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Der rostende Ruhm

Der rostende Ruhm

Titel: Der rostende Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gabriele Orth und Dr. Werth und die anderen Ärzte stehen und rannte durch eine sich bildende Gasse weißer Kittel den Gang hinunter.
    »Wortischek und Bernsteg zu mir!« schrie er noch einmal.
    Am anderen Ende des Ganges pendelte die große Tür zum Treppenhaus auf.
    Brigitte Teschendorff kam herein und ging auf Professor Bergh zu. Er rannte sie fast um und wollte an ihr vorbei, aber sie hielt ihn am Ärmel seines weißen Mantels fest.
    »Was ist denn?« fragte sie. »Wie siehst du denn aus?«
    »Jetzt räume ich auf!« keuchte Bergh. »Bitte, laß mich los! Jetzt räume ich diesen Saustall hier auf.«
    »Warte damit, bis ich mit dir gesprochen habe.« Brigitte Teschendorff sah kurz hinüber zu Gabriele Orth. Ein Verwundern und ein gefährlicher Glanz traten in ihre Augen. »Du müßtest sonst alles zweimal machen. – Das Kuratorium ist im Haus – du kannst es gleich mit wegräumen.«
    Im Chefzimmer erwarteten ihn bereits Josef Teschendorff und Baron v. Boltenstern. Karel Barnowski, das dritte Vorstandsmitglied des Krankenhaus-Kuratoriums, war wütend nach Hause gefahren. »Ich mache dies nicht mehr mit!« hatte er nach der Aufhebung der Sitzung gerufen. »Das hier ist kein Krankenhaus mehr, sondern ein Krämerladen, der die Tüten einspart, um pro Verkauf einen Pfennig zu sparen.«
    »Das ist schön, daß Sie hier sind!« sagte Professor Bergh giftig, als er vor Brigitte Teschendorff in sein Zimmer stürmte. Er hatte sich in eine Erregung gesteigert, die durch keine Zurufe, durch keine besänftigenden Worte, durch keine logischen Gründe mehr zu lindern war. »Sie werden jetzt als Verantwortliche dieses Stalles – verzeihen Sie, aber das ist es! – erleben, daß ich nicht gewillt bin, diese katastrophalen Zustände mitzumachen!«
    »Die Zustände sind normal!« sagte Baron v. Boltenstern steif.
    »Natürlich sind sie normal!« tobte Professor Bergh. »Es sind die Zustände in achtzig Prozent aller Krankenhäuser! Aber wenn Ihnen bis heute noch nicht klargeworden ist, daß diese ›normalen Zustände‹ in keiner Weise mehr den Anforderungen der modernen Medizin, der neuen Ansicht von der Krankenpflege und vor allem der Krankenhygiene entsprechen, dann ist dies ein geistiges Armutszeugnis, das mich erschüttert!«
    »Herr Professor!« Josef Teschendorff sah kurz zu seiner Frau. Er bemerkte in ihren Augen die verachtendste Ablehnung, die er je von ihr gesehen hatte. Sie sah ihn an, als hasse sie ihn. »Seit Jahrzehnten sind die Krankenhäuser so gewesen«, fuhr er etwas unsicher fort. »Ihre übersteigerte Erregung macht eine klare Unterredung unmöglich.«
    »Ich habe allen Grund, mich zu erregen. Im Badezimmer liegt ein schwerer Unfall, den man einfach verrecken läßt! Auf Anordnung des Herrn Wortischek! Ein Krankenpfleger bestimmt, was mit den Patienten zu geschehen hat! Und der Verwaltungsdirektor steht als Graue Eminenz dahinter!«
    »Herr Bernsteg?«
    »Ich habe beide zu mir befohlen!«
    »Befohlen?« sagte Baron v. Boltenstern und zog die Augenbrauen hoch. »Ob das der richtige Ton ist?«
    »Den Ton in meinem Haus bestimme ich! Es wird heute klar herausgestellt werden, wer hier der Chef ist!«
    »Sie – für den ärztlichen Betrieb.« Baron v. Boltenstern zündete sich eine Zigarette an. »Die kaufmännische Leitung hat Herr Direktor Bernsteg. Wir müssen Arzt und Verwaltung trennen.«
    »Das heißt, daß ich als Chefarzt um jedes Handtuch, um jeden Verband, um jede Leukoplastrolle, um jede Injektionsnadel mit Herrn Bernsteg verhandeln und mir vielleicht noch sagen lassen muß: Herr Professor – Sie verbrauchen zuviel Bettwäsche! Sie verbrauchen zuviel Nähmaterial! Warum machen Sie eine Intubationsnarkose – der gute alte Äther tut's doch auch!« Professor Bergh hieb mit der Faust auf den Tisch. Sein schmales, blasses Gesicht war hochrot. »Wenn das so ist, verzichte ich auf den Chefarztposten bei Ihnen!«
    »Sie haben einen Fünfjahresvertrag unterschrieben«, sagte Teschendorff steif.
    »Ich werde ihn brechen!«
    »Ein Arzt kann nicht einfach seine Patienten verlassen, nur weil ihn der notwendige Verwaltungsakt stört«, sagte Baron v. Boltenstern.
    Brigitte Teschendorff trat einen Schritt vor. »Wenn ich ein Mann wäre, würde ich wissen, was ich tue!« sagte sie kalt. »Ich würde Sie aus dem Zimmer werfen, Baron!«
    »Brigitte!« rief Teschendorff warnend. Er sah, wie Baron v. Boltenstern mühsam nach Fassung suchte und seine Zigarette ausdrückte. Hinter Boltenstern standen große Güter und

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