandte sich dann an seine Frau. »Kommst du mit?«
    »Nein!« sagte sie hart. »Ich bleibe!«
    »Wir haben heute abend Gäste. Vergiß es nicht.«
    »Es sind deine Gäste.«
    Josef Teschendorff vermied es, weiterzusprechen. Er wandte sich zur Tür, sah, wie Baron v. Boltenstern sich kurz vor Brigitte und Bergh verneigte, und verließ das Zimmer.
    Als die Tür wieder zuschlug, stützte Professor Bergh den Kopf in die Hände und schloß die Augen. Er spürte, wie Brigitte zärtlich über seinen Nacken strich, über seinen Kopf und die weißdurchzogenen Haare.
    »Warum sind sie plötzlich alle gegen mich?« fragte er leise. »Was habe ich ihnen getan?«
    »Du bist zu berühmt geworden, Martin.« Brigitte Teschendorff beugte sich herunter und küßte seinen Nacken. »Es gibt eine bestimmte Grenze der Berühmtheit, hinter der die Menschheit die Größe stürzen muß, um selbst nicht als zu winzig zu erscheinen.«
    »Aber ich will den Menschen doch nur helfen!« rief Bergh verzweifelt.
    Sie nickte und legte den Arm um seine Schulter.
    »Eben das ist das Schlimmste, was man ihnen antun kann.«
    Professor Bergh schaltete den Haussprechapparat ein und fragte: »Gibt es noch etwas, Fräulein Mayerfeld?«
    »Im Einlieferungszimmer wartet Fräulein Orth. Sie wissen doch, Herr Professor, die junge Dame …«
    »Ich komme sofort hinunter.«
    Bergh schaltete aus. Brigitte Teschendorff stand am Fenster und betupfte ihre Wangen mit einem dezenten rosa Puder. Als der Name Gabriele Orth fiel, sah sie über den aufgeklappten Puderdosendeckel zu Bergh. »Wer ist diese junge Dame? Ein ›akuter Fall‹?«
    »Ein Mädchen von der Presse. Ich hatte sie durch die Klinik führen wollen«, beendete er den Satz.
    »Warum denn?«
    »Sie hat über mich geschrieben, und ich wollte sie aufklären, was sich hinter der Fassade einer Klinik abspielt.«
    »Dazu hätte sie eben wunderbar Gelegenheit gehabt.« Brigitte Teschendorff schloß mit einem leisen Schnapplaut ihre Puderdose. »Ist sie hübsch?«
    »Es geht. Sportlich …«
    »Dein Typ?«
    »Ich habe keinen Typ«, sagte Bergh zerstreut.
    »Dann schick sie nach Hause, Martin.«
    »Warum? Ich habe dem Mädchen versprochen, ihr die Klinik zu zeigen und muß dieses Versprechen halten.« Er versuchte einen

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