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Der rostende Ruhm

Der rostende Ruhm

Titel: Der rostende Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den anderen Herren.
    »Wir sollten uns schämen«, sagte er leise. »Wenn wir überhaupt noch in der Lage sind, uns zu schämen …«
    Sie hatten die einzelnen Krankenstationen bereits besucht und kamen nun in die Abteilung, wo die schweren Fälle lagen, die Frischoperierten und die Hoffnungslosen.
    Ohne das Kuratorium zu fragen, hatte Bergh, so gut es ging, einen Bettengang für diese ständig unter Kontrolle stehenden Patienten ausgeräumt und zwei Schwestern für deren Betreuung eingeteilt. Er bezahlte sie jeden Monat aus der eigenen Tasche, finanziert durch die Gutachten, die er als Chefarzt laufend auszustellen hatte. In dem Antrag, der vom Kuratorium an diesem Tage ›zurückgestellt‹ wurde, tauchten diese beiden Schwestern unter der Rubrik ›Einstellung von neuem Pflegepersonal, sehr dringend‹ auf – auch dieser Punkt war gestrichen worden mit der Bemerkung, daß andere Krankenhäuser mit weniger Schwestern auch auskommen müßten.
    Gabriele Orth hatte auf den Stationen gesehen, mit welcher Verehrung und welchem Vertrauen die Patienten an Professor Bergh hingen, wie sie seinen Worten lauschten, als seien diese Medizin, die sie einnehmen mußten. Oberarzt Dr. Werth, Dr. Thoma – der sie mit einem Handkuß und mit Komplimenten überschüttete, bis ein Blick Berghs ihn stumm werden ließ – und auch die anderen Ärzte folgten ihnen. Es war eine Woge von weißen Kitteln, die von Zimmer zu Zimmer spülte, eine der typischen Chefvisiten, die damit zu enden pflegten, daß die Stationsärzte ungnädig den Chef weggehen sahen mit dem festen Bewußtsein, selbst die unfähigsten Ärzte zu sein.
    Als sie über den Gang der Sonderstation gingen, blieb Professor Bergh stehen. Auch Dr. Werth und Gabriele Orth hörten es, und die anderen Ärzte und ebenso die Schwestern.
    Irgendwo stöhnte laut ein Mensch. Dann wurde das Stöhnen zu einem Wimmern, zu einem heiseren Rufen, zu einem winselnden Schrei.
    Professor Berghs Kopf fuhr zu Dr. Werth herum.
    »Was ist das?«
    »Ich werde sofort feststellen lassen, Herr Professor …«
    »Bleiben Sie! Ich sehe selbst nach!«
    Wie ein witterndes Wild ging er an den noch geschlossenen Zimmertüren entlang. Dann fuhr er herum, zur anderen Seite des Ganges und blieb vor einer schmalen Tür stehen, über der auf einem Emailleschild deutlich ›Bad‹ zu lesen war. Mit einem Ruck riß er die Tür auf. Das unterdrückte Wimmern drang jetzt laut auf den Gang – es war das letzte, verzweifelte Aufbäumen eines Menschen vor der ewigen Nacht.
    »Dr. Thoma!« schrie Professor Bergh. Sein Gesicht war weiß wie die Wand, an der er stand. Gabriele Orth starrte ihn an. Auch Dr. Werth hielt den Atem an, als er das Gesicht Berghs sah. Dr. Thoma kam langsam nach vorn an die Badezimmertür.
    »Wer ist das?« fragte Bergh. Seine Stimme flatterte vor Wut.
    »Gestern nacht eingeliefert. Vierundzwanzigjähriger Mann. Motorradunfall. Schädelbasisbruch, Bruchöffnung der linken Schädelhälfte mit Gehirnaustritt. Wundversorgung, schmerzstillende Mittel. Eisbeutel.« Dr. Thoma schnarrte es herunter wie auf einem Kasernenhof die Meldung. Dann hob er die Schultern. Hoffnungslos, bedeutete das.
    »Und wie kommt der Mann in das Badezimmer?!«
    »Ich habe ihn gestern auf Zimmer vier gelegt.«
    »Schwester Lutetia!« rief Bergh.
    Die Stationsschwester rang die Hände. Sie kam nach vorn. Bergh war an das Bett getreten und hatte sich über den Wimmernden gebeugt. Als er sich wieder umwandte, war sein Gesicht schrecklich. Gabriele Orth mußte die Augen senken, um es nicht zu sehen.
    »Wo ist der Eisbeutel?!« schrie Professor Bergh.
    »Der Krankenpfleger –«, stotterte Schwester Lutetia.
    »Wer?«
    »Herr Wortischek …«
    »Was ist mit Wortischek …?«
    »Er hat gesagt: Rollen Sie den Mann ins Badezimmer, der geht sowieso in einer Stunde ab. Und den Eisbeutel sparen wir uns. Warum die Bettwäsche naß machen und versauen? Ist ja doch umsonst! – Und da habe ich das gemacht!«
    »Das haben Sie einfach gemacht?« brüllte Bergh.
    »Ja! Wo doch Herr Verwaltungsdirektor Bernsteg immer klagt, wir verbrauchten zuviel Material. Entweder müßten wir sparsamer sein, oder er müßte die Mehrausgaben am Essen wieder herausholen.«
    »Wortischek und Bernsteg sofort in mein Zimmer!« Die Stimme Berghs überschlug sich. »Und der Mann kommt auf ein Einzelzimmer! Jetzt gerade! Und sofort! Er soll hier nicht krepieren, sondern erster Klasse sterben!« Er stieß Dr. Thoma einfach zur Seite wie einen Holzknüppel, ließ

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