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Der rostende Ruhm

Der rostende Ruhm

Titel: Der rostende Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erfüllt, Sie können weiterhin – und ohne Bernstegs kleinliche Rechnerei – die Welt durch große Operationen überraschen. Ausschlaggebend für die Erfüllung war vor allem der Ruf, den Sie durch Ihre Persönlichkeit dem Krankenhaus bereits gegeben haben. Aus dem ganzen europäischen Ausland – sogar aus Australien – haben wir Anfragen bekommen. Sie werden das Schreiben morgen vorfinden.« Teschendorff gab seinen Schläger ebenfalls dem Jungen zurück. »Ich habe sogar gehört, daß die chirurgische Universitätsklinik uns um Sie beneidet. Ich dürfte Ihnen das gar nicht sagen, um Sie nicht eitel zu machen.«
    Professor Bergh knöpfte den Kragen seines Hemdes wieder zu und zog den Schlipsknoten hoch. Der Junge reichte ihm die Jacke. Was soll ich tun? dachte Bergh dabei. Er konnte jetzt nicht dem selbst glücklichen Teschendorff alles das sagen, was ihn hinaus nach Schloß Hainaue getrieben hatte. Er konnte Entgegenkommen und Freundschaft nicht mit der Eröffnung danken, daß er in seiner Schwachheit und Unsicherheit der Frivolität der Frau seines Gönners erlegen war und keinen anderen Ausweg mehr sah, als ins Ausland zu flüchten, um dort auf dem Fundament seines Ruhmes ein neues Gebäude mit glänzender Fassade und abbröckelndem Innenputz zu errichten.
    Teschendorff schüttelte bedauernd den Kopf. »Schade um die Partie. Ich hätte sie gerne zu Ende gespielt. Aber ich kann Ihnen nachfühlen, daß Sie jetzt sofort in die Klinik eilen.« Teschendorff legte Professor Bergh die Hand auf die Schulter. »Suchen Sie einen großen Raum aus, lieber Professor – übernächsten Monat kommt eine große Überraschung ins Haus.«
    »Noch eine?« fragte Bergh fast tonlos.
    »Sie bekommen eine Kobaltkanone …«
    Wie ein geprügelter Hund schlich Bergh wenig später aus dem Haus. Brigitte Teschendorff lauerte ihm an der Auffahrt auf.
    »Feigling!« sagte sie voll Verachtung. »Ich müßte mich schämen, so etwas geliebt zu haben …«
    »Es war nicht die letzte Aussprache!« rief Bergh wie in einem letzten Aufbäumen. Er war kalkig weiß im Gesicht.
    »Es wird keine neue mehr geben.« Brigitte sah ihn aus kalten, hassenden Augen an. »Und auch wir werden uns nicht mehr sehen …«
    Artur Sporenka war in seinem Element. Er thronte hinter seinem Schreibtisch, rauchte eine dicke Zigarre, brüllte ins Telefon, weil er nicht gestört werden wollte und begrüßte Gabriele Orth, die trotz aller Warnungen der Sekretärinnen ins Zimmer des Chefredakteurs kam, mit dem giftigen Satz:
    »Sie kennen doch den Bergh, Klein. Na – das ist eine Rübe! Da brauen wir einen Artikel zusammen, daß Neger vor Freude weiß werden! Und Sie schreiben ihn! Sie kennen den Knochensäger ja aus der Nähe! Das wird ein Sensatiönchen! Endlich kommt Leben in diese lahme Bude! Von Verkehrstoten allein kann eine Zeitung nicht leben. Und Morde sind seltener geworden.« Sporenka blies den Rauch seiner Zigarre an die Decke und machte wieder sein gallenkrankes Gesicht. »Wenn die Menschheit beginnt, brav und sittsam zu werden, können wir den Konkurs anmelden. Man lockt doch heute den Opa hinter dem Ofen nur durch einen handfesten Totschlag hervor!«
    Gabriele Orth hatte bei dem Namen Bergh auf die weiteren Auslassungen Sporenkas kein Interesse mehr verwandt. Sie riß sich die Baskenmütze von den nußbraunen kurzen Haaren und beugte sich über den Schreibtisch.
    »Was ist mit Professor Bergh?«
    »Der medizinische Wunderknabe ist ein Stänker und Blender!«
    »Das ist eine Infamie!« rief Gabriele. »Das ist …«
    »… das Tollste, was der ›Wiener Morgengruß‹ der Frau v. Dungofil und dem Herrn Bundesrat v. Figlmaier zum morgigen Frühstücksei serviert hat.« Sporenka rieb sich die Hände. Er war in einer Laune, die ihn vielleicht sogar für den Antrag einer Gehaltserhöhung empfänglich gemacht hätte.
    »Woher haben Sie den Dreck?« rief Gabriele Orth wütend.
    »Vier Briefe, Kleines. Vier voneinander unabhängige Briefe. Einer aus Wien, zwei aus Linz und einer aus St. Anton.«
    »Natürlich anonym …«
    »Wieso natürlich? Wenn vier Anonyme das gleiche schreiben, ist immer ein Quentchen Wahrheit an der Sache. Und wenn nichts dran ist – ein Fleck bleibt immer!«
    »Und das freut Sie, was? Sie – Sie –, mir fehlen die Worte.« Gabriele nahm die vier Briefe vom Tisch und las sie. Ihr Atem flog, in ihre Augen trat helle Empörung. »Solch eine Schmiererei nehmen Sie ernst?« tobte sie. »Das ist ja alles von einer Person geschrieben. Nur die

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