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Der rostende Ruhm

Der rostende Ruhm

Titel: Der rostende Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Spiellaune. Bei dem Wetter …«
    »Ich wollte mit Ihnen über andere Dinge reden …«
    »Nach der Partie, lieber Professor! Wenn es um Golf geht, interessieren mich nicht einmal mehr die Aktienkurse. Und das will was heißen. Davon lebe ich! Los!«
    Gehorsam suchte Bergh sich einen Schläger aus.
    Teschendorff visierte das erste Loch an und übte einen Schlag neben dem Ball. »Sie haben den ersten Anschlag, Professor. Wenn Ihnen der Anzug zu unbequem ist, ziehen Sie ruhig die Jacke aus! Wir sind unter uns, und meine Frau ist da auch nicht kleinlich.«
    Bergh atmete tief durch. Ein paarmal. Dann wog er noch einmal den Schläger, stellte sich vor den Ball und schlug ihn mit einer kurzen Bewegung aus der Hüfte heraus über die Wiese. Er rollte bis kurz vor die Fahne, mit der das erste Loch markiert war. Es war ein Glücksschlag, weiter nichts.
    Teschendorff stützte sich verblüfft auf seinen Schläger. »Und da sagen Sie, Sie hätten es verlernt! Sie sind ein gefährlicher Gegner. Am Operationstisch für den Tod – auf dem Rasen für den Golfspieler.«
    »Sie vergessen die Gegnerschaft im täglichen Leben …«
    »Das sind Lappalien, Professor. Ich habe in einer Sondersitzung des Kuratoriums einiges geregelt. Sie waren zu dieser Zeit in Köln …«
    Teschendorff schlug. Der Ball fegte über den Teppichrasen und legte sich fast reibungslos neben den Ball Berghs.
    »Da sind wir wieder«, sagte Teschendorff. »Wir sind zwei gute Partner.«
    Bergh wurde es warm. Es war ihm unmöglich, in dieser Situation, in dieser Stimmung von Spielfreude und Kameradschaft, von Großzügigkeit und Vermittlerbereitschaft seine Sorgen und Wahrheiten so brutal vor Teschendorff hinzuwerfen, wie er es sich vorgenommen hatte. Er zog seine Jacke aus, riß den Schlips herunter und öffnete den Kragen.
    »So ist's richtig!« lachte Teschendorff und zeigte auf den Golfball. »Sie haben den Schlag.«
    Bergh schlug. Der Ball sauste über den Rasen und weit über die nächste Markierung hinaus. Teschendorff schüttelte den Kopf. »Nicht so stürmisch, Herr Professor, Sie sind eine impulsive Natur. Erregung und Freude sprengen bei Ihnen alle Maßstäbe.« Er sah lachend zu Bergh, der seinen Golfschläger dem Jungen zurückgab und sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn und aus dem Haaransatz wischte.
    »Wie kommt dieser Gesinnungsumschwung zustande?« fragte Professor Bergh.
    »Wir haben Ihre Arbeit immer zu schätzen gewußt …«
    »Nach der letzten mir bekannten Sitzung sah ich nur noch die Möglichkeit, meinen Posten zurückzugeben.«
    »Wir waren damals alle etwas nervös, lieber Professor. Der Föhn, oder was es sonst war … Selbst Baron v. Boltenstern hat zugestimmt. So charmant er sonst ist, beim Geld hört sein Wiener Charme auf und wird zur preußischen Sturheit. Aber diesmal sagte selbst er zu allem ja.« Teschendorff wog seinen Schläger in der Hand und ließ ihn dann surrend durch die warme Luft sausen. »Sie hatten eine verdammt harte und unnachgiebige Fürsprache, gegen die wir alle nicht ankamen.«
    »Das verblüfft mich.«
    »Meine Frau …«
    Bergh biß sich auf die Unterlippe. Er ahnte, daß hinter ihm, am Fenster des Seitenzimmers, Brigitte hinter der Gardine stand und ihnen, randvoll mit Wut und getretenem Stolz gefüllt, zusah und darauf wartete, daß Teschendorff den Golfschläger hinwarf und der Skandal begann. Statt dessen spielten sie zusammen, lachten und waren bester Laune. Sie würde es nicht verstehen.
    »Ihrer Gattin habe ich also alles zu verdanken?« fragte Bergh heiser.
    »Sie focht wie eine Tigerin für Sie. Ich war der erste, der ihr erlag – bei ihrer Überredungskunst und ihren weiblichen, überzeugenden Argumenten.« Teschendorff spielte den glücklichen Ehemann vollendet. Es war das gut eingeübte Spiel, das die Gesellschaft und die Öffentlichkeit als Wahrheit hinnahmen. »Als ich die Hälfte der Kosten übernahm, zogen die anderen nach. Vielleicht aus Beschämung – maßgebend ist, daß sie es taten.«
    »Sie haben privat die Kosten übernommen?« Bergh war bis ins Innerste beschämt. Er begann, Brigitte nicht mehr zu verachten, sondern zu hassen. Verachtung war zu milde für eine Frau, die die Anständigkeit eines Mannes ausnutzt.
    »Ich habe einen Kredit gegeben. Die Klinik wird ihn mir in kleinen Raten zurückzahlen.« Teschendorff's Hand fuhr abwinkend durch die Luft. »Aber das sind finanztechnische Dinge, die Sie nicht interessieren. Sie bekommen einen großen Teil Ihrer Wünsche

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